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06.06.2013 11:47

Zuverlässiger Marker für Herzinfarkt-Risiko

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Ob Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen von Stent oder Bypass profitieren, zeigt eine spezielle Untersuchung der Herzdurchblutung im Magnetresonanztomographen / Studienergebnisse des Universitätsklinikums Heidelberg und des Deutschen Herzzentrums Berlin mit rund 3.000 Patienten tragen dazu bei, unnötige Eingriffe zu vermeiden sowie Risikopatienten zu erkennen / Veröffentlichung im „Journal of the American College of Cardiology“ (JACC)

    Wann sollten verengte Herzkranzgefäße umgangen bzw. geöffnet werden, wann reicht eine medikamentöse Behandlung aus? Diese Frage lässt sich mittels einer speziellen Untersuchung im Magnetresonanztomographen (MRT) zuverlässig beantworten, wie eine aktuelle Studie der Universitätskliniken Heidelberg und Berlin mit 3.138 Patienten gezeigt hat: Traten unter medikamentöser Stimulation des Herzens trotz verengter Herzkranzgefäße keine Durchblutungsstörungen auf, war die Prognose der Patienten für die kommenden drei Jahre gut; ein interventioneller oder chirurgischer Eingriff brachte keine weitere Verbesserung. Patienten, bei denen die Blutversorgung des Herzens beeinträchtigt war, hatten dagegen ein deutlich höheres Herzinfarkt-Risiko. Sie profitierten gleichwertig von Bypass oder Gefäßstütze. Die Ergebnisse wurden jetzt im „Journal of the American College of Cardiology“ (JACC) veröffentlicht.

    Das gemeinsame Projekt der beiden renommierten Herzzentren ist die bisher größte Studie, in der mit Hilfe der MRT die prognostische Aussagekraft von Durchblutungsstörungen am Herzen untersucht wurde. „Die Ergebnisse tragen dazu bei, unnötige Eingriffe am Herzen zu vermeiden und gleichzeitig bei Risikopatienten schneller und präziser zu reagieren“, erklärt Studienleiter Professor Dr. Grigorios Korosoglou, Oberarzt der Abteilung Kardiologie, Angiologie und Pneumologie (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Hugo A. Katus) am Universitätsklinikum Heidelberg.

    Fortschreiten der Koronaren Herzerkrankung verzögern oder aufhalten

    Bei der Koronaren Herzerkrankung sind die Blutgefäße, die den Herzmuskel versorgen, verengt. Ist ein Herzkranzgefäß schließlich vollständig verstopft, kommt es zum Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod. Die Koronare Herzerkrankung kann derzeit nicht geheilt werden, denn die Ablagerungen in den Herzgefäßen lassen sich nicht entfernen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, ihr Fortschreiten zu verzögern oder aufzuhalten: Früh erkannt, können Medikamente, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung weitere Ablagerungen eindämmen. In fortgeschrittenem Stadium müssen die Kranzgefäße allerdings mittels Gefäßstütze (Stent) im Rahmen eines Kathetereingriffs geöffnet bzw. chirurgisch durch einen Bypass umgangen werden.

    „Für die weitere Therapie ist es wichtig, die Prognose bzw. das Herzinfarkt-Risiko des Patienten zu kennen“, sagt Korosoglou. Mit Hilfe einer Herzkatheter-Untersuchung können Kardiologen zwar sehr genau bestimmen, wie stark die Herzkranzgefäße verengt sind. Sie sehen daran aber nicht, wie gut die einzelnen Areale des Herzmuskels noch durchblutet werden – und davon hängt das individuelle Herzinfarktrisiko ab.

    Bei allen Studienteilnehmern waren die Herzkranzgefäße verengt. Die Patienten erhielten während der MRT-Untersuchung das Arzneimittel Dubutamin, das den Herzschlag wie bei körperlicher Belastung erhöht. Dabei braucht das Herz mehr Sauerstoff; Engpässe in der Blutzufuhr machen sich dann besonders deutlich bemerkbar, etwa durch eine gestörte Bewegung des Herzmuskels. Alle Patienten wurden mit der medikamentösen Standardtherapie, 17 Prozent von ihnen in den ersten drei Monaten nach der MRT-Untersuchung mit Stent oder Bypass (Revaskularisierung) versorgt.

