idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Die meisten Medikamente nehmen wir in Form von Tabletten zu uns. Zuvor haben beschichtete Tabletten oder Dragees eine lange Reihe von Produktionsschritten durchlaufen, da sie bislang erst nach der Herstellung beschichtet werden. Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) entwickeln jetzt ein Verfahren, das die Beschichtung in den Herstellungsprozess integrieren und dadurch Zeit, Kosten und Materialien sparen soll. Mit 750.000 Euro wird das Projekt „in situ coating“ für drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
An Keksen und Süßigkeiten, die ähnlich beschichtet sind wie „Smarties“, wollen die Wissenschaftler das Verfahren in Zusammenarbeit mit einem Mentor aus der Industrie zunächst testen. „In situ coating soll dann aber vielseitig einsetzbar sein – zum Beispiel in der Pharmazie oder zur Herstellung von Düngemitteln“, sagt Projektleiterin Sandra Petersen vom Lehrstuhl für Thermische Verfahrenstechnik der MLU. Welche Stoffe bei der Herstellung denkbar sind, werden drei Doktoranden im Team erforschen.
„In situ“ heißt „vor Ort“ und beschreibt die entscheidende Innovation im Herstellungsprozess: "Die Tablette wird in einem Schritt – am selben Ort – geformt und beschichtet. Das Stoffgemisch wird so gesteuert gekühlt, dass es von außen nach innen zur Kristallisation kommt“, erläutert Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Ulrich. Gemeinsam mit dem Verfahrenstechniker Dr. Torsten Stelzer und Moritz Bradler vom Gründernetzwerk Univations hatte Ulrich beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Projektantrag gestellt. Vor kurzem wurde das Vorhaben in der Förderlinie „Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung“ bewilligt.
„Das neue Verfahren mischt die Stoffe quasi selbst und setzt sie beschichtet zusammen. Dadurch benötigen wir weniger Anlagen und sparen Zeit, Kosten und Material“, erklärt Stelzer. Bislang wird zunächst das Pulver hergestellt, granuliert oder kristallisiert, dann werden die einzelnen Tabletten gepresst und erst im Anschluss beschichtet und getrocknet. Die einzelnen Verfahrensschritte beim „in situ coating“ funktionieren bereits. „Für uns liegt die Herausforderung jetzt darin, diese Schritte in einen Gesamtablauf zu übertragen und zu perfektionieren“, sagt Torsten Stelzer.
Bis zum Frühjahr 2012 will das Team aus Pharmazeuten, Verfahrenstechnikern und Physikern verschiedene Modellsysteme entwickeln und damit erste Nahrungsmittel herstellen. Koordiniert wird das Vorhaben von der Apothekerin Sandra Petersen. In zwei Jahren wird das BMBF über die Fortführung des Projekts entscheiden.
Ansprepartner:
Dr. Torsten Stelzer
Thermische Verfahrenstechnik
Telefon: 0345 55 28403
E-Mail: torsten.stelzer@iw-uni-halle.de
Sandra Petersen
Thermische Verfahrenstechnik
Telefon: 0345 55 28410
E-Mail: sandra.petersen@iw-uni-halle.de
http://www.validierung-foerderung.de/vorhaben/in-situ - Informationen auf der Seite des BMBF
Dr. Torsten Stelzer und Sandra Petersen untersuchen eine Tablette mit dem Lichtmikroskop.
Foto: Maike Glöckner
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Chemie, Maschinenbau, Medizin, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).