idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.12.2015 17:13

Sind die Flüsse tropischer Torfsümpfe wirklich CO₂-Schleudern?

Dr. Susanne Eickhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT)

    Tropische Torfsümpfe gehören zu den wichtigsten terrestrischen Kohlenstoffspeichern der Erde. Südostasien galt wegen der weit verbreiteten Torfsümpfe bislang als „Hotspot“ der CO₂-Emissionen von Flüssen. Wissenschaftler des ZMT und ihre Partner haben die CO₂-Emissionen aus südostasiatischen Torfsumpfflüssen nun erstmals gemessen.

    Tropische Torfsümpfe gehören zu den wichtigsten terrestrischen Kohlenstoffspeichern der Erde. Einen Großteil dieser Ökosysteme findet man in Indonesien und Malaysia. Allein dort sind mehr als 66 Gigatonnen Kohlenstoff im Torf gespeichert – eine Menge, die etwa dem Achtfachen der jährlichen globalen Emission an Kohlenstoffdioxid (CO₂) durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entspricht.

    Die zunehmende Rodung der Torfwälder Südostasiens setzt diese empfindlichen Ökosysteme jedoch starkem Druck aus: Immer mehr Kohlenstoff geht an die Umgebung verloren. Ein Teil davon gelangt in Flüsse, wo Mikroorganismen den Kohlenstoff aus seinen organischen Verbindungen lösen und teilweise zu CO₂ umwandeln. Dieses CO₂ gelangt über die Wasseroberfläche in die Atmosphäre und trägt dort als Treibhausgas zur globalen Erwärmung bei.

    Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) und der Universität Hamburg haben die CO₂-Emissionen aus südostasiatischen Torfsumpfflüssen nun erstmals gemessen. Die Studie, die die Forscher in Kooperation mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen und Partnern in Indonesien und Malaysia durchgeführt haben, ist diese Woche in der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienen.

    Wegen der weit verbreiteten Torfsümpfe galt Südostasien unter Forschern bislang immer als „Hotspot“ der CO₂-Emissionen von Flüssen – eine spekulative Annahme, denn Messdaten aus dieser Region gab es nicht. Um der Rolle der südostasiatischen Flüsse im Kohlenstoffkreislauf auf den Grund zu gehen, unternahmen die ZMT-Forscher und ihre Partner mehrere Expeditionen nach Sumatra und Borneo. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten Forschungsprojekts untersuchten sie dabei erstmals die Ausgasung von CO₂ aus sechs verschiedenen Torfsumpfflüssen vor Ort.

    Die Messungen der Wissenschaftler zeigten, dass eine relativ geringe Menge CO₂ aus den beprobten Flüssen freigesetzt wird. Nur etwa die Hälfte des aus den Torfsümpfen eingetragenen Kohlenstoffs wird dabei als CO₂ in die Atmosphäre abgegeben, der Rest gelangt in die Ozeane. Während die untersuchten Flüsse und ihr Einzugsgebiet durchschnittlich 25 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Jahr emittieren, liegt dieser Wert beispielsweise im Amazonas bei 120 Gramm. Eine überraschende Erkenntnis, die bisherige Spekulationen, Südostasien sei ein Brennpunkt der CO₂-Emissionen von Flüssen, widerlegt.

    Der vorrangige Grund hierfür ist die kurze Zeit, die der eingetragene organische Kohlenstoff in den Flüssen verweilt. Die meisten Torfsümpfe liegen dicht an der Küste, so dass die Flüsse erst relativ kurz vor ihrer Mündung ins Meer die Fracht an organischem Material aufnehmen. Im Schnitt befindet sich der organische Kohlenstoff nur zehn Tage in den Flüssen, bevor er ins Meer gespült wird. Daher bleibt Mikroorganismen nur wenig Zeit, den organisch gebundenen Torf-Kohlenstoff in CO₂ umzuwandeln.

    Doch auch im Ozean kann noch CO₂ aus dem eingetragenen Kohlenstoff entstehen. Wieviel davon wieder in die Atmosphäre abgegeben wird oder im Ozean verbleibt, ist aber noch ungeklärt.

    Publikation:
    Francisca Wit, Denise Müller, Antje Baum, Thorsten Warneke, Widodo Setiyo Pranowo, Moritz Müller and Tim Rixen (2015) The impact of disturbed peatlands on river outgassing in Southeast Asia. Nature Communications 6. doi:10.1038/ncomms10155

    Kontakt:
    Dr. Tim Rixen
    Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie, Bremen
    Tel: 0421 / 23800-55 oder 040 / 42838 7062
    Mail: tim.rixen@zmt-bremen.de

    Das LEIBNIZ-ZENTRUM FÜR MARINE TROPENÖKOLOGIE - ZMT in Bremen widmet sich in Forschung und Lehre dem besseren Verständnis tropischer Küstenökosysteme. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu ihrer Struktur und Funktion, ihren Ressourcen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber menschlichen Eingriffen und natürlichen Veränderungen. Das ZMT führt seine Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Partnern in den Tropen durch, wo es den Aufbau von Expertise und Infrastruktur auf dem Gebiet des nachhaltigen Küstenzonenmanagements unterstützt. Das ZMT ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.


    Bilder

    Ein Torfsumpfgebiet auf Sumatra
    Ein Torfsumpfgebiet auf Sumatra
    Tim Rixen, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie
    None

    Entnahme von Sedimentproben im Siak-Fluß, Sumatra
    Entnahme von Sedimentproben im Siak-Fluß, Sumatra
    Francisca Wit, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).