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16.02.2017 17:03

49. Jahrestagung der DGPK: Neue Erkenntnisse zur genetischen Ursache von angeborenen Herzfehlern

Prof. Dr. med. Angelika Lindinger Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie e.V.

    Etwa jedes 100. Kind wird mit einem Herzfehler geboren. Die Entstehungsmechanismen sind allerdings nur teilweise bekannt. Eine Forschergruppe aus der Kinderkardiologie in Kiel hat jetzt auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK: 11.-14.2.2017, Leipzig) neue Erkenntnisse hierzu mitgeteilt.

    Jährlich werden in Deutschland etwa 7.500 Kinder mit einem Herzfehler geboren, was einer Prävalenz von 1.2% aller Lebendgeborenen entspricht. Die Entstehungsmechanismen der Herzfehler sind allerdings nur teilweise bekannt.
    Eine internationale Forschergruppe aus der kardiovaskulären Genetik der
    Klinik für angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie Kiel hat unter der Leitung von Dr. Marc-Phillip Hitz auf der Jahrestagung der DGPK aktuelle Erkenntnisse vorgestellt, die in einer internationalen Multizenterstudie an 1823 Patienten erarbeitet wurden. Beteiligt an der Studie waren das Wellcome Trust Sanger Institute, das Kompetenznetz für angeborene Herzfehler (KNAHF), die Klinik für angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie Kiel und weitere Partner aus England, Belgien, Saudi-Arabien und Kanada.
    In der Untersuchung wurde mittels der Exomsequenzierung, welche die Analyse von ~ 1,5% des kodierenden menschlichen Genoms ermöglicht, nach Veränderungen in den proteinkodierenden Anteilen der menschlichen Erbinformation gesucht. Solche Veränderungen können zu einer Einschränkung der Proteinfunktion bis hin zu einem vollständigen Proteinverlust führen und eine entscheidende Ursache für die Entstehung angeborener Herzfehler sein.
    Insbesondere wurde von den Forschern untersucht, ob unterschiedliche genetische Mechanismen an der Entstehung angeborener Herzfehler bei Patienten mit syndromalen Herzfehlern (Patienten mit Herzfehlbildung und Defekten anderer Organe) und nicht-syndromalen Herzfehlern (Patienten mit ausschließlicher Herzfehlbildung) von Bedeutung sind. Es konnte gezeigt werden, dass Neumutationen in den Genen CHD4, CDK13 und PRKD1 mit syndromalen Herzfehlern in einem ursächlichen Zusammenhang stehen.
    Außerdem zeigte sich eine relevante Anreicherung von Neumutationen in Genen, die schon bei der Entstehung einer Entwicklungsverzögerung des Kindes beschrieben worden waren. Insgesamt wurden in dieser Studie 25 Gene gefunden, die eine statistisch signifikante Assoziation mit der Entstehung angeborener Herzfehler aufwiesen, wobei Neumutationen bei Patienten mit syndromalen Herzfehlern die größte Bedeutung zukommt.
    Neben dem besseren Verständnis der Entstehungsmechanismen syndromaler Herzfehler ermöglichte diese Untersuchung auch die bessere Charakterisierung der großen Gruppe von nicht-syndromalen Herzfehlern. Es wurde gezeigt, dass Patienten mit nicht-syndromalen Herzfehlern eine erhöhte Anzahl an seltenen Mutationen, die von gesunden Eltern vererbt werden, aufweisen. Wegen des sehr seltenen Auftretens einzelner krankheitsverursachender Mutationen waren diese Untersuchungen nur im Rahmen einer internationalen Kollaboration möglich, die es erlaubte, eine große Anzahl von Patienten und deren Eltern zu untersuchen.
    Diese Ergebnisse weisen auf die Bedeutung der Genetik für die Entstehung angeborener Herzfehler hin. Die vorgelegten neuen Erkenntnisse stellen einen wichtigen Schritt für die Beratung von Patienten mit angeborenen Herzfehlern dar, könnten aber in Zukunft auch von Bedeutung bei der Charakterisierung neuer therapeutischer Ansätze sein.

    Kontakt:
    Dr. med. Marc-Phillip Hitz, Ph.D.
    Gruppenleiter kardiovaskuläre Genetik
    Klinik für angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie
    Institutsdirektor Prof. H.H. Kramer
    UK-SH, Campus Kiel
    Tel. +49 (0)431 500 – 25602
    Email: Marc-Phillip.Hitz@uksh.de

    Weiterführende Literatur:
    Originalarbeit:
    Distinct genetic architectures for syndromic and nonsyndromic congenital heart defects identified by exome sequencing", Nature Genetics, 2016.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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