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21.01.2013 11:29

Der Darm als Spiegel der Stoffwechsel- und Herzgesundheit?

Susann Huster Pressestelle
Universität Leipzig

    Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen beteiligt sich ab 2013 an dem neuen, internationalen Forschungsprojekt METACARDIS. Darin erforscht ein Konsortium von 14 Forschungszentren und -unternehmen aus Frankreich, Deutschland, England, Dänemark, Schweden und Belgien wie die menschliche Darmflora mit Herz- und Stoffwechselerkrankungen zusammenhängt.

    In der Forschung gibt es bislang keine tiefer gehenden Erkenntnisse zur Wechselwirkung zwischen Darmflora (Mikrobiom) und Herz- oder Stoffwechselerkrankung. Es wird aber immer deutlicher, dass die sehr große Zahl von Bakterien in unserem Darm eine größere Bedeutung für die kardio­metabolische Gesund­heit hat, als bisher angenommen. Mit 12 Millionen Euro fördert die Europäische Union das über fünf Jahre angelegte multizentrische Forschungsprojekt METACARDIS (Meta­genomics and Integrative Systems Medicine of Cardiometabolic Diseases).

    Darmflora unter der Lupe
    Durch klinische und experimentelle Studien untersuchen die Forscher im METACARDIS-Projekt, wie sich die Darmflora bei Studienteilnehmern mit unterschiedlichen Graden metabolischer und kardiologischer Erkrankungen unterscheidet. Dafür wird allein das IFB Untersuchungs­daten von über 600 Probanden liefern. Eine spezielle Analyse der Stuhl­proben mit einer ge­netischen Bestimmung der Darmkeime und Messung vieler Stoffwechsel­produkte ist das Herzstück der Studie. Dadurch wird eine völlig neuartige Beschreibung der individuellen Darmflora möglich.

    Grundsätzlich ist die Darmflora des Menschen mit 400 bis 500 verschiedenen Bakterien­spezies bestimmt durch die menschlichen Gene und die Keime, mit denen der Einzelne konfrontiert war. Deshalb gibt es innerfamiliär vergleichbare Darmfloren. Bekannt ist außerdem, dass bei übergewichtigen Patienten weniger Arten von Darmbakterien vor­kommen als bei Normalge­wichtigen. Auch wächst das Verständnis, wie die Darmflora durch Nahrungszusammensetzung oder Antibiotika beeinflusst werden.

    Diesen Beobachtungen gehen die METACARDIS-Forscher auf den Grund, in dem sie die Wechselwirkungen prüfen zwischen dem Mikrobiom bzw. seinen Veränderungen und der Entwicklung von Erkran­kungen wie Adipositas (krank­haftes Übergewicht), Typ2-Diabetes, Arteriosklerose, Blut­hochdruck sowie Herzschwäche. Diese sehr häufigen Erkrankungen hängen ursächlich stark miteinander zusammen. Diabetes etwa entsteht häufig als Folgeerkrankung einer Adipositas. Starkes Übergewicht führt oft zunächst zum metabolischen Syndrom (Blut­ochdruck, Fettstoffwechsel- und Blutzuckerstörungen), das wiederum langfristig in Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen mündet.

    Therapien mit Hilfe der Darmflora?
    Ziel von METACARDIS ist deshalb die gemeinsamen, krank machenden Faktoren und Ver­läufe für die genannten Erkrankungen zu identifizieren. Darüber hinaus soll heraus­gefunden werden, welche Eigenschaften der Darmflora auf ein erhöhtes Erkrankungs­risiko hinweisen und wie sie therapeutisch beeinflusst werden kann. Prof. Dr. Michael Stumvoll, wissenschaftlicher Leiter des IFB, betont die Chancen, die METACARDIS für die Patientenbehandlung eröffnet: "Es gibt zukunftsweisende Ideen, wie man das Mikrobiom günstig beeinflussen kann. Die Nahrungsmittelindustrie denkt ja schon länger nach über Präbiotika, also Bakterien in der Nahrung, und über Probiotika zum Beispiel in Jogurt, die das Bakterienwachstum gezielt fördern. Ganz neu und erstaunlich wirksam sind Ansätze, Stuhl von gesunden Probanden auf metabolisch kranke zu übertragen. Dadurch haben sich zwölf Wochen später bei den Empfängern tatsächlich viele Faktoren des Metabolischen Syndroms deutlich verbessert."

    Derzeit ist allerdings noch nicht geklärt, wie sich eine "günstige" Darmflora zusammen­setzt, mit welchen Bakterienstämmen und in welchen Ver­hältnissen. METACARDIS wird zur Klärung dieser Fragen beitragen. Erkenntnisse aus der klinischen und Grundlagen­forschung könnten zukünftig zu völlig neuartigen Behand­lungswegen der Adipositas und assoziierter Folgekrankheiten wie Insulinresistenz, Fettleber, Diabetes und Arteriosklerose führen.

    Das IFB AdipositasErkrankungen ist eines von acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren, die in Deutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Es ist eine gemeinsame Einrichtung der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig (AöR). Ziel der Bundesförderung ist es, Forschung und Behandlung interdisziplinär so unter einem Dach zu vernetzen, dass Ergebnisse der Forschung schneller als bisher in die Behandlung adipöser Patienten integriert werden können. Am IFB Adipositas­Erkrankungen gibt es derzeit über 40 Forschungsprojekte. Zur Patientenversorgung stehen eine IFB Adipositas­-Ambulanz für Erwachsene und eine für Kinder und Jugendliche zur Verfügung. Das IFB wird das Feld der Adipositasforschung und -behandlung in den nächsten Jahren kontinuierlich ausbauen.

    Doris Gabel

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    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Michael Stumvoll
    Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen
    Telefon: +49 341 97-13380
    www.ifb-adipositas.de

    Doris Gabel
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit IFB
    Telefon: +49 341 97-13361
    E-Mail: presse@ifb-adipositas.de
    www.ifb-adipositas.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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