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24.09.2012 06:00

Die Angst vor Schmerzen nehmen

Constanze Steinke Pressearbeit
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Universitätsmedizin baut Akutschmerzmanagement kontinuierlich aus

    Die Angst vor Schmerzen ist erfahrungsgemäß die größte Sorge von Patienten, die vor einer Operation und einem Krankenhausaufenthalt stehen. Seit fünf Jahren engagiert sich die Universitätsmedizin Greifswald vor diesem Hintergrund im „Qualitätsmanagement Akutschmerz“. Mit einem professionellen Akutschmerzmanagement unter Federführung der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin soll Patienten schon vor der Operation oder der Behandlung die Angst vor unnötigen Schmerzen genommen werden.

    Vor drei Jahren ist die Greifswalder Universitätsmedizin als erstes Universitätsklinikum in Deutschland vom Technischen Überwachungsverein (TÜV) Rheinland zertifiziert worden. Jetzt wurde das Gütesiegel erneut an die Greifswalder verliehen. Nur 60 von 2.200 Kliniken sind bundesweit auf ihr Schmerzmanagement überprüft und zertifiziert worden. Das Akutschmerzmanagement soll künftig Bestandteil des zentralen Qualitätsmanagements der Universitätsmedizin werden.

    Friedrich Diederich (Foto) aus Demmin ist ein typischer Patient der Universitätsmedizin. Im August musste sich der 80-Jährige einer Lungenoperation unterziehen. Schon im Vorfeld wurde er intensiv über die Möglichkeiten zur Schmerzlinderung nach dem Eingriff beraten. Während der Narkoseaufklärung wurde dem Patienten empfohlen, einen Katheter in der Nähe des Rückenmarks zu legen, mit dem die Schmerzmittel kontinuierlich und individuell dosiert verabreicht werden können. Dem stimmte Friedrich Diederich zu. Nach der komplikationsfrei verlaufenen Operation nutzte der Demminer sieben Tage das tragbare System, ohne dass seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurden. Zweimal täglich befragten Ärzte und speziell geschulte Pflegfachkräfte den Patienten nach der Wirksamkeit der schmerzreduzierenden Maßnahme. Friedrich Diederich konnte mit geringen Schmerzen seinen stationären Aufenthalt beenden und nach Haus entlassen werden. „Das ist natürlich der Idealfall“, sagt Oberarzt Dr. Andreas Jülich von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universitätsmedizin, der das Qualitätsmanagement Akutschmerz zusammen mit Prof. Taras Usichenko und Schwester Simone Schröder seit fünf Jahren in Greifswald betreut. „Die Patienten sollen sich möglichst schmerzarm bis schmerzfrei auf ihren Heilungsprozess konzentrieren können.“

    Offensiver Umgang mit den Schmerzen

    Die Erfahrungen aus dem seit Jahren etablierten Schmerzmanagement werden laufend genutzt, um dieses auszuweiten. Seit 2011 ist auch die gesamte Kinderklinik mit ihren fünf Stationen in das Projekt einbezogen. „Alle Patienten werden bei Aufnahme auf die Station von den Schwestern gezielt nach ihren Schmerzempfindungen befragt und über Möglichkeiten der Schmerzreduktion aufgeklärt“, erläuterte Jülich. „Wir bitten unsere Patienten nachdrücklich, auftretende Schmerzen umgehend zu melden und nicht aushalten zu wollen, wie es im Alter oft üblich ist. Früher hieß es ‚Stellen Sie sich nicht so an!‘. Das ist vorbei, wir wollen mit dem Schmerz offensiv umgehen, der Verdrängung entgegenwirken und somit direkt helfen.“

    Auf jeder Station gibt es Standards im Umgang mit dem Schmerz sowie eine schmerzbeauftragte Pflegekraft und einen schmerzbeauftragten Arzt. Diese sind für das Einhalten des Aufgabenkatalogs verantwortlich, schulen neue Kollegen und organisieren die notwendige laufende Weiterbildung.
    Das Schmerzmanagement beinhaltet die Schmerzmessung und Dokumentation, standardisierte Therapiekonzepte und festgelegte Handlungskompetenzen der einzelnen Berufsgruppen. Die Schmerztherapie umfasst medikamentöse und nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden.

    Zufriedene Patienten werden schneller gesund

    Umfragen unter Patienten haben ergeben, dass die Schmerzbehandlung neben der Behandlung der Grundkrankheit durch freundliches und kompetentes Personal einer der wichtigsten Gründe für die Krankenhauswahl ist. Der auf weitestgehende Schmerzfreiheit ausgerichtete Umgang mit den Sorgen und Ängsten der Krankenhausbesucher trägt wesentlich und nachweislich dazu bei, die Patientenzufriedenheit zu erhöhen, Komplikationen zu vermeiden und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus zu verkürzen.
    So wurde laut jüngster Auswertung im Rahmen der Re-Zertifizierung die Zufriedenheit mit der Schmerztherapie von den Patienten auf einer Skala von 1 bis 5 durchschnittlich mit 1,4 bewertet.

    „Es ist unser Anliegen, durch permanente Schulung diese guten Werte auf allen Stationen weiter zu verbessern. Sowohl bei den Patienten, die Schmerz nicht mehr aushalten müssen, als auch bei den betreuenden Kräften, die den Schmerz immer ernst nehmen müssen, hat in den letzten Jahren ein Umdenkprozess stattgefunden. Die Informations- und Aufklärungsarbeit muss fortgesetzt werden“, so Jülich. „Eine gute Kooperation zwischen allen behandlungsbeteiligten Berufsgruppen ist die Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des Schmerzmanagements.“

    Weitere Infos http://www.tuv.com/de/deutschland/gk/managementsysteme/medizin_gesundheitswesen/...

    Ansprechpartner Universitätsmedizin Greifswald
    Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
    Direktor: Prof. Dr. med. Michael Wendt
    Qualitätsmanagement Akutschmerz:
    Oberarzt Dr. med. Andreas Jülich
    Sauerbruchstraße, 17475 Greifswald
    T +49 3834 86-58 46/86-66 96
    E ajuelich@uni-greifswald.de
    http://www.medizin.uni-greifswald.de


    Bilder

    Sich Zeit nehmen - Dr. Andreas Jülich und Schwester Simone Schröder klären Friedrich Diederich über die Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie auf. Sie entscheiden sich zusammen für den Einsatz einer kleinen tragbaren Pumpe, über die während der ersten Tage nach der Operation die schmerzlindernden Medikamente verabreicht werden.
    Sich Zeit nehmen - Dr. Andreas Jülich und Schwester Simone Schröder klären Friedrich Diederich über ...
    Foto: UMG/Janke
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    regional
    wissenschaftliche Weiterbildung
    Deutsch


     

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