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16.06.2016 11:51

Was Freizeitsportlern bei Missbrauch von Hormonpräparaten als Anabolika droht

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Mainz – Anabolika, die im Internet und zum Teil auch in Fitness-Studios illegal angeboten werden, können dem Körper schwere Schäden zufügen. Den Anwendern drohen Thrombosen und Schlaganfälle, sowie Störungen der Organfunktionen von Herz, Leber und Nieren. Nach dem Absetzen können Anwender zudem Depressionen entwickeln, warnen Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) im Vorfeld der Gemeinsamen Jahrestagung der Sektion Angewandte Endokrinologie der DGE und der Deutschen Gesellschaft für Angewandte Endokrinologie (DGAE), die vom 17. bis 18. Juni in Köln stattfindet.

    Doping mit Anabolika, genauer mit anabolen androgenen Steroiden, ist weit verbreitet. Nicht nur Leistungssportler greifen zu den illegalen Substanzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Auch Freizeitsportler und Bodybuilder nutzen sie, um den Muskelaufbau im Fitness-Studio zu beschleunigen. Anabolika können gespritzt oder geschluckt werden, es gibt sie als Creme oder Gel für die Haut oder auch als Pflaster. Hormonexperten wie Professor Dr. med. Dr. h. c. Eberhard Nieschlag, ehemaliger Direktor des heutigen Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Münster, bezeichnen die Mittel auch als „Performance and appearance enhancing drugs“, kurz PEAD.

    „Die Einnahme wird häufig bagatellisiert“, sagt Professor Nieschlag. „Im Leistungssport wird Doping vor allem als Verstoß gegen die Fairness geahndet. Freizeitsportler haben also vermeintlich wenig zu befürchten.“ Dass dies ein fataler Irrtum ist, zeigen immer wieder Todesfälle von Freizeitsportlern, die nach der langjährigen und hochdosierten Einnahme von Anabolika in jungen Jahren an Herzversagen gestorben sind. Todesursache war meistens eine Erkrankung des Herzmuskels, eine Herzrhythmusstörung oder ein Herzinfarkt. „Die Pathologen finden bei der Autopsie oft eine ausgedehnte Verkalkung der Blutgefäße“, berichtet Professor Nieschlag. „In den Herzkranzgefäßen kann dies einen Herzinfarkt auslösen.“

    Anabolika verschlechtern außerdem die Fließeigenschaften des Blutes. Sie steigern die Bildung von roten Blutzellen im Knochenmark. „Der gewünschte Effekt ist eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung im Gewebe“, so der Hormonexperte. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass der Blutfluss zum Stehen komme und sich Blutgerinnsel bilden. „Im Gehirn hat das einen Schlaganfall, in den Lungen eine Lungenembolie und in den Beinen eine Thrombose zur Folge“, so Professor Nieschlag. Die meisten Anabolika werden in der Leber abgebaut. Bei häufiger Einnahme begünstigen Anabolika eine Fettleber, bei einer Überdosis kann es zum Leberversagen kommen.

    Die Psyche verändert sich ebenfalls. „Anabolika-Anwender sind häufig leicht erregbar und aggressiv. Sie neigen zur Selbstüberschätzung oder entwickeln sogar psychotische Symptome“, berichtet Professor Nieschlag. Die Kehrseite dieser manischen Hochgefühle sind starke Depressionen, unter denen Anabolika-Anwender nach dem Absetzen über viele Jahre leiden können.

    „Die meisten Menschen, die PEAD einnehmen, sind sich der gesundheitlichen Risiken nicht bewusst, die häufig noch durch die Kombination verschiedener Präparate gesteigert werden“, sagt Professor Dr. med. Matthias Weber, Leiter des Endokrinen und Neuroendokrinen Tumorzentrums der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Der Mediensprecher der DGE sieht hier die Nationale Anti Doping Agentur NADA gefordert. Es reiche nicht aus, nur vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln im Sport zu warnen. „Die NADA sollte auch deutlich vor den gesundheitlichen Risiken von PEAD warnen“, sagt Professor Weber. „Freizeitsportler sind hier stärker gefährdet, da sie keinen Kontrollen unterliegen und häufig sogar größere Mengen einnehmen als die Profis.“

    Das Thema „Missbrauch und Nebenwirkungen von androgenen anabolen Steroiden im Sport“ wird Professor Nieschlag in einem Hauptvortrag auf der Jahrestagung am 17. Juni in Köln (16:30 bis 17:15 Uhr) vorstellen und mit den Kollegen diskutieren.

    Literatur:
    Nieschlag E und Vorona E. Doping with anabolic androgenic steroids (AAS): Adverse effects on non-reproductive organs and functions. Reviews in Endocrine and Metabolic Disorders 2015; 16: 199-211.

    Terminhinweis:
    Gemeinsame Jahrestagung der Sektion Angewandte Endokrinologie der DGE und der DGAE
    Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Wilhelm Krone (Köln) und Dr. Cornelia Jaursch-Hancke (Wiesbaden)
    Termin: 17. bis 18.06.2016
    Ort: Auditorium des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns
    Anschrift: Joseph-Stelzmann-Str. 9b, 50931 Köln
    Weitere Informationen: http://www.endokrinologie.net/veranstaltung/gemeinsame-jahrestagung-der-sae.php

    Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.


    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
    Dagmar Arnold
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-380
    Fax: 0711 8931-984
    arnold@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.endokrinologie.net


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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