idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.09.2012 09:37

Hilfsangebot für Jugendliche mit Essanfällen ausgebaut

Susann Huster Pressestelle
Universität Leipzig

    Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Adipositas-Erkrankungen in Leipzig baut sein Hilfsangebot für junge Menschen mit wiederkehrenden Essanfällen aus. Schon Kinder können betroffen sein, spezifische Hilfsangebote für diese Altersgruppe fehlen bisher allerdings. Deshalb bietet das IFB ein spezielles Coaching (BEDA) für Mädchen und Jungen ab 12 Jahre, für Jugendliche und junge Erwachsene bis 20 Jahre.

    Bei der Essanfalls- oder Binge-Eating-Störung (engl.: Binge-Eating-Disorder, BED) nehmen die Betroffenen wiederholt große Nahrungsmengen zu sich und haben das Gefühl, die Kontrolle über ihr Essverhalten zu verlieren. Danach leiden sie meist unter Scham- und Schuldgefühlen. Im Gegensatz zur Bulimia Nervosa (Ess-Brech-Sucht) steuern die Betroffenen einer Gewichtszunahme nicht durch Erbrechen, extreme Diäten oder exzessiven Sport entgegen, sodass langfristig auch Übergewicht entstehen kann. Rund drei Prozent der Jugendlichen leiden an einer BED - der häufigsten Essstörung im Jugendalter.

    Prof. Anja Hilbert, Leiterin der Verhaltensmedizin am IFB, beschreibt die Vorteile des Coachings für junge Patienten mit einer BED: "Darin trainiert jeder Jugendliche individuell mit seinem Coach, sein Essverhalten wieder in den Griff zu bekommen und den persönlichen Teufelskreis der Essanfälle zu durchbrechen. Das 4-monatige Coaching zielt auch darauf ab, die Einstellung zur eigenen Person und zum eigenen Körper zu verbessern und besser mit Stress und Problemen umzugehen."

    Jugendliche, die sich und ihren Körper negativ sehen, sind anfälliger für eine Essstörung wie z.B. die BED. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass 42 Prozent der Jungen und 53 Prozent der Mädchen zwischen 8 und 12 Jahren gerne schlanker wären, sogar ein Drittel der Normalgewichtigen hegt diesen Wunsch. Prof. Hilbert erklärt, warum diese Konzentration auf die Figur schädlich sein kann: "Die Kinder und Jugendlichen, die bislang am BEDA-Coaching teilnehmen, versuchen häufig intensiv abzunehmen, sind dabei aber sowohl übergewichtig als auch normalgewichtig. Häufiges Diäthalten und die Dauerbeschäftigung mit dem eigenen Gewicht und der Figur gehen Essstörungen oftmals voraus."

    "Die Ursachen für eine negative Einstellung zum eigenen Körper können individuell ver-schieden sein. Die Allgegenwart eines schlanken Schönheitsideals in den Medien kann die Überbewertung von Figur und Gewicht allerdings verstärken. Die eigene Person vornehmlich über diese Körpermerkmale zu definieren, kann besonders Jugendliche in Phasen der Identitätssuche destabilisieren und für die Entstehung von Essstörungen anfällig machen", erklärt Ricarda Schmidt, Psychologin im Coaching-Team. Deshalb verwundert es nicht, dass bereits 21 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren Symptome einer Essstörung zeigen.

    "Die Angebote zur Behandlung der BED in Deutschland entsprechen gerade bei Jugendlichen nicht dem tatsächlichen Bedarf. Als starke psychische Belastung und als Risiko für Übergewicht und Adipositas wurde diese Störung bisher vernachlässigt", unterstreicht Prof. Hilbert. Deshalb strebt das IFB Kooperationen mit Schulen, Ärzten und Einrichtungen für Jugendliche an. Das kostenlose Coaching-Angebot (BEDA) gibt es bundesweit erstmalig in Leipzig im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie.
    Betroffene Jugendliche oder deren Angehörige, die sich beim IFB melden, können auf absolute Vertraulichkeit bauen. Eine Überweisung oder die Angabe der Krankenkasse ist nicht notwendig.

    Interessierte und betroffene Kinder und Jugendliche können sich direkt ans BEDA-Coaching-Team wenden:
    • Telefon: +49 341 97-15363
    • E-Mail: info@ess-stress.de
    • Infos und Selbsttest: www.ess-stress.de und
    www.ifb-adipositas.de
    • Infomaterial für Schulen und Arztpraxen bestellbar
    über info@ess-stress.de

    Das IFB AdipositasErkrankungen ist eines von acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren, die in Deutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Es ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig (AöR). Ziel der Bundesförderung ist es, Forschung und Behandlung interdisziplinär so unter einem Dach zu vernetzen, dass Ergebnisse der Forschung schneller als bisher in die Behandlung adipöser Patienten integriert werden können. Am IFB AdipositasErkrankungen gibt es derzeit über 40 Forschungsprojekte. Zur Patientenbehandlung stehen eine IFB AdipositasAmbulanz für Erwachsene und eine für Kinder und Jugendliche zur Verfügung. Das IFB wird das Feld der Adipositasforschung und -behandlung in den nächsten Jahren kontinuierlich ausbauen.

    Doris Gabel

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Anja Hilbert
    Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB)
    AdipositasErkrankungen, Professur für Verhaltensmedizin
    Telefon: +49 341 97-15360
    E-Mail: anja.hilbert@medizin.uni-leipzig.de
    www.ifb-adipositas.de

    Doris Gabel
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit IFB
    Telefon: +49 341 97-13361
    E-Mail: presse@ifb-adipositas.de
    www.ifb-adipositas.de


    Bilder

    Bei der Essanfallsstörung (Binge-Eating) vertilgen die Betroffenen immer wieder große Mengen Nahrung in kurzer Zeit und haben das Gefühl, die Kontrolle über ihr Essverhalten zu verlieren. Foto: istockphoto / Mathew Ennis
    Bei der Essanfallsstörung (Binge-Eating) vertilgen die Betroffenen immer wieder große Mengen Nahrung ...

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).