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09.11.2012 14:30

Wissenschaftliche Zahnmedizin schafft Erleichterungen für Patienten bei Diagnostik und Therapie

Markus Brakel Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.

    Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde präsentiert anlässlich des Deutschen Zahnärztetages neue Möglichkeiten bei der Versorgung

    09. November 2012 – Frankfurt a.M. Weniger ist mehr – für Patienten der Zahnmedizin führt diese volkstümliche Binsenweisheit auf wissenschaftlicher Basis dank neuer diagnostischer und therapeutischer Errungenschaften in verschiedenen Teildisziplinen der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zu spürbaren Verbesserungen. „Weniger Schmerzen – bessere Planung – geringere Belastung“ lautete das Thema der Wissenschaftlichen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) heute in Frankfurt a.M. Dabei wurden Beispiele für solche Entwicklungen aus den Bereichen Zahnerhalt, Diagnostik und Regenerativer Zahnmedizin vorgestellt.

    Minimalinvasive Kariestherapie in der Zahnerhaltung
    Minimalinvasive Kariestherapie beginnt nicht mit dem Bohrer - jeglicher Ansatz zur Kariesprävention ist bereits Kariestherapie. Während die Restauration lediglich Zahnhartsubstanz ersetzt – und zwar sowohl kariöse als auch wegpräparierte, gelingt es der Prävention schon viel früher anzusetzen. Dies ist vor allem im Hinblick auf den so genannten „Redentistry-Cycle“ sehr bedeutend für den effektiven Schutz der Zahnhartsubstanz.
    Minimalinvasive Kariestherapie bedeutet auch, über innovative Ansätze wie z.B. die Kariesinfiltration nachzudenken, denn die Schonung gesunder Zahnhartsubstanz bleibt das oberste Gebot. Alle präventiven Möglichkeiten finden jedoch im Moment ihre therapeutische Grenze zu dem Zeitpunkt, wenn eine Kavitation auftritt, und das ist noch immer recht häufig. Dann erfolgt die korrekte, ebenfalls unter weitgehendem Schutz gesunder Zahnhartsubstanz durchgeführte Füllungstherapie.
    Während man noch vor 15 Jahren glaubte, Minimalinvasivität beschränke sich exklusiv auf die Präparation von Kavitäten, wissen wir heute, dass wahre Minimalinvasivität auf vier Säulen beruht: 1. Schonende Exkavation: Jede Läsion soll so exkaviert werden, als sein man selbst der Patient. Das heißt, es wird so vorsichtig vorgegangen, dass eine iatrogene Schädigung der vitalen Pulpa unwahrscheinlich ist. Hier sind Polymerbohrer sehr hilfreich, um potenziell remineralisierbares Dentin zu belassen. 2. Defektbezogene Präparation: Es muss so viel gesunde Zahnhartsubstanz wie nur irgend möglich belassen werden, um den Zahn nicht überproportional zu schädigen und die Effektivität restaurativer Prozesse zu verbessern. 3. Nachhaltige Füllungstherapie: Je länger die Restauration hält, desto später muss sie unter weiterer Opferung gesunder Zahnhartsubstanz ausgetauscht werden. 4. Reparabilität: Nur mit Hilfe effektiver Reparaturen gerade zahnfarbener Restaurationen können die Punkte 2 und 3 effektiv umgesetzt werden. Es muss nicht jede teildefekte Restauration komplett erneuert werden. Innovative Reparaturstrategien helfen dabei, auch im (Teil-)Versagensfall ein Maximum an gesunder Zahnhartsubstanz zu erhalten. Denn ZahnErhaltung heißt nicht nur Zähne erhalten, sondern vor allem auch Zahnhartsubstanz erhalten.
    Univ.-Prof. Dr. Roland Frankenberger (Direktor der Abteilung für Zahnerhaltungskunde, Med. Zentrum für ZMK, Philipps-Universität Marburg / Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung)

