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06.03.2019 09:00

Nahrung spielt wichtige Rolle für Influenza-A-Infektionen bei afrikanischen Säugetieren

Dipl.-Geogr. Anja Wirsing Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Obwohl Influenzaviren weit verbreitet sind, weiß man überraschend wenig über Infektionen bei wild lebenden Säugetieren. Eine neue Studie unter der Leitung von Alex D. Greenwood und Gábor Á. Czirják vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin brachte nun neue Erkenntnisse darüber, in welchen Kontexten Wildtiere Influenza-Viren ausgesetzt sind.

    Die WissenschaftlerInnen konnten zeigen, dass Säugetiere besonders häufig mit diversen Influenza-A-Virustypen in Kontakt kommen, wenn Vögel einen Großteil ihrer Nahrung ausmachen. Verwandtschaften zwischen Arten oder das Sozialverhalten innerhalb einer Art spielten erstaunlich kleine Rollen, zeigen sie in der im „The Journal of Infectious Diseases” publizierten Studie.

    Um die Auslöser und Ausbreitung von Influenza-A-Infektionen bei wilden Säugetieren besser zu verstehen, hat das Leibniz-IZW gemeinsam mit KollegInnen in Hannover, den Niederlanden und Namibia die neue Studie aufgesetzt. Die WissenschaftlerInnen untersuchten 111 Serumproben von unterschiedlichen Säugetierarten in Namibia und identifizierten die unterschiedlichen Stränge der Influenza-A-Viren, mit denen die Tiere in Kontakt gekommen waren. „Wir konnten sehr häufig viele verschiedene Virustypen nachweisen, wobei eine klare Tendenz zu erkennen war: Pflanzenfresser waren weitaus seltener und mit weniger verschiedenen Virusstämmen infiziert als Fleischfresser“, erklärt Gábor Á. Czirják, Wissenschaftler am Leibniz-IZW. Für die Tests nutzen sie einen Virenchip, den das Erasmus Medical Centre in Rotterdam, einer der Projektpartner, speziell für diesen Zweck entwickelt hatte.

    Das Forscherteam hat drei Hypothesen getestet, wonach entweder Verwandtschaften zwischen Spezies, das Sozialverhalten der Tierarten oder die Zusammensetzung der Nahrung mit der Häufigkeit und Variabilität der Viren zusammenhängen. Es bestand Grund zur Annahme, dass eng verwandte Tierarten ähnliche Reaktionen auf den Kontakt mit den Viren zeigten, da Rezeptoren und die Physiologie der Tiere vergleichbar sind. Die Daten zeigten jedoch, dass dies statistisch keine signifikanten Auswirkungen auf das tatsächliche Vorkommen von Influenza-A-Viren hat. Ebenso erwarteten die WissenschaftlerInnen, dass besonders soziale Tiere – die beispielsweise in größeren Herden oder Gruppen zusammenleben – häufiger infiziert seien, da sich die Viren leichter verbreiten können als bei einzelgängerischen Tieren. Viele soziale Pflanzenfresser zeigten jedoch kaum Infektionen, womit auch dieser Faktor ausgeschlossen werden konnte. „Der gemeinsame Nenner für Häufigkeit und Diversität der Virentypen war eine vogelreiche Nahrung“, schließt Sanatana Soilemetzidou, Doktorandin und Erstautorin der Studie. „Insbesondere bei Tieren wie dem Schakal und dem Karakal, die sich hauptsächlich von Vögeln ernähren, konnten wir häufig viele verschiedene Influenza-A-Viren auffinden.“

    Influenza-A-Viren gehören zu den wichtigsten und am besten erforschten Krankheitserregern bei Menschen und Haustieren. Die Viren treten typischerweise bei Wasservögeln auf und werden häufig von Vögeln auf Säugetiere und Menschen übertragen. Bei dieser Übertragung kommt es oft zu einer Veränderung des Virus, indem es sich auf den neuen Wirt anpasst. „Aus diesem Grund ist es erstaunlich, wie wenig bisher darüber bekannt war, welche Influenza-A-Stämme wilde Säugetierarten infizieren und warum“, sagt Alex Greenwood, Leiter der Leibniz-IZW-Abteilung Wildtierkrankheiten. „Wenn sich Virusstämme, die von Vögeln auf wilde Säugetiere übergehen, an diese neue Wirtsumgebung anpassen, könnte dieser Prozess ein Sprungbrett für die Infektion von Haus- und Nutztieren sowie des Menschen sein.“

    Die Studie wurde in Namibia durchgeführt, einem Land mit hohem Artenreichtum im Bereich der Säugetiere und einer Wasservogelpopulation, in denen Influenzaviren regelmäßig nachgewiesen werden. Darüber hinaus treffen wilde und gehaltene Tiere auf den großen Farmen häufig aufeinander. Nicht zuletzt führen mehrere Vogelzugrouten durch das Land, weshalb die hier gewonnenen Erkenntnisse mit hoher Wahrscheinlichkeit über das Land, möglicherweise auch über Afrika, hinaus übertragbar sind. Das Leibniz-IZW führt mehrere Langzeit-Forschungsprojekte in Namibia durch.

    Kontakt:
    Jan Zwilling
    Wissenschaftskommunikation
    Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V.
    Alfred-Kowalke-Straße 17
    10315 Berlin
    Tel: +49 (0)30 5168121
    E-Mail: zwilling@izw-berlin.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Alex D. Greenwood
    Leiter der Abteilung Wildtierkrankheiten
    Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im Forschungsverbund Berlin e.V.
    Alfred-Kowalke-Straße 17, 10315 Berlin
    Tel: +49 (0)30 5168255
    E-Mail: greenwood@izw-berlin.de

    Gábor Á. Czirják
    Wissenschaftler in der Abteilung Wildtierkrankheiten
    Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im Forschungsverbund Berlin e.V.
    Alfred-Kowalke-Straße 17, 10315 Berlin
    Tel: +49 (0)30 5168214
    E-Mail: czirjak@izw-berlin.de


    Originalpublikation:

    Soilemetzidou S, de Bruin E, Franz M, Aschenborn OHK, Rimmelzwaan GF, van Beek R, Koopmans M, Greenwood AD, Czirják GÁ (2018) Diet may drive influenza A virus exposure in African mammals. J Infect Dis.


    Bilder

    Schakale beim Verzehr von Wasservögeln in Namibia
    Schakale beim Verzehr von Wasservögeln in Namibia
    Gábor Czirják/IZW
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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