idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.11.2013 09:52

Jeder siebte Student hat schon gedopt

Beat Müller Kommunikation
Universität Zürich

    Jeder siebte Schweizer Studierende hat bereits einmal versucht, seine Leistung mit verschrei-bungspflichtigen Medikamenten oder Drogen zu verbessern. Neben Psychostimulanzien wie Ritalin konsumieren Studierende auch sedierende Medikamente, Alkohol oder Cannabis. Diese Substanzen werden meist nur während der Prüfungsvorbereitung eingenommen. Nur bei einer knappen Mehrheit der Befragten trat die gewünschte Wirkung ein, wie eine repräsentative Stu-die von Forschenden der Universitäten Zürich und Basel zeigt.

    Amerikanische und europäische Studien belegen, dass Studierende verschreibungspflichtige Medi-kamente oder Drogen zur kognitiven Leistungssteigerung verwenden. Ob auch Schweizer Studieren-de Erfahrung haben mit Hirndoping und welche Substanzen sie einnehmen, untersuchten Forschen-de der Universitäten Zürich und Basel. Sie befragten dazu 6‘725 Studierende an den Universitäten Zürich und Basel sowie an der ETH Zürich im durchschnittlichen Alter von 23 Jahren.

    Mehrheit konsumiert Soft-Enhancer

    Knapp 94 Prozent der befragten Studierenden haben bereits von Neuro-Enhancement gehört. 13,8 Prozent dieser Studierenden haben mindestens einmal versucht, mit verschreibungspflichtigen Medi-kamenten, legalen oder illegalen Drogen ihre Gehirnleistung im Studium zu verbessern. Am häufigs-ten wurde Alkohol verwendet (5,6%), gefolgt von Methylphenidat wie Ritalin (4,1%), Beruhigungs- und Schlafmitteln (2,7%), Cannabis (2,5%), Beta-Blockern (1,2%), Amphetaminen (0,4%) und Kokain (0,2%).

    Die befragten Studentinnen und Studenten benutzten diese Substanzen vorwiegend während der Prüfungsvorbereitung. Nur selten konsumierten sie stimulierende Substanzen in der Prüfungssituati-on oder bei allgemeinem Stress im Studium. Tägliches Hirndoping kam selten vor (1,8%). Die Mehr-heit der Befragten konsumierten jedoch «Soft-Enhancer» wie koffeinhaltige Produkte, rezeptfrei er-hältliche Vitaminpräparate oder pflanzliche Beruhigungsmittel vor der letzten grossen Prüfung – rund ein Drittel taten dies sogar täglich.

    Die Zahl an Hirndopern unter Schweizer Studenten lässt sich mit früheren Studien an europäischen Universitäten vergleichen. «Die vermeintliche Häufigkeit von Neuro-Enhancement an Schweizer Uni-versitäten ist zu relativieren, da wir nach psychoaktiven und beruhigungsfördernden Substanzen ge-fragt haben», sagt PD Michael Schaub, Studienleiter und Leiter des Schweizer Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung.

    Knappe Mehrheit erzielte gewünschte Wirkung

    Grundsätzlich haben fortgeschrittene Studierende, die neben dem Studium noch erwerbstätig sind und über eine höhere Belastung berichten, häufiger leistungssteigernde Substanzen konsumiert. Je nach Studienrichtung zeigen sich gewisse Unterschiede: In der Schweiz haben Studierende der Fä-cher Architektur (19,6%), Journalismus (18,2%), Chemie (17,6%), Wirtschaft (17,1%) Medizin (16,2%) oder Pharmazie (16,1%) mehr Erfahrung mit Neuro-Enhancement als beispielsweise angehende Mathematiker (8,6%) oder Sportstudierende (7%).

    Laut der Befragung ist die beabsichtigte Wirkung nur bei einer knappen Mehrheit der Studierenden eingetreten, weshalb auch nur rund die Hälfte diese Substanzen zur Verbesserung der Gehirnleistung wieder einnehmen würde. «Die Entwicklung von Neuro-Enhancement an Schweizer Universitäten gilt es weiter zu beobachten, da es sich bei den Studierenden um eine Risikogruppe handelt, die wäh-rend des Studiums einem erhöhten Stress und Leistungsdruck ausgesetzt ist. Doch Interventionsbe-darf besteht zum jetzigen Zeitpunkt nicht», schliesst Michael Schaub.

    Literatur:

    Larissa J. Maier, Matthias E. Liechti, Fiona Herzig, Michael P. Schaub. To dope or not to dope: Neu-roenhancement with prescription drugs and drugs of abuse among Swiss university students. PLOS ONE. Doi:10.1371/journal.pone.0077967

    Hintergrund

    Im Rahmen der Studie an den Universitäten Zürich, Basel und der ETH Zürich wurden 28‘118 Stu-dierende angeschrieben, wovon 6‘275 Studierende an der Online-Umfrage teilgenommen haben. Die Studie wurde vom Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF), einem as-soziierten Institut der Universität Zürich und der Abteilung für klinische Pharmakologie des Universi-tätsspitals Basel durchgeführt.

    Kontakt:

    PD Dr. phil. Michael Schaub
    ISGF Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung Zürich
    Universität Zürich
    Tel. +41 44 448 11 65
    E-Mail: michael.schaub@isgf.uzh.ch


    Weitere Informationen:

    http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2013/jeder-siebte-student-hat-schon-gedopt.... – Medienmitteilung der Universität Zürich in deutsch und mit Infografik
    http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2013/jeder-siebte-student-hat-schon-gedopt_... – Medienmitteilung der Universität Zürich in englisch und mit Infografik


    Bilder

    Neben Psychostimulanzien wie Ritalin konsumieren Studierende auch sedierende Medikamente, Alkohol oder Cannabis.
    Neben Psychostimulanzien wie Ritalin konsumieren Studierende auch sedierende Medikamente, Alkohol od ...
    UZH
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Chemie, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).