idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.11.2018 16:58

Wenn sich unterschiedliche Systeme gleich verhalten

Marietta Fuhrmann-Koch Kommunikation und Marketing
Universität Heidelberg

    Unterschiedliche physikalische Systeme – in sich abgeschlossen und fern des Gleichgewichts – können sich vergleichbar verhalten. Das ist in der Quantenmechanik dann der Fall, wenn die Dynamik dieser Vielteilchensysteme universell wird. Physikern der Universität Heidelberg und der Technischen Universität Wien (Österreich) ist es jetzt gelungen, in zwei grundverschiedenen Experimenten eine solche Universalität in ultrakalten Wolken von Rubidium-Atomen nachzuweisen. Dies erlaubt es, das bessere Verständnis des untersuchten Systems zu nutzen, um Vorhersagen über ganz andere Systeme zu treffen. Die Forschungsergebnisse wurden in „Nature“ veröffentlicht.

    Pressemitteilung
    Heidelberg, 9. November 2018

    Wenn sich unterschiedliche Systeme gleich verhalten
    Forscher aus Heidelberg und Wien weisen universelle Dynamik in Wolken von Rubidium-Atomen nach

    Unterschiedliche physikalische Systeme – in sich abgeschlossen und fern des Gleichgewichts – können sich vergleichbar verhalten. Das ist in der Quantenmechanik dann der Fall, wenn die Dynamik dieser Vielteilchensysteme universell wird. Physikern der Universität Heidelberg und der Technischen Universität Wien (Österreich) ist es jetzt gelungen, in zwei grundverschiedenen Experimenten eine solche Universalität in ultrakalten Wolken von Rubidium-Atomen nachzuweisen. Dies erlaubt es, das bessere Verständnis des untersuchten Systems zu nutzen, um Vorhersagen über ganz andere Systeme zu treffen. Die Forschungsergebnisse wurden in „Nature“ veröffentlicht.

    Die Expansion des Universums unmittelbar nach dem Urknall, die Folgen einer Kollision schwerer Ionen im Teilchenbeschleuniger des Forschungszentrums CERN oder Wolken von Atomen bei extrem niedrigen Temperaturen – viele abgeschlossene physikalische Systeme sind natürlicherweise nicht im Gleichgewicht, jedoch sind die relevanten Größen oft nur schwer messbar. Das ist im Fall ultrakalter Atomgase anders. „Die hohe Kontrolle über unser System erlaubt es uns, gezielt interessante Anfangszustände zu erzeugen und im Laufe der Dynamik die universellen Messgrößen, zum Beispiel den Zustand der Atome, an jedem Ort präzise auszulesen“, erläutert Prof. Dr. Markus Oberthaler, Gründer der Forschungsgruppe Synthetische Quantensysteme am Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg.

    In ihrem Experiment präparierten die Heidelberger Forscher rund 70.000 ultrakalte Rubidium-Atome. Diese wurden durch das schnelle Ändern eines von außen angelegten Magnetfeldes aus dem Gleichgewicht gebracht. Bei ultrakalten Temperaturen von etwa zehn Nanokelvin und perfekter Isolation von der Umgebung verhalten sich die Atome wie Magnete, die miteinander in Wechselwirkung treten. Dabei lassen sich die Charakteristiken der universellen Dynamik erst nach – für Experimente mit ultrakalten Atomen – langen Wartezeiten beobachten. „Dies erfordert eine hohe Stabilität des experimentellen Aufbaus, erlaubt es uns jedoch, die Dynamik genau zu untersuchen“, so der Erstautor der Studie, Maximilian Prüfer.

    Einen weiteren Typ universeller Dynamik hat die Forschungsgruppe von Prof. Dr. Jörg Schmiedmayer an der Technischen Universität Wien beobachtet. „Universalität bedeutet, dass man nun eine neue Methode zur Verfügung hat, um wichtige Informationen über normalerweise im Labor unzugängliche Quantensysteme zu erhalten“, so Jörg Schmiedmayer. Beteiligt an den Untersuchungen waren Prof. Dr. Thomas Gasenzer vom Kirchhoff-Institut für Physik und Prof. Dr. Jürgen Berges vom Institut für Theoretische Physik der Ruperto Carola, die auch Co-Autoren der Heidelberger Studie unter der Leitung von Prof. Oberthaler sind.

    Die Charakterisierung von quantenmechanischen Vielteilchensystemen fern des Gleichgewichts ist unter anderem für das Verständnis der Strukturbildung in der Natur von besonderer Bedeutung. Markus Oberthaler betont: „Das beeindruckende Ergebnis der beiden Experimente ist, dass wir zwei verschiedene Universalitätsklassen gefunden haben. Das legt nahe, dass wir einer fundamentalen Struktur auf der Spur sind.“ Die Arbeiten in Heidelberg und Wien wurden im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Quantensysteme unter extremen Bedingungen im Fokus von Experiment und Theorie“ der Universität Heidelberg durchgeführt.

    Kontakt:
    Kommunikation und Marketing
    Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Markus Oberthaler
    Kirchhoff-Institut für Physik
    Telefon (06221) 54-5170
    markus.oberthaler@kip.uni-heidelberg.de


    Originalpublikation:

    M. Prüfer, P. Kunkel, H. Strobel, S. Lannig, D. Linnemann, C.M. Schmied, J. Berges, T. Gasenzer, and M.K. Oberthaler: Observation of universal dynamics in a spinor Bose gas far from equilibrium. Nature 563, 217-220 (2018), https://doi.org/10.1038/s41586-018-0659-0

    S. Erne, R. Bücker, T. Gasenzer, J. Berges, and J. Schmiedmayer: Universal dynamics in an isolated one-dimensional Bose gas far from equilibrium. Nature 563, 225-229 (2018), https://doi.org/10.1038/s41586-018-0667-0


    Weitere Informationen:

    http://www.kip.uni-heidelberg.de/synqs


    Bilder

    Experimenteller Aufbau am Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg. Hier wurde die universelle Dynamik ultrakalter Atome beobachtet.
    Experimenteller Aufbau am Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg. Hier wurde die u ...
    Foto: Alexis Bonnin (KIP)
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).