    Nur Risikopatienten profitieren von Stent oder Bypass

    Bei guter Blutzufuhr erlitten nach drei Jahren rund zwei Prozent, nach sechs Jahren ca. acht Prozent der Patienten einen Herzinfarkt oder Herztod. Dagegen lag das Risiko für Patienten mit diagnostizierter Durchblutungsstörung, die weiterhin nur medikamentös behandelt wurden, nach drei Jahren bei rund 18 Prozent, nach sechs Jahren bei 36 Prozent. „Durchblutungsstörungen, die sich unter Dobutamin-Belastung im MRT zeigen, eignen sich daher sehr gut, um das Risiko für Infarkt oder Herztod einzuschätzen“, so Korosoglou.

    Erhielten Patienten mit Durchblutungsstörungen innerhalb von drei Monaten einen Stent oder Bypass, verbesserte sich ihre Prognose deutlich: Ihr Herzinfarktrisiko sank auf sieben Prozent nach drei Jahren und zehn Prozent nach sechs Jahren. Patienten ohne Durchblutungsstörung des Herzmuskels profitierten dagegen nicht von einem solchen Eingriff, ihr Herzinfarktrisiko blieb gleich. „Wir empfehlen daher, Patienten, bei denen trotz Verengungen der Herzkranzgefäße keine Durchblutungsstörungen im Stress-MRT auftreten, bis auf Weiteres konservativ-medikamentös zu behandeln, ein chirurgischer oder interventioneller Eingriff ist nicht nötig“, sagt Korosoglou. „Allerdings sollte die Untersuchung nach drei Jahren wiederholt werden.“ Die Ergebnisse decken sich mit denen multizentrischer Studien zu dieser Fragestellung, in denen zum Teil andere Diagnoseverfahren zum Einsatz kamen (z.B. COURAGE nuclear substudy, FAME 2 trial).

    Literatur:
    Kelle S, Nagel E, Voss A, Hofmann N, Gitsioudis G, Buss SJ, Chiribiri A, Wellnhofer E, Klein C, Schneeweis C, Egnell C, Vierecke J, Berger A, Giannitsis E, Fleck E, Katus HA, Korosoglou G. A bi-center cardiovascular magnetic resonance prognosis study focusing on dobutamine wall motion and late gadolinium enhancement in 3,138 consecutive patients. J Am Coll Cardiol. 2013 Jun 4;61(22):2310-2312. doi: 10.1016/j.jacc.2013.02.063.
    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0735109713012989
    COURAGE-Studie: Shaw LJ, Berman DS, Maron DJ et al. Optimal medical therapy with or without percutaneous coronary intervention to reduce ischemic burden: results from the Clinical Outcomes Utilizing Revascularization and Aggressive Drug Evaluation (COURAGE) trial nuclear substudy. Circulation 2008;117:1283-91.
    FAME 2-Studie: De Bruyne B, Pijls NH, Kalesan B et al. Fractional flow reserve-guided PCI versus medical therapy in stable coronary disease. N Engl J Med 2012;367:991-1001.

    Weitere Informationen im Internet:
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Willkommen.127864.0.html
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kardio-MRT.129605.0.html

    Kontakt:
    Prof. Dr. Grigorios Korosoglou
    Leiter der Kardio-Computer- und Magnetresonanztomographie
    Oberarzt der Abteilung Kardiologie, Angiologie, Pneumologie
    Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 86 76
    E-Mail: grigorios.korosoglou(at)med.uni-heidelberg.de

    Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
    Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

    Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 2.200 Betten werden jährlich rund 118.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und rund 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de

    Bei Rückfragen von Journalisten:
    Dr. Annette Tuffs
    Leiterin Unternehmenskommunikation / Pressestelle
    des Universitätsklinikums Heidelberg und der
    Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 56-4536
    Fax: 06221 56-4544
    E-Mail: annette.tuffs@med.uni-heidelberg.de

    Julia Bird
    Referentin Unternehmenskommunikation / Pressestelle
    des Universitätsklinikums Heidelberg und der
    Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 56-7071
    Fax: 06221 56-4544
    E-Mail: julia.bird@med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

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    75 / 2013

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    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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