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03.09.2014 13:55

Injektionen ins Auge: Jod statt Antibiotika zum Schutz vor Infektionen

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

    Berlin – Antibiotika in Augentropfen fördern die Entwicklung von resistenten Bakterien in der Bindehaut. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb zum zurückhaltenden Einsatz. Selbst bei Injektionen in den Augapfel kann eine Jodspülung vor dem operativen Eingriff Patienten besser vor Infektionen schützen als antibiotische Tropfen nach der Operation. Der Gebrauch von Antibiotika unter anderem bei der Injektionstherapie zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) ist ein Schwerpunktthema auf dem 112. Kongress der DOG, der vom 25. bis 28. September 2014 in Leipzig stattfindet.

    „Bei jeder Injektion ins Auge können Bakterien aus der Bindehaut ins Augeninnere verschleppt werden“, sagt Professor Dr. med. Johann Roider, Präsident der DOG. Die Konsequenz kann eine schwere Entzündung des Auges sein. Diese Endophthalmitis ist eine gefürchtete Komplikation, da sie zum Verlust der Sehkraft führen kann. „Im schlimmsten Fall“, so Roider, „muss am Ende sogar das Auge entfernt werden.“ Die Hersteller der Medikamente raten deshalb, die Augen vor jeder Injektion durch Antibiotika-haltige Augentropfen zu schützen. DOG-Experten sehen diese Empfehlung jedoch kritisch. „Die bisher durchgeführten Studien haben nicht belegt, dass äußerlich aufgetragene Antibiotika die Anzahl der Infektionen verringert“, erläutert Professor Dr. med. Elisabeth Messmer von der Universitäts-Augenklinik München.

    Schlimmer noch: Da die Injektionen bei vielen Patienten – etwa bei einer feuchten Makuladegeneration – regelmäßig wiederholt werden müssen, kommt es schnell zu Antibiotika-Resistenzen. „Wenn diese Keime dann mit einer Spritze in den Augapfel gelangen, wird die Behandlung deutlich erschwert“, berichtet Messmer. Die DOG habe sich daher zusammen mit anderen Fachverbänden dafür ausgesprochen, die Augen vor und nach den Injektionen nicht mit Antibiotika zu behandeln, sondern vor der Operation mit Povidon-Iod (PVP-Iod) zu spülen. „Das Antiseptikum desinfiziert das Auge, ohne dass es zur Resistenzentwicklung kommt“, so Messmer. Ein mögliches Risiko sind Jod-Allergien, die jedoch selten auftreten. „Nur etwa vier von tausend behandelten Patienten sind betroffen“, erklärt die DOG-Expertin. Für diese Fälle stehen jodfreie Antiseptika zur Verfügung.

    Weitere Vorsichtsmaßnahmen: Der Arzt muss im Operationssaal einen Mund-Nasen-Schutz und sterile Handschuhe tragen. Das Sprechen im Operationssaal sollte sich auf ein Mindestmaß beschränken, um eine Tröpfchenübertragung aus dem Nasen-Rachen-Raum zu vermeiden.

    Bakterien können aber auch bei Patienten, die keine Injektionen in das Auge benötigen, die Bindehaut des Auges befallen. Eine solche akute bakterielle Konjunktivitis tritt häufig bei Kindern auf. Kinder- und Allgemeinärzte verordnen dann regelmäßig Antibiotika-haltige Tropfen, obwohl die Erkrankung oft harmlos ist – die meisten Konjunktividen heilen nach wenigen Tagen von selbst ab. „Wir raten den Eltern, die Augen zunächst einmal täglich mit einem Wattebausch und abgekochtem, lauwarmem Wasser zu reinigen“, führt Messmer aus. Tränenersatzflüssigkeit lindert zusätzlich die Beschwerden. Wenn sich nach drei bis vier Tagen keine Besserung abzeichne, müssten jedoch Antibiotika eingesetzt werden. „Wichtig ist, dass ein Augenarzt den Patienten sieht, damit der richtige Zeitpunkt für eine notwendige Therapie nicht verpasst wird“, betont Professor Messmer.

    ***Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.***

    Vorab-Pressekonferenz
    Termin: 18. September 2014, 11.00 bis 12.00 Uhr, Berlin

    Vorläufige Themen und Referenten:

    Vom Laserpointer bis zum Laserskalpell:
    Wie gefährlich und wie nützlich ist gebündeltes Licht fürs Auge?
    Professor Dr. med. Johann Roider
    Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG),
    Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel

    Wenn das Augenlicht von Frühchen bedroht ist:
    Können antiangiogene Spritzen die Netzhaut retten?
    Privatdozent Dr. med. Andreas Stahl
    Leiter Angiogenese-Labor, Universitäts-Augenklinik Freiburg
    Infektionen und Injektionen am Auge –
    wann sind Antibiotika wirklich notwendig?
    Professor Dr. med. Elisabeth Messmer
    Oberärztin, Augenklinik der Ludwig-Maximilians- Universität München –
    Campus Innenstadt

    Endlich wieder sehen –
    erfüllt der Netzhaut-Chip die Erwartungen von blinden Patienten?
    Professor Dr. med. Eberhart Zrenner
    Forschungsinstitut für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen;
    Sprecher des Zentrums für Neurosensorik der Universität Tübingen

    Ein heilsames Netz aus Kollagenfasern:
    Wie gut hilft Crosslinking bei krankhaft vorgewölbter Hornhaut?
    Professor Dr. med. Thomas Reinhard (angefragt)
    Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik Freiburg

    sowie:

    Professor Dr. med. Christian Ohrloff
    Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

    ******************************************************

    Kongress-Pressekonferenz
    Termin: 25. September 2014, 13.15 bis 14.15 Uh, Leipzig

    Vorläufige Themen und Referenten:

    Wenn Stress ins Auge geht –
    die „Managerkrankheit“ Retinopathie centralis serosa (RCS)
    Professor Dr. med. Johann Roider
    Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel

    Neue „sanfte“ Therapiemöglichkeit beim Grauen Star: Wie gut ist der Femtosekundenlaser?
    Professor Dr. med. Rupert Menapace
    Leiter der Spezialambulanz für Kunstlinsenimplantation und Leiter des operativen Zentrums für tagesklinische Kataraktchirurgie der Medizinischen Universität Wien am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien

    Die Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration im Alltag –
    warum schneiden wir im europäischen Vergleich schlechter ab?
    Professor Dr. med. Carsten Framme
    Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Medizinische Hochschule Hannover

    Intravitreale Injektionen bei altersbedingter Makuladegeneration –
    können sich Patienten jetzt nicht mehr an Unikliniken behandeln lassen?
    Professor Dr. med. Johann Roider
    Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel

    Schlaf-Apnoe, Übergewicht, Diabetes, Rauchen:
    Wer besonders gefährdet ist, einen Grünen Star zu entwickeln
    Professor Dr. med. Anselm Jünemann
    Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock

    sowie:

    Professor Dr. med. Christian Ohrloff
    Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

    Ihr Kontakt für Rückfragen:

    Pressestelle 112. DOG-Kongress
    Kerstin Ullrich/Corinna Deckert
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-641/-309
    Telefax: 0711 8931-167
    ullrich@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dog-kongress.de
    http://www.dog.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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