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06.10.2011 13:04

Finanzspritze für vier junge Schmerzforscherinnen

Meike Drießen Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    DGSS-Promotionsstipendien: Schmerz verstehen und behandeln

    Die Wirkung von Aspirin genauer verstehen, Langzeitfolgen von Schmerzmitteln reduzieren, chronische Bauchschmerzen lindern und das Schmerzempfinden im Gehirn modulieren: Bei der Bearbeitung dieser Fragen in ihren Dissertationen werden Kristina Geörg (Mannheim), , Celine Heinl (Wien), Sonja Müller-Tribbensee (Erlangen) und Magdalena Volz (Berlin)mit je 4.000 Euro unterstützt. Sie sind die diesjährigen Stipendiatinnen der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes. Die Stipendien wurden beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim verliehen.

    Kristina Geörg – Die Wirkung von Aspirin

    Salizylsäure, der Inhaltsstoff der weißen Weide (Salix alba), wurde schon vor vielen Jahren zur Behandlung von Schmerzen genutzt. Heute zählt die modifizierte Form Azetylsalizylsäure zu den am häufigsten verwendeten Wirkstoffen gegen Schmerzen, Entzündung und zur Blutverdünnung. Die seit vielen Jahren bekannte Wirkung der Azetylsalizylsäure beruht auf der Hemmung eines Enzyms, der Cyclooxygenase. Allerdings gab es immer wieder Hinweise darauf, dass dieser Mechanismus nicht ausreicht, um die gesamte Wirkung dieses Medikamentes zu erklären. So entstand die Theorie, dass Azetylsalizylsäure zusätzlich zur schon bekannten Blockade der Cyclooxygenase den TRPV1-Rezeptor hemmt – einen Rezeptor, der speziell für die Übertragung schmerzhafter Signale verantwortlich ist. In ihrer Promotionsarbeit versucht Kristina Geörg, diese Hypothese zu bestärken und den genauen Mechanismus dieser Wirkung zu erklären.

    Kristina Geörg, geboren 1987, studiert seit 2006 Medizin an der Universität Mannheim. Kontakt: tgeoerg@gmx.de

    Céline Heinl – Strategien gegen Schmerz durch Schmerzmittel

    Opioide sind die stärksten bekannten Schmerzmittel und aus der Schmerztherapie nicht mehr wegzudenken. Opioide können Schmerzen jedoch nicht nur lindern, sondern paradoxerweise nach dem Absetzten oder während chronischer Gabe auch ein erhöhtes Schmerzempfinden auslösen. Die Mechanismen, die hinter dieser so genannten Opioid induzierten Hyperalgesie stecken, untersucht Céline Heinl in ihrer Dissertation. Es konnte bereits gezeigt werden, dass verschiedene Wirkstoffe aus der Gruppe der Opioide schmerzverstärkende Mechanismen im Rückenmark anschalten; jedoch tun sie das nicht auf die gleiche Weise. Einige Stoffe führen zu einer indirekten Aktivierung eines Serotonin-Rezeptors, der die schmerzverstärkenden Mechanismen weiter steigert. Dieser lässt sich mit in der Klinik weit verbreiteten Medikamenten blockieren. Eine gleichzeitige Gabe des blockierenden Medikaments würde sich anbieten. Während sich die Forscher bisher ausschließlich auf die neuronalen Mechanismen der Opioid induzierten Hyperalgesie konzentriert haben, nehmen sie nun auch Immunzellen mit in den Blick, die daran beteiligt sein könnten. Sie erhoffen sich durch die Erforschung des Signalweges, durch den so genannte Gliazellen die Erregungsübertragung zwischen Nervenzellen nach der Gabe von Opioiden beeinflussen, neue Angriffspunkte zur Vorbeugung gegen die erhöhte Schmerzempfindlichkeit durch Schmerzmittel und vielleicht auch gegen die Opioidtoleranz.

