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17.05.2016 09:40

Deutlich mehr Lysetherapien in Kliniken mit Schlaganfall-Spezialstation

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Berlin – Allen Patienten mit einem Schlaganfall sollte eine Behandlung in einer Klinik mit Stroke Unit ermöglicht werden. Eine aktuelle Auswertung zur Lysetherapie-Anwendung in Krankenhäusern mit und ohne Stroke Unit zeigt, dass Kliniken ohne Stroke Unit diese wirksame Therapie deutlich seltener einsetzen. Die baden-württembergische „AG Schlaganfall“ veröffentlichte diese Ergebnisse in Kooperation mit den Universitätskliniken Heidelberg und Mannheim in der Fachzeitschrift Neurology. Die Untersuchung zeigt auch, dass der Behandlungserfolg um ein Drittel höher liegen könnte, wenn Schlaganfallpatienten konsequent Stroke Units zugewiesen würden und die Lysetherapie fachgerecht erfolge.

    Deutschlandweit würden pro Jahr mehrere hundert Patienten profitieren und körperliche Einschränkungen bis hin zur Pflegebedürftigkeit oder Bettlägerigkeit könnten verhindert werden. Für die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) bestätigen die Studienergebnisse: Akute Schlaganfallpatienten müssen auf zertifizierten Stroke Units behandelt werden.

    Zur Versorgung akuter Schlaganfallpatienten wurden in Deutschland Spezialstationen – Stroke Units – eingerichtet. Diese Stationen ermöglichen eine umfassende Schlaganfallversorgung und sind auch die regionalen Organisationszentralen für das Management von Schlaganfallpatienten.
    Eine Analyse zur Häufigkeit des Einsatzes der Lysetherapie zeigt nun, dass erhebliche Unterschiede zwischen Krankenhäusern mit und ohne Stroke Unit bestehen. Die „Lyse“ besteht aus einer Infusion mit einem Enzym, das Blutgerinnsel in Blutgefäßen des Gehirns auflöst. „Da die Therapie sehr schnell eingeleitet werden muss und die Patienten zudem sehr sorgfältig ausgewählt werden müssen, stellt diese Behandlung hohe Anforderungen an die Schlaganfallbehandlungskompetenz eines Krankenhauses“, bemerkt Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Analysen haben den Nutzen der Lysetherapie auch in der breiten klinischen Routineanwendung belegt“, berichtet Professor Diener und ergänzt: „Die Behandlung auf einer Stroke Unit führt aber über die Lysetherapie hinaus zu einem besseren klinischen Ergebnis bei Schlaganfallpatienten“.

    Seit dem Jahr 2002 arbeitet die baden-württembergische „Arbeitsgruppe Schlaganfall“ bei der Geschäftsstelle Qualitätssicherung im Krankenhaus (GeQiK) kontinuierlich an der Verbesserung der Behandlungsqualität. Unter Leitung von Professor Dr. med. Ringleb und Dr. med. Christoph Gumbinger, Universitätsklinik Heidelberg, konnten die AG „Versorgungsforschung in der Neurologie“ und deren Kooperationspartner auf Daten der GeQiK zurückgreifen, die Informationen zur stationären Behandlung von Schlaganfallpatienten aller Krankenhäuser des Bundeslandes erhält. Für die Analyse wurden Daten von Patienten verwendet, die so schnell in der Klinik waren, dass sie potenziell für eine Lysetherapie infrage kamen. „Insgesamt kann man feststellen, dass die Zuweisung von Patienten mit einem Schlaganfall in ein Krankenhaus mit einer Schlaganfallstation meist wie gewünscht stattfindet“, bemerkt Professor Dr. med. Otto Busse, Geschäftsführer der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft zu der Studie. Der Anteil der Patienten, die eine Lysetherapie bekommen, ist bereits hoch. Dennoch finden sich größere Unterschiede zwischen Krankenhäusern: „Schlaganfallzentren behandeln etwa 45 Prozent der Patienten, die innerhalb von 4,5 Stunden in der Klinik sind, mit einer Lysetherapie. Dagegen erhalten in Krankenhäusern ohne Stroke Unit nur 13 Prozent der Patientengruppe eine Lyse“, zitiert Professor Busse aus den Studienergebnissen. Über 17 Prozent der Patienten wurden trotz des „flächendeckenden“ Versorgungsplans in Baden-Württemberg in einem Krankenhaus ohne Stroke Unit behandelt. „Die Analyse zeigt, dass die Behandlungshäufigkeit der Lysetherapie um ein Drittel gesteigert werden könnte. Dadurch blieben auch mehr Patienten nach einem Schlaganfall Behinderungen erspart“, bilanziert der DSG-Geschäftsführer.

    Professor Dr. med. Darius Nabavi, Direktor der Neurologischen Klinik des Klinikums Berlin Neukölln und Vorsitzender der Stroke Unit-Kommission der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft leitet aus den Ergebnissen ab: „Akute Schlaganfallpatienten müssen in Krankenhäusern mit Stroke Unit behandelt werden. Es sollte einerseits sichergestellt werden, dass der Rettungsdienst oder Notarzt die Betroffenen nur in Kliniken mit Stroke Unit bringt, andererseits müssen gegebenenfalls die bestehenden Stroke Units vergrößert werden, um die zusätzlichen Patienten aufzunehmen.“


    Literatur:
    Gumbinger C, Reuter B, Hacke W, , Sauer T, Bruder I, Diehm C, Wiethölter H, Schoser K, Daffertshofer M, Neumaier S, Drewitz E, Rode S, Kern R, , Hennerici MG, Stock C*, Ringleb P*.
    Restriction of therapy mainly explainslower thrombolysis rates in reduced strokeservice levels. Neurology 2016;84
    http://dx.doi.org/10.1212/WNL.0000000000002695


    Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
    Prof. Dr. med. Joachim Röther
    Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
    Chefarzt Neurologische Abteilung, Asklepios Klinik Altona, Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg
    Tel.: +49 (0)40-181881-1401, E-Mail: j.roether@asklepios.com

    Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener
    Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
    Seniorprofessor der Neurologischen Universitätsklinik Essen, Hufelandstr. 55, 45122 Essen
    Tel.: +49 (0)201-7232460, E-Mail: h.diener@uni-essen.de

    Pressestelle der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft
    Tel.: +49 711 8931-380, Fax: +49 711 8931-167, E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
    Tel.: +49 89 46148-622, Fax: +49 89 46148-625, E-Mail: presse@dgn.org


    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
    Pressestelle
    Dagmar Arnold
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-380
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
    Internet: http://www.dsg-info.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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