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20.06.2017 11:00

Infektionen im Babyalter erhöhen das Risiko für Gluten-Unverträglichkeit

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

    Infektionen im frühen Kindesalter fördern das Risiko für eine spätere Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit). Diesen Schluss ziehen Wissenschaftler des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Sie hatten für die aktuelle Ausgabe des ‚American Journal of Epidemiology‘ Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns ausgewertet. Wiederholte Magen-Darm-Erkrankungen im ersten Lebensjahr erhöhen das Risiko demnach besonders.

    In früheren Veröffentlichungen hatten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler bereits einen Zusammenhang zwischen frühkindlichen Infektionen und der Entstehung von Typ-1-Diabetes nachgewiesen. Das höchste Erkrankungsrisiko beobachteten sie bei Kindern mit wiederholten Atemwegsinfektionen innerhalb der ersten sechs Lebensmonate.

    Nach der aktuellen Auswertung war hingegen das Risiko, an einer Zöliakie zu erkranken, besonders hoch, wenn im ersten Lebensjahr Infektionen des Magen-Darm-Trakts aufgetreten waren. Menschen mit Zöliakie vertragen das Klebereiweiß Gluten nicht, das in den meisten Getreidesorten wie Weizen, Dinkel und Roggen vorkommt. Sie müssen daher den Verzehr von Lebensmitteln, die auf diesen Getreidesorten basieren, vermeiden.

    Zu einem geringeren Grad war ein erhöhtes Erkrankungsrisiko auch im Zusammenhang mit frühen Atemwegserkrankungen nachweisbar. „Unsere Daten erlauben jedoch nicht den Schluss, ob die beobachteten Assoziationen kausal sind und beispielsweise auf Änderungen im Mikrobiom oder spezifischen Immunantworten beruhen“, kommentiert Erstautor PD Dr. Andreas Beyerlein die Ergebnisse. „Allerdings sieht es so aus, dass das erhöhte Zöliakie-Risiko eher mit einer dauerhaften Entzündung des Magen-Darm-Trakts im frühen Kindesalter in Zusammenhang steht und nicht durch einen spezifischen viralen oder bakteriellen Erreger ausgelöst wird.“

    Die Wissenschaftler hatten anonymisierte Datensätze der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns von 295.420 Kindern, die in den Jahren 2005 bis 2007 geboren waren, ausgewertet. Berücksichtigt wurden ärztlich dokumentierte Infektionen seit der Geburt bis zum Alter von - im Mittel - 8,5 Jahren. Insgesamt entwickelten 853 Kinder eine Gluten-Unverträglichkeit, das entspricht einem Anteil von 0,3 Prozent.

    Weitere Informationen

    Original-Publikation:
    Beyerlein, A. et al. (2017): Infections in early life and development of celiac disease, American Journal of Epidemiology, DOI: 10.1093/aje/kwx190

    Grundlagen-Publikationen:
    Beyerlein, A. et al. (2016): Infections in early life and development of type 1 diabetes, JAMA, DOI: 10.1001/jama.2016. 2181

    Beyerlein, A. et al. (2013): Respiratory Infections in Early Life and the Development of Islet Autoimmunity in Children at Increased Type 1 Diabetes Risk, JAMA Pediatrics, DOI:10.1001/jamapediatrics.2013.158

    Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

    Das Institut für Diabetesforschung (IDF) befasst sich mit der Entstehung und Prävention von Typ-1-Diabetes. Ein vorrangiges Projekt des Instituts ist die Entwicklung einer antigen-basierten Therapie zur Erzeugung einer Immuntoleranz. In groß angelegten Langzeitstudien untersucht das IDF den Zusammenhang von Genen, Umweltfaktoren und Immunsystem für die Pathogenese von Typ-1-Diabetes. Mit den Daten der Geburtskohorte BABYDIAB, die 1989 als weltweit erste prospektive Diabetes-Geburtskohorte etabliert wurde, konnte die Anfälligkeit für die Entstehung einer mit Typ-1-Diabetes assoziierten Autoimmunität in den ersten zwei Lebensjahren aufgedeckt werden. Das im Jahr 2015 vom IDF initiierte Pilotprojekt Fr1da war weltweit das erste bevölkerungsweite Screening auf Inselautoimmunität in der Kindheit, die als Frühstadium des Typ-1-Diabetes zu werten ist. Das IDF ist Teil des Helmholtz Diabetes Center (HDC). http://www.helmholtz-muenchen.de/idf

    Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. http://www.dzd-ev.de

    Ansprechpartnerin für die Medien:
    Claudia Pecher, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Diabetesforschung, Heidemannstr. 1, 80939 München - Tel. +49 89 3187 2547 - E-Mail: claudia.pecher@helmholtz-muenchen.de

    Fachlicher Ansprechpartner:
    PD Dr. Andreas Beyerlein, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Diabetesforschung, Heidemannstr. 1, 80939 München - Tel. +49 89 3068 5578, E-Mail: andreas.beyerlein@helmholtz-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    https://www.helmholtz-muenchen.de/presse-medien/pressemitteilungen/alle-pressemi... - Diese und weitere News des Helmholtz Zentrums München mit Themefilterfunktion


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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