    Digitale Planung und Therapie
    Die CAD/CAM Technologie hat seit gut mehr als zehn Jahren ihren festen Platz in Zahnmedizin und Zahntechnik zur Herstellung von unterschiedlichsten dentalen Rekonstruktionen.
    In den letzten Jahren wurden im Rahmen der digitalen Zahnmedizin bedeutsame Weiterentwicklungen durchgeführt. So wurde die digitale Volumentomographie eingeführt, die eine wenig strahlenbelastende dreidimensionale Darstellung der knöchernen Strukturen der Schädelregion ermöglicht. Desweiteren wurden verschiedene Verfahren zur optischen Abformung vorgestellt, die dreidimensionale Datensätze der Zahn- und Kieferregionen erstellen und anstelle der herkömmlichen Abformverfahren eingesetzt werden können. Diese und andere Entwicklungen ermöglichen dem Zahnmediziner heute, Patientenfälle mithilfe unterschiedlicher Softwares auf dem Computerbildschirm zu Beginn der Behandlung virtuell zu analysieren und die notwendige Therapie dreidimensional zu planen. Diese Planung kann dann anhand z.B. gedruckter oder stereolithographisch erstellter Schablonen in die Behandlungssitzung bzw. in die Chirurgie übertragen werden.
    Werden alle diese Datensätze zukünftig mit einer 3-D Fotografie des Patienten vereint, besteht die Möglichkeit, einen „virtuelle Patienten“ zu erstellen und dies zur Planung und Besprechung der Behandlung mit den jeweiligen Patienten einzusetzen. Auf diese Weise wird zukünftig eine möglichst wenig invasive und die Patienten wenig belastende Umsetzung der geplanten Behandlung gewährleistet werden können.
    PD Dr. Irena Sailer (Oberärztin und wissenschaftliche Abteilungsleiterin, Klinik für Kronen- und Brückenprothetik, Teilprothetik und zahnärztliche Materialkunde, Zentrum für Zahnmedizin, Universität Zürich, Schweiz / Gastprofessorin am Department of Preventive and Restorative Sciences, School of Dental Medicine der University of Pennsylvania in Philadelphia, USA)

    Was können regenerative Materialien leisten – und was nicht?
    In der heutigen Zeit halten regenerative Materialien immer mehr Einzug in die Medizin bzw. Zahnmedizin. Sowohl in der Zahnmedizin für die Hart- und Weichgeweberegeneration (u.a. GBR-, bzw. GTR-Membranen, Schmelz Matrix Proteine, Knochenersatzmaterilaien), als auch für die Defektrekonstruktion nach Trauma oder Tumorresektion in der Oral- bzw. MKG-Chirurgie stellen neuartige Biomaterialien (u.a. individuell gefräste allogene Knochenblöcke, individuelle Schädelimplantate) eine mögliche Alternative zu avaskulären Knochentransplantaten oder mikrovaskulären Fibula-, Skapula- und/ oder Beckenkammtransplantaten dar. Nach wie vor sind diese Transplantate der Goldstandard. Nachteile dieser Technik sind u.a. die Entnahmemorbidität in der Spenderregion, die komplexen Operationen mit langen OP-Zeiten und langem Krankenhausaufenthalt und die daraus resultierenden gesundheitlichen und finanziellen Belastungen für die Patienten.
    Es gibt neuartige und bereits etablierte regenerative Materialien, die ihren Einsatz in der Geweberegeneration finden. U.a. Biomaterialien auf textiler Basis (N-Fibroin-, PDLLA-, PGA- und PVDF-basiert), Keramiken (u.a. HA, ß-TCP und/oder Gemische) oder neuartige Mg-Scaffolds, die mittels Funkenerosion hergestellt werden.
    Ebenfalls werden neuartige Oberflächenbeschichtungen der regenerativen Materialien (zur Optimierung der Zellnische) und die funktionelle Kopplung von Zytokinen (mittels drug delivery systemen oder Plasmiden), zwecks Erhöhung des regenerativen Potentials der Materialien, verwendet. Auch der Einsatz dieser Materialien im Tissue engineering oder zellbasierte Therapieansätze (u.a. mesenchymale/ embryonale Stammzellen oder dentale Puplastammzellen) sind möglich.
    Die aktuellen Biomaterialien, die im Augenblick in der Zahnmedizin/Medizin auf dem Markt sind, sind dennoch kritisch zu hinterfragen. Es existieren aber erfolgversprechende, also mit realistischem klinischem Umsatzpotential, versehene Entwicklungen.
    Univ.-Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets (Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Forschung in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf / Gastdozent an der Universität Bremerhaven)


    Weitere Informationen:

    http://www.dgzmk.de Weitere Informationen


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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