    Céline Heinl, geboren 1981, studierte von 2001 bis 2007 Biologie an der FU Berlin und arbeitet jetzt an ihrer PhD-Arbeit an der medizinischen Universität Wien. Kontakt: celine.heinl@meduniwien.ac.at

    Sonja Müller-Tribbensee – Hoffnung für die Therapie chronischer Bauchschmerzen

    In Deutschland sind eine Viertel Million Menschen an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt. Ein weit größerer Teil der Bevölkerung (vermutlich 10-20%) leidet am Reizdarmsyndrom, das ohne erkennbare Entzündung dennoch starke Bauchschmerzen hervorruft. Beide Erkrankungen gehen mit einer erhöhten Empfindlichkeit von sensorischen Nervenfasern einher, die Schmerzreize verarbeiten. Patienten empfinden bereits auf physiologische Druckerhöhungen im Darm, wie sie beim normalen Verdauungs- und Ausscheidungsprozess vorkommen, starkes Unwohlsein oder gar Schmerzen. Die derzeit verfügbaren Schmerzmittel wie Aspirin oder Ibuprofen sind bei CED nicht geeignet, da sie einen akuten Schub verschlechtern oder provozieren können; beim Reizdarm wirken sie schwach oder gar nicht. Opioide besitzen ein umfangreiches unerwünschtes Arzneimittelwirkungsprofil, sodass neue Therapieansätze gefunden werden müssen, um Darmschmerzen besser behandeln zu können. Ein möglicher Angriffspunkt sind Ionenkanäle aus der TRP-Familie, die an der Verarbeitung mechanischer Reize im Darm beteiligt sind. Sonja Müller-Tribbensee beschäftigt sich mit der Frage, ob Mäuse, denen durch genetische Mutation bestimmte TRP-Rezeptorkanäle fehlen, weniger auf Druckschmerz im Dickdarm reagieren als normale Mäuse. Eine deutlich verminderte Schmerzfaseraktivität und Schmerzantwort konnte sie bei Mäusen feststellen, denen der TRPA1- und TRPV4-Rezeptor fehlte. Entsprechend gelang ihr die Reduktion der Schmerzantwort durch medikamentöse Blockade der jeweiligen Ionenkanäle, sodass ein neuer Therapieansatz bei Dickdarmschmerzen für klinische Studien bereitstünde. Im nächsten Schritt wird sie untersuchen, ob Mäuse, die schwere entzündliche Dickdarmschmerzen haben, auch von dieser Therapie profitieren.

    Sonja Müller-Tribbensee, geboren 1988, studiert seit 2008 Medizin in Erlangen. Kontakt: sonja.MT@gmx.de

    Magdalena Volz – Schmerzempfinden im Gehirn modulieren

    Es ist bekannt, dass die elektrische Stimulation des motorischen Kortex z. B. mit Gleichstrom effektiv zur Verringerung von Schmerzempfinden beiträgt, insbesondere bei chronischen Schmerzen. Die Aktivierung des motorischen Kortex lässt sich mittels transkranieller Magnetstimulation von außen bei Menschen messen. Ziel der Dissertation von Magdalena Volz ist es, nicht-apparative Methoden zur Aktivierung dieser komplexen neuronalen Netzwerke anzuwenden und dabei die Rolle des motorischen Kortex genauer zu untersuchen. Sie erforscht die Modulation von Schmerzempfinden bei gesunden Versuchspersonen, die verschiedene sensomotorische Aufgaben absolvieren müssen. Die Anforderungen zielen darauf ab, verschiedene Gehirnbereiche und komplexere neuronale Verarbeitungen zu beeinflussen, um so differenzierte Aktivierungsmuster des motorischen Kortex zu untersuchen. Die Aufgaben für die Versuchspersonen umfassen motorisches Lernen, einfache motorische Bewegungen, sensorisches Lernen und einfache sensorische Reize. Die Ergebnisse aus der Studie könnten wertvolle Information über die Rolle des motorischen Kortex und seine Beteiligung an der Schmerzprozessierung liefern und dazu beitragen, neue begleitende Schmerztherapien durch einen multimodalen Ansatz zu optimieren.

    Magdalena Volz, geboren 1986, studiert seit 2006 Medizin in Berlin. Kontakt: magdalena.volz@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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