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05.10.2016 11:06

Neuer Wirkstoff gegen Neurodermitis

Philipp Kressirer Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    Dermatologen des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München waren an internationaler Studie zur Behandlung von Patienten mit „atopischem Ekzem“ mit „Dupilumab” beteiligt

    Die Haut entzündet sich ohne erkennbaren äußeren Anlass. Sie wird rot und juckt, und das in schweren Fällen großflächig und lange anhaltend: Neurodermitis ist für viele Patienten eine Heimsuchung, gerade für Kinder. Allerdings kann die moderne Medizin das „atopische Ekzem“, so heißt die Krankheit im Fachjargon, inzwischen gut behandeln – und mittelfristig höchstwahrscheinlich noch besser als je zuvor. Denn unter anderem Hautärzte des Klinikums der Universität München um Prof. Andreas Wollenberg haben ein neues Medikament getestet. Der Wirkstoff namens „Dupilumab“ zeigt „sehr schöne Effekte“, wie der Dermatologe es ausdrückt und „verbessert auch die Lebensqualität der Patienten erheblich.“

    Die Neurodermitis kommt häufig vor und hat große sozialmedizinische Bedeutung. Kleinkinder trifft es besonders oft, mit meist mildem Verlauf. Fast jedes vierte Kind erkrankt vorübergehend. Erwachsene sind seltener, dafür oft schwerer betroffen. Bei allen Patienten ist ein bestimmter Teil unseres Immunsystems überaktiviert – nämlich der sogenannte TH2-Arm, der Infektionen mit Parasiten wie beispielsweise Bandwürmern bekämpft. Nur dass Neurodermitis-Patienten gar nicht mit Parasiten infiziert sind. Der TH-2-Arm unterliegt also einem Fehlalarm und löst damit eine Dauer-Entzündung in der Haut aus.

    „Klassische“ entzündungsbekämpfende Medikamente gegen die Neurodermitis wie Kortison blockieren nicht nur den TH2-Arm, sondern alle Arme des Immunsystems – auch jene gegen Viren, Bakterien oder Krebszellen. „Dupilumab dagegen hemmt ausschließlich den TH2-Arm“, erklärt Wollenberg, „und genau so wollen wir es auch haben.“ Denn je selektiver ein Medikament wirkt, umso weniger Nebenwirkungen sind zu erwarten und desto besser verträglich ist eine Arznei.

    An der neuen Studie nahmen fast 1400 Frauen und Männer mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis teil. Zwei Drittel der Patienten bekam vier Monate lang Dupilumab verabreicht – in Form von Spritzen in den Bauch, die wöchentlich oder alle zwei Wochen gegeben wurden. Die restlichen Patienten erhielten ebenfalls Spritzen in den Bauch, allerdings nur mit einem Scheinmedikament (Plazebo).
    Dann hieß es für alle: Warten. Denn Dupilumab braucht vier bis sechs Wochen, ehe es seinen vollen Effekt entfaltet. Mit der Zeit aber verschwanden zuerst die Hautekzeme, etwas später auch der Juckreiz bei einem Drittel der mit dem Wirkstoff behandelten Patienten völlig. „Ein großer Erfolg“, wie Andreas Wollenberg findet. Der Effekt hält etwa drei Monate lang an. Auch bei den restlichen behandelten Patienten besserten sich die Symptome deutlich. Dabei zeigten sich in der Studie keine schweren Nebenwirkungen. Vereinzelt kam es zu leichten Infektionen.

    „Wir werden höchstwahrscheinlich eine neue Alternative für die Behandlung unserer Patienten bekommen“, sagt der Münchner Hautspezialist – auch wenn es in Deutschland noch eine weitere Studie braucht, bevor Dupilumab auf den Markt kommen kann.

    Original-Artikel: Two Randomized Trials of Dupilumab versus Placebo in Atopic Dermatitis (SOLO), Eric L. Simpson, M.D., M.C.R., the Department of Dermatology, Oregon Health and Science University, Portland, OR

    DOI: 10.1056/NEJMoa1610020

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Dr. Andreas Wollenberg
    Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
    Klinikum der Universität München (LMU)
    Campus Innenstadt und Großhadern
    E-Mail: Andreas.Wollenberg@med.uni-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenchen.de/de/das_klinikum/zentrale-bereiche/weitere-in...


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Original Article: Two Phase 3 Trials of Dupilumab versus Placebo in Atopic Dermatitis

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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