idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.01.2015 13:36

Empathie in Videospielen kann unsoziales Verhalten verringern, aber auch verstärken

Sophie Kolb Campus Limpertsberg
Universität Luxemburg - Université du Luxembourg

    Seit Jahren beobachten Psychologen in Experimenten, dass das Spielen gewaltsamer Videospiele unsoziale Reaktionen bei den Spielern hervorrufen kann. Einem Forschungsprojekt der Universität Luxemburg zufolge beeinflusst jedoch nicht nur die Gewaltsamkeit des Spiels, sondern auch der Kontext das Verhalten.

    „Unserer Untersuchung zufolge reicht es nicht unbedingt aus, gewaltsamen Szenen in Videospielen ausgesetzt zu sein, um unsoziale Reaktionen hervorzurufen“, erklärt Dr. André Melzer, Dozent für Psychologie an der Universität Luxemburg. „Nehmen Spieler die Rolle prosozialer Figuren in gewaltsamen oder blutrünstigen Spielen ein, tendieren sie zu einem prosozialen Verhalten“, fügt er hinzu. Umgekehrt habe die Identifizierung mit gewalttätigen oder mörderischen Figuren negative Auswirkungen auf das Verhalten. Der klassische Therapieansatz, dem zufolge der Einsatz von Empathie gewalttätiges Verhalten grundsätzlich positiv beeinflusst, muss dies demnach berücksichtigen.

    Diese Ergebnisse stammen aus experimentellen Untersuchungen mit etwa 230 Personen. Die Probanden spielten das gewaltsame Spiel Mortal Kombat vs DC Universe. Einige schlüpften in die Rolle der prosozialen Figur Superman, andere spielten den unsozialen Joker. In einem anderen Test übernahmen die Probanden die Rolle eines Chirurgen in dem blutigen, aber positiv sozialen Spiel Trauma Center: New Blood, oder mimten den Mörder in dem brutalen Spiel Manhunt II. Nach etwa 15 Minuten Spiel wurde ihr Verhalten im realen Leben getestet.

    Den Teilnehmern wurde beispielsweise gesagt, sie dürften sich eine Süßigkeit oder einen Stift nehmen. Es wurde darauf hingewiesen, dass sie anderen diese kleine Belohnung vorenthalten, wenn sie mehr als eine Süßigkeit oder mehr als einen Stift nähmen. Bei jenen Teilnehmern, die unsoziale Rollen gespielt hatten, kam es doppelt so häufig vor, dass sie mehr als einen Gegenstand nahmen (und somit stahlen) als bei der Kontrollgruppe der prosozialen Charaktere.

    Beim Verlassen des Psychologielabors fanden die Spieler auch einen vermeintlich verloren gegangenen, jedoch absichtlich dorthin gelegten Briefumschlag auf dem Fußboden. Bei den Spielern, die ausschließlich positive Rollen gespielt hatten, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Umschlag am Empfang abgaben, sieben Mal höher als bei denen, die auf dem Bildschirm unsozial gehandelt hatten.

    „Diese Folgen sind bei den meisten Menschen nicht unbedingt von Dauer“, sagt Dr. Christian Happ, der einen Großteil dieser Arbeit als Teil seiner Doktorarbeit leitete. „Neigt jemand jedoch zu unsozialem Verhalten, könnte dieses durch einen längeren Gebrauch gewaltsamer Spiele verstärkt werden.“
    –––

    Hinweise an die Redaktion

    Diese Untersuchung wurde nun in einem Buch zusammengefasst: „Empathy and Violent Video Games: Aggression and Prosocial Behavior“ von Christian Happ und André Melzer, herausgegeben von Palgrave Macmillan.


    Weitere Informationen:

    http://wwwde.uni.lu/ - Link zur Universität Luxemburg
    http://www.palgrave.com/page/detail/empathy-and-violent-video-games/?k=978113744... - Link zum Buch "Empathy and Violent Video Games"


    Bilder

    Empathy and Violent Video Games
    Empathy and Violent Video Games
    Palgrave Macmillan
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).