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14.11.2017 12:41

HNO-Ärzte warnen vor Komplikationen nach Piercing und Bodymodifying

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

    Piercings und Körpermodifikationen an Nase und Ohren liegen derzeit bei jüngeren Menschen im Trend. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC) warnt eindringlich vor Komplikationen am Knorpel, die nur schwer heilen und bleibende Schäden hinterlassen. Für deren Korrekturen sorgen dann oftmals HNO-Ärzte mit Erfahrungen in der plastischen Chirurgie.

    Ohrmuschel und Nase sind in Deutschland seit längerem die beliebtesten Stellen für Körpermodifikationen, auch „BodMods“ genannt nach dem englischsprachigen body modification. Piercings gelten in diesen Bereichen als ungefährlich, was sie aber nach der Erfahrung von Professor Dr. med. Andreas Naumann vom Klinikum Bremen Mitte häufig nicht sind. „Der Knorpel im Ohr- und Nasenbereich ist ein sehr empfindliches Gewebe, das normalerweise durch eine Knorpelhaut geschützt und ernährt wird“, erläutert der Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Plastische Operationen und spezielle Schmerztherapie. „Wenn die Knorpelhaut beim Piercing durchtrennt wird, können Bakterien und Viren eindringen und eine Infektion auslösen. Deshalb sollten Körpermodifikationen wie Piercings nur unter strengen, aseptischen Bedingungen erfolgen. An der gepiercten Stelle könne es sonst, eventuell auch im Abheilungsprozess, zum Absterben von Knorpelgewebe kommen.

    Zu den Folgen gehören Deformierungen bis zum vollständigen Verlust von Teilen der Ohrmuschel oder der Nase. „Eine Korrektur ist dann komplex und nur von spezialisierten Ärzten durchführbar“, sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Kopf-Halschirurgie bei der DGHNO-KHC. „Die Behandlung der Früh- sowie Spätfolgen reicht dabei von kleinen Narbenkorrekturen bis zu komplexen plastischen sowie rekonstruktiven Eingriffen.“

    Auch das Tunnel-Piercing bleibt häufig nicht ohne Folgen. Bei dieser Körpermodifikation wird ein Platzhalter im Ohrläppchen eingebracht und langsam aufgeweitet. Im Extremfall bleibt nur noch ein schmaler, umgebender Rest an Haut übrig. Probleme ergeben sich, wenn der Tunnel nicht mehr schick ist und entfernt werden soll. „Die verbliebenen Hautreste reichen dann häufig nicht mehr aus, um das Loch wieder zu verschließen“, erklärt Professor Naumann. „Wir müssen dann das Ohrläppchen durch eine komplexe Lappenplastik rekonstruieren.“

    Eine relativ neue Körpermodifikation ist das sogenannte Elfenohr. Dabei wird die Ohrmuschel typischerweise im oberen Bereich durch das Einsetzen eines Implantates spitz geformt. „Der massive Eingriff in das natürliche Ohrgerüst birgt eine große Gefahr für das gesamte Haut-Knorpelgerüst des Ohres“, warnt der Experte. Zu den Folgeerscheinungen gehören Rötungen, Schmerzen, Missempfindungen aber auch schwere Infektionen bis hin zum Absterben von Knorpelgewebe. Professor Naumann erläutert: „Die dann erforderliche plastische Ohrrekonstruktion ist sehr aufwendig und nur an HNO-Kliniken mit Erfahrungen auf dem Gebiet der plastischen Ohrrekonstruktion möglich.“

    Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. rät von Körpermodifikationen im Knorpelbereich von Nase und Ohr grundsätzlich ab. Auch bei anderen Piercings, beispielsweise dem Zungen-Piercing, sei Vorsicht geboten. Hier komme es immer wieder durch die Verletzung einer Arterie im Zungenbereich zu erheblichen Einblutungen mit Schwellungen bis zur Atemnot. Das Komplikationsrisiko hänge bei allen Eingriffen von der Lokalisation des Piercings, dem verwendeten Material, der Erfahrung des Piercers, den hygienischen Bedingungen beim Piercing sowie von der Nachsorge ab. Wer sich dennoch nicht abhalten lassen möchte, sollte sich vor dem Piercen seriös und ausführlich beraten lassen: „Viele unserer Kollegen haben Erfahrungen auf dem Gebiet der plastischen Kopf-Halschirurgie und können über die Risiken aufklären“, so der Experte.

    Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.

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    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle der Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
    Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC)
    Stephanie Priester
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel: 0711 8931-605
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: priester@medizinkommunikation.org


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    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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