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17.02.2017 14:55

Gipfeltreffen auf einem Unterwasserberg

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

    An Unterwasserbergen, sogenannten Seamounts, bilden sich vielfältige Ökosysteme, die aber noch weitgehend unverstanden sind. Diese Oasen der Ozeane bieten Lebensraum für zahlreiche Organismen. Morgen startet eine internationale Expedition mit dem Forschungsschiff MARIA S. MERIAN unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel zu einem Seamount nahe der Kapverdischen Inseln. Mit verschiedensten parallel laufenden Messmethoden wollen die Forschenden den Ozean rund um den Unterwasserberg beobachten. Dabei installieren sie ein Observatorium auf dem Gipfel, das dort mehrere Monate Daten sammeln wird.

    Der tropische und subtropische Nordostatlantik ist für die Klimaforschung, die Meeresbiologie, die Ozeanographie und viele andere Disziplinen eine sehr spannende Region. Deshalb sind Forscherinnen und Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ dort seit vielen Jahren immer wieder im Einsatz. Seit 2006 erheben sie in Kooperation mit Kollegen aus der Republik Kap Verde nördlich der Insel São Vicente am Cape Verde Ocean Observatory (CVOO) regelmäßig physikalische und biogeochemische Daten. Die Messungen helfen, Vorgänge in dieser Ozeanregion besser zu verstehen, und sie geben Aufschluss über mögliche Veränderungen aufgrund des globalen Klimawandels.

    Jetzt wird ein Kieler Forschungsteam zusammen mit Kolleginnen und Kollegen vom MARUM in Bremen mit einem neuen ganzheitlichen Ansatz den Senghor Seamount, einen Unterwasserberg 60 Seemeilen nordöstlich der Insel Sal, untersuchen. „Das Seamount Observatorium, welches wir während der Fahrt ausbringen, besteht aus einer Kombination von stationären und mobilen Messgeräten. Für eine Dauer von sechs Monaten soll es dort Daten aufzeichnen“, erklärt Dr. Björn Fiedler vom GEOMAR, wissenschaftlicher Leiter anstehenden Expedition. Morgen verlässt das Team mit dem Forschungsschiff MARIA S. MERIAN den Hafen von Mindelo auf São Vicente.

    Die Inseln Sal und São Vicente gehören beide zu dem afrikanischen Inselstaat Kap Verde. Er liegt im Zentralatlantik, etwa 600 Kilometer vor der Küste Westafrikas. Rund um die Inseln ragen steile Berge von teils mehreren tausend Metern Höhe vom Meeresboden auf in die Wassersäule. Einige reichen fast bis an die Meeresoberfläche und bilden so die Grundlagen für eigene Ökosystems im offenen Ozean.

    Die besonderen Bedingungen sorgen zum Beispiel dafür, dass an den Seamounts besonders viele Fische leben. „Doch nicht nur Fische finden hier einen Lebensraum, sondern auch eine Vielzahl anderer Organismen profitieren von dem erhöhten Nährstoffvorkommen an einem Unterwasserberg“, sagt Dr. Henk-Jan Hoving, Leiter des vom „Ozean der Zukunft“ geförderten Projektes. Die Seamounts sind für die Bewohner Kap Verdes äußerst wichtig, da Fischerei dort eine wichtige Nahrungs- und Erwerbsquelle ist. Mehrere Wissenschaftler des dortigen Instituts INDP sind während der Fahrt und in die anschließende Auswertung eingebunden.

    Das erste Ziel der FS MARIA S. MERIAN während der anstehenden Fahrt ist die CVOO Zeitserienstation. Dort wird unter anderem ein vom Schiff gezogenes Kamerasystem namens PELAGIOS (Pelagic in Situ Observation System) zum Einsatz kommen, mit dem Lebewesen im freien Wasser der Ozeane beobachtet werden können. „Die Expedition ist insofern eine Premiere, weil wir das Kamerasystem erstmals bis in 2000 Meter Wassertiefe einsetzen und damit in eine bisher nie beobachtete Region des tropischen Atlantiks vordringen“, betont Dr. Hoving.

    Das zweite Ziel der Wissenschaftler ist dann der Senghor Tiefseeberg. Dort werden die verankerten und mobilen Systeme installiert, welche erstmals über mehrere Monate verschiedene Ökosystem-Parameter beobachten werden. Die Beobachtungssysteme umfassen eine neu entwickelte Windenverankerung, stationäre biogeochemische und physikalische Messgeräte und sogar eine Zeitraffer-Kamera direkt auf dem Gipfelplateau. Ein koordinierter Schwarm autonomer Geräteplattformen ergänzt die stationären Geräte: Zwei sogenannte Wave Glider, die an der Meeresoberfläche Messungen durchführen, und ein ozeanographischer Gleiter, der in einem vertikalen Zick-Zack-Kurs zwischen Meeresoberfläche und 1000 Metern Wassertiefe hin und her pendelt.

    „Meist erhalten wir nur kurze, schnappschussartige Eindrücke von einem solchem Ort im offenen Ozean. Dank der neuen Technologien ist es uns jetzt möglich, über einen längeren Zeitraum Daten rund um einen Unterwasserberg aufzuzeichnen. Die Kombination der verschiedenen Daten wird uns detaillierte Einblicke in das ganze Ökosystem eines tropischen Unterwasserberges ermöglichen”, betont Dr. Björn Fiedler.

    Ein besonderes Highlight bietet die Fahrt für Lisa-Marie Ode, eine Schülerin aus Schleswig-Holstein. Sie ist schon lange Mitglied im Schüler-Forscherclub des GEOMAR und hat nun die Gelegenheit, das Leben an Bord eines Forschungsschiffs miterleben zu dürfen. „Ich freue mich schon auf den Moment, wenn das Forschungsschiff den Hafen von Mindelo verlässt, und wir zum ersten Mal kein Land mehr am Horizont sehen. Mitten auf dem Atlantik sein zu dürfen und den Wissenschaftlern über die Schulter zu schauen und hoffentlich auch zu helfen, wird ein ganz besonderes Erlebnis für mich werden”, sagt Lisa-Marie.

    Hinweis:
    Die Expedition wird gefördert vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Helmholtz-Allianz ROBEX, dem Sonderforschungsbereich SFB754 und dem EU-Projekt AtlantOS im Rahmen des EU-Programms Horizon2020.


    Weitere Informationen:

    http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
    http://www.ozean-der-zukunft.de Der Kieler Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“
    http://www.sfb754.de Der Sonderforschungsbereich 754 „Klima – Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“
    http://www.oceanblogs.org/capeverde Folgen Sie der Expedition im Cape Verde-Blog im Oceanblogs-Netzwerk


    Bilder

    Das Forschungsschiff MARIA S. MERIAN im Hafen von Mindelo. Morgen startet sie von dort zum Senghor Seamount.
    Das Forschungsschiff MARIA S. MERIAN im Hafen von Mindelo. Morgen startet sie von dort zum Senghor S ...
    Foto: Björn Fiedler, GEOMAR
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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