idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.03.2012 12:47

Weniger Komplikationen nach Stammzelltransplantation bei Kindern

Cordula Heinrich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Regensburg

    Das Medikament Defibrotide reduziert das Auftreten einer Lebervenenverschlusserkrankung und senkt dadurch das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen und die Sterberate nach Stammzelltransplantation. Studienergebnisse in THE LANCET veröffentlicht.

    Wenn Kinder z.B. aufgrund einer Leukämie-Erkrankung mit einer Stammzelltransplantation behandelt werden müssen, bekommen sie häufig schwere Nebenerkrankungen. Die sogenannte "Lebervenen-Verschlusserkrankung" (kurz VOD für veno-occlusive disease) ist eine der schwerwiegendsten Komplikationen. Sie kann zu multiplem Organversagen und zum Tode führen. Bei Kindern tritt sie doppelt so häufig wie bei Erwachsenen auf: durchschnittlich 20 Prozent der transplantierten Kinder und 10 Prozent der Erwachsenen sind betroffen. Die Wahrscheinlichkeit im Verlauf einer Stammzelltransplantation zu versterben, erhöht sich mit einer VOD um das Vierfache. Bisher gibt es keine etablierte, medikamentöse Vorbeugung und keine wirksame Standardtherapie.

    In einer Studie mit 360 Kindern und Jugendlichen in europaweit 30 Zentren, konnte unter der Federführung von Prof. Dr. Selim Corbacioglu, Leiter der Pädiatrischen Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation am UKR nun gezeigt werden, dass bei einer prophylaktischen Gabe des Medikaments Defibrotide weniger Komplikationen und Nebenwirkungen auftreten. Es konnte damit erstmalig in einer großen Studie gezeigt werden, dass Defibrotide in der Prävention gegen eine VOD wirksam ist und somit zur Standardtherapie werden könnte.

    Die Forschungsergebnisse wurden nunmehr mit einer Veröffentlichung in einer der wichtigsten medizinischen Zeitschriften, "THE LANCET" gewürdigt. Die Defibrotide Studie ist die bis dato größte und erfolgreichste klinische Therapiestudie der europäischen Fachgesellschaft EBMT (European Group for Blood and Marrow Transplantation) und wurde bereits mit dem van-Bekkum Preis ausgezeichnet.

    Ergebnisse der Studie im Einzelnen
    Die Studie zeigte, dass das Auftreten einer VOD im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich reduziert werden konnte. Außerdem konnten durch Defibrotide schwerwiegende Nebenwirkungen und die Sterblichkeit aufgrund einer VOD deutlich gesenkt werden. So trat z.B. ein Nierenversagen im Vergleich zur Kontrollgruppe sechs Mal seltener auf. Es konnte damit erstmalig in einer großen Studie gezeigt werden, dass Defibrotide in der Prävention gegen eine VOD wirksam ist und somit zur Standardtherapie werden könnte.

    Es wurde bestätigt, dass bestimmte Erkrankungen ein besonders hohes Risiko haben, nach Stammzelltransplantation an einer VOD zu erkranken. Dazu gehören die Osteopetrose, das Neuroblastom und das familiäre Hämophagozytose-Syndrom (HLH).

    Die Ergebnisse der Studie bekräftigen Vermutungen vorangegangener klinischer Untersuchungen und grundlagenwissenschaftlicher Arbeiten, dass Defibrotide seine Wirkung an den Endothelzellen entfaltet. Endothelzellen kleiden alle Gefäße aus und spielen bei allen entzündlichen, infektiösen und immunologischen Prozessen eine wesentliche Rolle. Defibrotide scheint die Aktivität dieser Zellen so zu verändern, dass lebensbedrohliche Prozesse moduliert und abgeschwächt werden. So könnte Defibrotide außerdem in der Prävention einer akuten Transplantat-Wirt-Reaktion (Graft-versus Host Erkrankung, GvHD) eine wesentliche Rolle spielen, da durch diesen einzigartigen Wirkmechanismus beide schwerwiegenden Komplikationen nach Stammzelltransplantation ohne eine generelle Unterdrückung des Immunsystems verhindert werden könnten.

    Citation:
    The Lancet, Online Publication; doi:10.1016/S0140-6736(11)61938-7


    Bilder

    Prof. Dr. Selim Corbacioglu
    Prof. Dr. Selim Corbacioglu
    UKR
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).