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02.04.2014 09:30

Uniklinik Magdeburg bietet „Focal One“, ein neues roboterassistiertes System bei Prostatakrebs, an

Kornelia Suske Pressestelle
Universitätsklinikum Magdeburg

    Das Behandlungsangebot für Patienten mit Prostatakrebs wird künftig durch das in Deutschland erstmals eingesetzte System „Focal One“ in der Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie Magdeburg erweitert. Das neue System ermöglicht innerhalb einer einzigen Sitzung eine Diagnostik mittels dreidimensionaler Bildfusion zwischen MRT und Live-Ultraschall, eine roboterassistierte Therapieplanung und gering-invasive Behandlung mit hochintensivem fokussiertem Ultraschall.

    Prostatakrebs ist mit voraussichtlich 70.000 Neuerkrankungen in 2014 bei Weitem die häufigste männliche Tumorerkrankung. Die Betroffenen stehen dabei oft im Spannungsfeld zwischen Radikaltherapien auf der einen und Aktiver Überwachung auf der anderen Seite. „Als erfolgreiche Alternative in diesem Dilemma hat sich in den vergangenen Jahren bei bestimmten Prostatakarzinomen die fokale Therapie etabliert, bei der ausschließlich der bösartige Tumor behandelt wird und die Prostata im Ganzen weitgehend erhalten bleiben kann“, informiert Prof. Dr. Martin Schostak, Direktor der Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie Magdeburg.

    Das neue Gerät „Focal One“ ist eine hochkomplexe Weiterentwicklung des lange bekannten hochintensiven fokussierten Ultraschalls (HIFU). Bei diesem Verfahren werden Ultraschallwellen auf mehrere kleine Brennpunkte in der Prostata fokussiert. Dort wird die Energie in Hitze umgewandelt und der Krebs wird bei Temperaturen von bis zu 80 Grad Celsius zerstört. Die Behandlung endet direkt am Ende der sogenannten Läsion, so dass Bruchteile von Millimetern daneben liegendes Gewebe, z.B. die Potenzbündel oder der Enddarm, subtil geschont werden.

    „Die neue Maschine erfüllt sämtliche Anforderungen, die heutzutage im Rahmen einer fokalen Therapie an eine hochpräzise, individuelle Operationsplanung gestellt werden und macht den Behandlungserfolg damit weitaus sicherer“, so Prof. Schostak.

    Im Unterschied zur bisherigen Gerätegeneration können im Rahmen der Therapie nicht nur Live-Ultraschall-, sondern auch andere bildgebende Verfahren wie eine multiparametrische Kernspintomografie dreidimensional fusioniert und zur Therapieplanung sowie -steuerung eingesetzt werden. Die Maschine verfügt über eine sogenannte dynamische Fokussierung, das heißt, die Therapiezone unterliegt keiner fixierten Länge, sondern kann extrem präzise dem tumorösen Zielgebiet angepasst werden. Die robotergestützte Steuerung wurde zusätzlich noch weiter optimiert, so dass im Sinne eines Autopiloten kleinere Veränderungen von Seiten des Betroffenen, zum Beispiel Darmschleimhautbewegungen, voll automatisch ausgeglichen werden. Noch in derselben Sitzung können die Ärzte den Therapieerfolg mittels duplex- und Kontrastmittel-sonografischer Untersuchungen kontrollieren.
    Dazu können die bekannten HIFU-Anwendungen außerhalb einer rein fokalen Therapie wie z.B. eine Ganzdrüsenbehandlung oder eine Salvage-Therapie nach Bestrahlung mit der neuen Maschine noch präziser als bisher ausgeführt werden.

    Prof. Schostak: „Wir hoffen, dass wir insbesondere Patienten, die sich weder zu einer Radikaltherapie noch zu einer reinen Überwachung ohne aktive Therapie durchringen können, mit der fokalen Behandlung eine sehr gute Alternative mit einer hohen Lebensqualität bieten können. Der Eingriff kann in Regionalanästhesie durchgeführt werden. Die Therapie dauert, je nach behandelter Zone, zwischen 30 Minuten und zwei Stunden. Der stationäre Aufenthalt beträgt 3-4 Tage. Es handelt sich um eine Kassenleistung.“ Jede Behandlung wird in einer speziellen HIFU-Registry erfasst.

    Die fokale Therapie, die im Rahmen einer von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Studie erfolgt („HEMI“, AUO AP 68/11), kann die gleiche krebstherapeutische Effektivität bieten wie die bisherigen Standardtherapien und trotzdem weniger mögliche Nebenwirkungen verursachen. Durch die Tatsache, dass nur der Tumor und nicht die ganze Drüse behandelt wird, ist ein teilweiser Erhalt der Funktion der Drüse (z.B. Ejakulation) sehr wahrscheinlich.

    Der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Magdeburg, Dr. Jan L. Hülsemann, betont: „Mit ´Focal one` verfügt die Universitätsmedizin Magdeburg über eines der neuesten Geräte in der Tumorbehandlung, das eine individuell auf den Patienten ausgerichtete maßgeschneiderte Therapie bietet. Es ist zugleich ein weiteres Beispiel für unseren hohen Qualitätsanspruch an innovative Behandlungskonzepte.“

    „Focal one“ wird ab April in Deutschland erstmals eingesetzt – neben dem Uniklinikum Magdeburg auch im Klinikum Fürth. Ein weiteres Gerät gibt es bisher weltweit nur in Lyon (Frankreich).

    Kontakt für Rückfragen:
    Prof. Dr. Martin Schostak
    OA Dr. Daniel Baumunk
    Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie
    Leipziger Str. 44, 39120 Magdeburg
    Tel. 0391/67 15036
    martin.schostak@med.ovgu.de
    daniel.baumunk@med.ovgu.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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