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14.03.2012 16:59

EHEC: Dauerausscheidern des Ausbruchsstamms O104:H4 kann geholfen werden

Rüdiger Labahn Informations- und Pressestelle
Universität zu Lübeck

    Antibiotikum Azithromycin führt zu einer Verkürzung der Ausscheidungsdauer – Lübecker Ergebnisse im renommierten Journal of the American Medical Association veröffentlicht

    Während des EHEC-Ausbruchs in Norddeutschland im Mai vergangenen Jahres stellten Lübecker Wissenschaftler fest, dass die Behandlung mit dem Antibiotikum Azithromycin bei Patienten mit der schweren Verlaufsform der EHEC-Erkrankung (HUS) zu einer Verkürzung der Ausscheidungsdauer des Ausbruchsstamms führte. Sie veröffentlichen ihre Ergebnisse jetzt in der aktuellen Ausgabe des renommierten Journal of the American Medical Association.

    „Association Between Azithromycin Therapy and Duration of Bacterial Shedding Among Patients With Shiga Toxin-Producing Enteroaggregative Escherichia coli O104:H4“, Martin Nitschke, Friedhelm Sayk, Christoph Härtel, Rahel Tabea Roseland, Susanne Hauswaldt, Jürgen Steinhoff, Klaus Fellermann, Inge Derad, Peter Wellhöner, Jürgen Büning, Bettina Tiemer, Alexander Katalinic, Jan Rupp, Hendrik Lehnert, Werner Solbach, Johannes K.-M. Knobloch. JAMA, March 14, 2012 – Vol. 307, No. 10, 1046-1052.

    Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe um die Lübecker Ärzte Martin Nitschke (Nephrologie), Friedhelm Sayk (Gastroenterologie) und Johannes Knobloch (Mikrobiologie) beobachte-te, dass nur 4,5 Prozent der Patienten mit einer Azithromycin-Therapie den Ausbruchsstamm EHEC O104:H4 über mehr als vier Wochen im Stuhl ausschieden, während mehr als 80 Prozent der Patienten ohne eine Antibiotikatherapie den Erreger nach vier Wochen weiterhin ausschieden. Nach sechs Wochen waren noch immer 57,7 Prozent der Patienten ohne Antibiotikatherapie Ausscheider des Erregers, während es in der mit Azithromycin behandelten Gruppe bereits nach fünf Wochen keinen einzigen Träger des Erregers mehr gab.

    Da viele Patienten auf Grund der Ausscheidung eines darmpathogenen Erregers in ihrem privaten und beruflichen Umfeld eingeschränkt waren, hat sich die Arbeitsgruppe entschlossen, diesen Patienten eine Therapie anzubieten, um den Erreger aus dem Darm der Patienten vollständig zu eliminieren. In einer ersten Studie konnte der EHEC O104:H4 bei 15 Patienten innerhalb weniger Tage dauerhaft entfernt werden, ohne dass schwere Komplikationen bei den behandelten Patienten auftraten. Nach der Therapie konnten alle Patienten in einen normalen Alltag zurückkehren. So konnten beispielhaft einige Lübecker Patienten ihre Berufstätigkeit uneingeschränkt wieder aufnehmen oder lange geplante Fernreisen antreten.

    Die Entwicklung einer neuen Therapie während der großen Belastungen des Ausbruchs ist eine erhebliche Leistung und verdeutlicht die Bedeutung der engen Kooperation zwischen Universität und Universitätsklinikum sowie der interdisziplinären ärztlichen Arbeit. Mit der neuen Therapie zur vollständigen Eliminierung (Eradikation) von EHEC-Erregern aus dem Darm von Dauerausscheidern wurden mittlerweile Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet behandelt.

    Der EHEC-Ausbruch des letzten Jahres war der bisher größte seiner Art und wurde ausschließlich durch den seltenen Stamm O104:H4 verursacht. Der Ausbruch betraf vor allem erwachsene Patienten, während bei anderen EHEC-Ausbrüchen häufiger Kinder betroffen waren.

    Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein werden 117 HUS-Patienten ambulant nach-betreut (Campus Lübeck: 63 HUS-Patienten). Die eigentliche Therapie ist abgeschlossen. Seitdem erfolgt für alle HUS-Patienten eine ambulante Nachsorge, um den Gesundheitszustand weiterhin zu kontrollieren. Einige, sehr wenige Patienten leiden noch an Symptomen wie dem Fatigue-Syndrom und geringen Eiweißausscheidungen über die Nieren bei normaler Nierenfunktion. Ansonsten gibt es keine dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Für viele Patienten war der Aufenthalt auf der Intensivstation allerdings eine traumatische Erfahrung, die sie noch belastet.

    Das Journal of the American Medical Association (JAMA) ist die weltweit am weitesten verbreitete medizinische Fachzeitschrift und steht mit einem Impact-Faktor von 30,011 (2010) unter den in der Kategorie „Allgemeine und Innere Medizin“ 153 erfassten führen-den Zeitschriften an dritter Stelle.


    Bilder

    Prof. Dr. Johannes K.-M. Knobloch
    Prof. Dr. Johannes K.-M. Knobloch

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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