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05.01.2012 15:03

Mäusespermien aus der Petrischale: Erfolg für deutsch-israelisches Stammzellforscher-Team

Dr. Christina Heimken Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Wissenschaftler gewinnen in der Petrischale Spermien aus Stammzellen von Mäusehoden

    Durchbruch in der Fruchtbarkeitsforschung: Wissenschaftlern aus Deutschland und Israel ist es gelungen, in der Petrischale Spermien aus Stammzellen von Mäusehoden zu gewinnen. „Wir haben unreifes Hodengewebe entnommen und in einem Nährmedium kultiviert“, erläutert Professor Dr. Stefan Schlatt vom münsterschen Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA). „Die Spermatogenese, also die Ausdifferenzierung der Spermien, fand dann außerhalb des Körpers statt.“ Ob sich in einigen Jahren auch aus menschlichen Stammzellen Spermien gewinnen lassen, ist noch unklar; für unfruchtbare Männer wäre das ein Lichtblick.

    Forscher des CeRA an der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und der israelischen Ben-Gurion-Universität des Negev in Be'er Scheva arbeiten bereits seit rund zehn Jahren in mehreren Arbeitsgruppen zusammen – auch bei der Studie, die von der deutsch-israelischen Stiftung für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung gefördert worden ist und deren Ergebnisse vor kurzem im „Asian Journal of Andrology“ veröffentlicht worden sind. Die Forscher kultivierten an beiden Forschungsstandorten Stammzellen aus den Hoden von jungen, noch unfruchtbaren Mäusen in einem mit dem Geliermittel Agar-Agar versetzten Nährmedium – und zwar nicht wie üblich auf flachem Nährboden, sondern in einem dreidimensionalen Medium.

    Das Gewebe rekonstruierte sich so, dass die Umgebungsbedingungen denen im Hoden sehr nahe kamen. Bis sich Spermien gebildet hatten, dauerte es mindestens 30 Tage. Das entspricht der Zeit, die auch im Mäusekörper benötigt wird; beim Menschen dauert die Spermatogenese etwa 64 Tage. Das neue Verfahren ist maßgeblich von Dr. Jan-Bernd Stukenborg, ehemals Doktorand bei Schlatt in Münster und nun Forscher am Karolinska-Institut im schwedischen Stockholm, entwickelt worden. Ob die Spermien den natürlich gebildeten Spermien entsprechen, ist allerdings nicht klar: „Es sieht so aus“, sagt Schlatt, „aber wir sind bisher nur den ersten Schritt gegangen und haben mit den Spermien noch keine Nachkommen gezeugt, um das nachzuweisen.“

    Falls sich das Verfahren übertragen lässt und alle Hürden genommen werden, kann die Medizin in Zukunft einigen unfruchtbaren Männern zu Spermien für die künstliche Befruchtung verhelfen – und auch Jungen helfen, die sich bereits vor der Pubertät aggressiven Therapien unterziehen müssen und deshalb kein Sperma für spätere künstliche Befruchtung einfrieren lassen können. Davor müssen aber noch weitere Versuche durchgeführt werden; bis zur Praxisanwendung würde es wahrscheinlich rund fünf bis zehn Jahre dauern. Der Erfolg ist aber ungewiss, so Schlatt. Angesichts der teils euphorischen Berichterstattung ausländischer Medien über den Forschungserfolg sagt er daher: „Ob wir menschliche Spermien bald auch so gewinnen können, wissen wir noch nicht. Es wäre unseriös, schon jetzt große Hoffnungen zu wecken.“

    Redaktion: Dr. Thomas Bauer (Telefon: 0251 83-58937, E-Mail: thbauer@uni-muenster.de)

    Originalliteratur:

    Mahmoud Abu Elhija, Eitan Lunenfeld, Stefan Schlatt und Mahmoud Huleihel (2011): Differentiation of murine male germ cells to spermatozoa in a soft agar culture system. Asian Journal of Andrology, doi:10.1038/aja.2011.112


    Weitere Informationen:

    http://www.nature.com/aja/journal/vaop/ncurrent/full/aja2011112a.html Originalartikel/Zusammenfassung (englisch)
    https://www.uni-muenster.de/forschungaz/person/12246 Prof. Schlatt in der WWU-Forschungsdatenbank


    Bilder

    Forscher des von Prof. Stefan Schlatt (hier in seinem Labor) geleiteten CeRA kooperieren bereits seit zehn Jahren mit der israelischen Ben-Gurion-Universität
    Forscher des von Prof. Stefan Schlatt (hier in seinem Labor) geleiteten CeRA kooperieren bereits sei ...
    Foto: WWU/FZ
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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