idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.01.2013 10:42

Gleichstromsimulation als Behandlungsoption für depressive Patienten

Dr. Ellen Katz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Tübingen

    Menschen mit Depressionen gelingt es meist nur schlecht, den Einfluss negativer Informationen auf ihr Denken und Empfinden zu begrenzen. Diese mangelnde Selbstkontrolle über die Verarbeitung negativer und belastender emotionaler Signale wird als eine wesentliche Ursache depressiver Erkrankungen betrachtet und ist von einer geringeren Aktivität des linken Stirnhirns begleitet.

    Prof. Dr. Christian Plewnia von der Tübinger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Dr. Dipl.-Psych. Larissa Wolkenstein von der Abteilung Klinische Psychologie der Universität Tübingen konnten mit der aktuell im renommierten Wissenschaftsjournal Biological Psychiatry veröffentlichten Studie zeigen, dass es durch die Steigerung dieser beeinträchtigten Aktivität im linken Stirnhirn mit transkranieller Gleichstromstimulation gelingt, dieses Defizit der kognitiven Kontrolle bei Patienten mit Depressionen zumindest vorübergehend in der Zeit der 20-minütigen Stimulation zu beseitigen.

    Bei der transkraniellen Gleichstromstimulation wird ein schwacher elektrischer Strom verwendet, der für den Patienten kaum spürbar ist, aber eine aktivierende Wirkung auf den stimulierten Hirnbereich haben kann. Bei den depressiven Patienten, die an der Tübinger Untersuchung teilnahmen, wurde wie erwartet eine stärkere Ablenkung durch emotional bewegende im Vergleich zu emotional neutralen Abbildungen festgestellt, was zu schlechteren Leistungen in einem einfachen Gedächtnistest führte. Diese erhöhte Ablenkbarkeit durch emotionale Informationen ließ sich unter der Behandlung mit transkranieller Gleichstromstimulation nicht mehr feststellen. Die Patienten mit Depression haben mit der Stimulation die Fähigkeit wiedererlangt, den erhöhten Einfluss emotionaler Informationen auf ihr Denken und Handeln zu kontrollieren und unterschieden sich damit nicht mehr von den gesunden Versuchspersonen.

    Mit diesen Erkenntnissen kann die Wirkweise antidepressiver Hirnstimulation wie z.B. auch der transkraniellen Magnetstimulation besser verstanden werden. Diese Verfahren können damit in Zukunft gezielter und effektiver eingesetzt werden. Bestätigt sich ihre Effektivität in weiteren klinischen Studien, werden sich antidepressive Hirnstimulationsverfahren neben der Psychotherapie und der medikamentösen Behandlung als weitere Möglichkeit zur Behandlung von depressiven Störungen etablieren.



    Originaltitel der Publikation

    Wolkenstein L, Plewnia C. Amelioration of Cognitive Control in Depression by Transcranial Direct Current Stimulation. Biol Psychiatry. 2012 Dec 6. doi:pii: S0006-3223(12)00898-0. 10.1016/j.biopsych.2012.10.010. [Epub ahead of print]

    Medienkontakt

    Universitätsklinikum Tübingen
    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
    Prof. Dr. Christian Plewnia
    Osianderstr. 24. ,72076 Tübingen
    Tel. 07071/29-8 61 21, Fax 07071/29-59 04
    E-Mail christian.plewnia@uni-tuebingen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).