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28.02.2013 11:56

Weltnierentag 2013 steht unter dem Motto „Akutes Nierenversagen vermeiden!“

Dr. Bettina Albers Pressearbeit
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)

    Unter dem Motto „Akutes Nierenversagen vermeiden“ startet die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) gemeinsam mit der Deutschen Nierenstiftung und dem Verband Deutscher Nierenzentren e.V. zum Weltnierentag am 14. März 2013 eine großangelegte Informationskampagne. Fast eine halbe Million Informationsflyer liegen in Apotheken zahlreicher Bundesländer aus, um wichtige Präventionsmaßnahmen für die Gesunderhaltung der Nieren zu kommunizieren.

    Neben dem häufigen chronischen Nierenversagen, einer langsamen Abnahme der Organfunktion, ist das akute Nierenversagen ein ernstzunehmendes Problem. Während das chronische Nierenversagen teils eine Alterserscheinung ist, aber auch häufig in Folge eines Diabetes mellitus oder von Bluthochdruck auftritt, spricht man von akutem Nierenversagen, wenn Nieren innerhalb weniger Tage oder Stunden mehr als ca. 50% ihrer Funktion (Entgiftung und Entwässerung) verlieren. Das kann durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden, z.B. durch Blutverlust und Schockzustände nach Unfällen, durch schwere Infektionen mit Blutvergiftung (Sepsis), aber auch durch Medikamente oder Flüssigkeitsmangel. Je älter der Patient ist und je mehr Begleiterkrankungen vorliegen, desto größer ist generell das Risiko für ein akutes Nierenversagen, dieses Risiko ist aber besonders erhöht, wenn der Betroffene zuvor bereits eine eingeschränkte Nierenfunktion hatte.

    Bei einem akuten Nierenversagen (ANV) handelt es sich immer um einen lebensbedrohlichen Zustand. Oft ist eine intensivmedizinische Behandlung, in einigen Fällen auch eine vorübergehende maschinelle Blutwäsche (Dialyse) notwendig. Die Prävalenz des ANV bei Patienten auf der Intensivstation liegt bei 5-35%, bei septischem Schock sogar bei bis zu 50% [1]. Die Angaben zur 30-Tages- bzw. Kliniksmortalität schwanken ebenfalls von Studie zu Studie, sie liegen je nach Schweregrad und Ursache des ANV bei <10% bis zu 76% im septischen Schock [2]. Auch nach erfolgreicher Therapie haben die Betroffenen trotz wiedererlangter Nierenfunktion ein deutlich erhöhtes Risiko, später ein chronisches Nierenleiden zu entwickeln (8-69% je nach Schweregrad und Ursache des ANV [3]) und dauerhaft dialysepflichtig (1-35% [3]) zu werden. Selbst das 10-Jahres-Überleben von Patienten, die ein ANV erlitten haben, ist schlechter als bei vergleichbaren Patienten ohne ANV: Je nach Schweregrad des durchgemachten ANV liegt der Risikoquotient (Hazard Ratio) zu versterben bei 1,23-2,14 [4]. Auf Grund dieser Gefahren sollten Patienten mit ANV nicht nur in der Akutphase von einem Nephrologen (mit)behandelt, sondern auch einem Nephrologen zur Nachbetreuung zugewiesen werden.

    Die Prävention eines akuten Nierenversagens ist nur bedingt möglich, aber folgende Maßnahmen helfen, das Risiko zu reduzieren:

    - Mit einem „Nieren-Check“, der ab einem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre beim Hausarzt durchgeführt werden sollte, können Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion frühzeitig entdeckt werden. Die Mitbetreuung beim Facharzt kann dann das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten oder zumindest verlangsamen und auch das Risiko eines plötzlichen akuten Nierenversagens reduzieren.

    - Für viele Medikamente ist bei einer eingeschränkten Nierenfunktion eine Dosisanpassung bzw. eine Überwachung der Nierenfunktion erforderlich. Im Zweifelsfall sollte dies mit dem Nephrologen besprochen werden. So sollten Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion eine längerfristige oder hochdosierte Einnahme von Schmerzmitteln (auch freiverkäuflichen wie z.B. Ibuprofen, Diclofenac) vermeiden, da diese Substanzen bei vorgeschädigten Nieren ein akutes Nierenversagen auslösen können.

    - Wichtig ist darüber hinaus, eine Dehydration zu vermeiden. Bei älteren Menschen, vor allem wenn sie entwässernde Medikamente (Diuretika) einnehmen, oder auch bei Erbrechen und Durchfall kann es bei unzureichender Trinkmenge zu einem akuten Nierenversagen kommen. Generell sollte daher ausreichend getrunken werden. Sonderfälle sind Patienten mit Herzinsuffizienz, die zu Wasseransammlungen neigen (in den Lungen oder Beinen). Sie sollten die Höhe der Flüssigkeitszufuhr mit dem Arzt absprechen. Gleiches gilt für Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung, besonders wenn die Urinproduktion reduziert ist. Hier kann ein Nephrologe individuell die optimale Trinkmenge berechnen.

    - Eine typische Situation, in der präventive Maßnahmen möglich sind, ist zudem das kontrastmittelinduzierte Nierenversagen (hervorgerufen durch jodhaltige Röntgenkontrastmittel). Da in der Regel der Zeitpunkt der Kontrastmittelgabe im Voraus geplant werden kann, ist bei Risikopatienten, das sind vor allem Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, fast immer eine sogenannte Kontrastmittel-Prophylaxe (mittels Infusion) möglich. Voraussetzung ist, dass die Einschränkung der Nierenfunktion dem Patienten und den behandelnden Ärzten bekannt ist (siehe Punkt 1).

    Diese Präventionsmaßnahmen werden auf dem Informationsflyer zum Weltnierentag, der ab Anfang März dank Unterstützung zahlreicher Landesapothekerverbände und der Firmen Amgen, BBRaun und cellpharm in vielen Apotheken ausliegt, laiengerecht und verständlich beschrieben. Die DGfN hofft, damit das Bewusstsein für die Gesunderhaltung der Nieren in der Öffentlichkeit zu schärfen und durch die Bekanntmachung von Präventionsmaßnahmen die Inzidenz von Nierenerkrankungen perspektivisch zu senken.

    Literatur
    [1] www.kdigo.org/clinical_practice_guidelines/pdf/KDIGO-AKI-Suppl-Appendices-A-F_March2012.pdf, Seite 15
    [2] www.kdigo.org/clinical_practice_guidelines/pdf/KDIGO-AKI-Suppl-Appendices-A-F_March2012.pdf, Seite 19
    [3] www.kdigo.org/clinical_practice_guidelines/pdf/KDIGO-AKI-Suppl-Appendices-A-F_March2012.pdf, Seite 51f
    [4] www.kdigo.org/clinical_practice_guidelines/pdf/KDIGO-AKI-Suppl-Appendices-A-F_March2012.pdf, Seite 17f

    Für weitere Informationen, Hintergrundgespräche und Interviews steht Ihnen unser Pressesprecher, Prof. Dr. Jan Galle, zur Verfügung. Kontakt bitte über die Pressestelle: presse@dgfn.eu


    Weitere Informationen:

    http://www.dgfn.eu


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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