idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.06.2019 15:07

Wilde Verwandtschaft von Sellerie im natürlichen Lebensraum erhalten – 1. Netzwerk genetischer Erhaltungsgebiete steht

Dipl.-Biol. Stefanie Hahn Pressestelle
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

    Startschuss für Deutsches Netzwerk genetischer Erhaltungsgebiete für Wildsellerie fiel am 4.6. auf der Tagung am Julius Kühn-Institut (JKI) Quedlinburg. Feierliche Urkundenübergabe für fünf Gebiete, 40 weitere werden hinzukommen.

    (Quedlinburg) In Deutschland wachsen viele Wildpflanzenarten, die mit unseren Kulturpflanzen verwandt sind. In ihnen schlummern Gene, die morgen für die züchterische Verbesserung unserer Nahrungspflanzen relevant werden könnten. Genau aus diesem Grunde sind sie schützenswert. Zudem ist der Erhalt der Artenvielfalt per se ein wichtiges gesellschaftliches Ziel. Deshalb sei es nur folgerichtig, dass Naturschutz und Landwirtschaft beim Erhalt dieser genetischen Ressourcen zusammenarbeiten, betonte Dr. Eva Ursula Müller vom BMEL in ihrem Grußwort an die Teilnehmer der Tagung, die gestern (4.6.) am Julius Kühn-Institut in Quedlinburg begann. Die Tagung ist gleichzeitig der Startschuss für das erste Netzwerk genetischer Erhaltungsgebiete, das Netzwerk Wildsellerie. Mit der Einrichtung dieses ersten Netzwerks ist Deutschland Vorreiter in Europa. Der Sellerie ist seinerseits Vorreiter für weitere Erhaltungsnetzwerke, etwa für die Wildrebe.

    In den vergangenen drei Jahren untersuchten Forschungsteams des Julius Kühn-Instituts, der Universität Osnabrück und der Humboldt-Universität zu Berlin im Projekt „GE-Sell“ die genetische Vielfalt von Wildsellerievorkommen in Deutschland. Sie fanden 55 Pflanzenbestände, die in ihrer Gesamtheit die Formenvielfalt der Wildselleriearten repräsentieren. 45 dieser Pflanzenbestände bilden nun das Netzwerk genetischer Erhaltungsgebiete Wildsellerie (https://netzwerk-wildsellerie.julius-kuehn.de/). „So wird sichergestellt, dass die innerartliche Vielfalt bewahrt wird“, sagt Projektleiter Dr. Lothar Frese vom JKI. Die natürlichen Habitate, in denen die Wildselleriearten vorkommen, befinden sich oft in ausgewiesenen Naturschutzgebieten oder auf Privatbesitz. „Daher war es für das Gelingen des Unterfangens essenziell, die Akteure vor Ort mit einzubeziehen, sie für die Einzigartigkeit des Vorkommens zu sensibilisieren und als Partner zu gewinnen,“ erklärt Dr. Frese.

    Um diese Partnerschaften vor Ort zu würdigen, wurden im feierlichen Rahmen der Tagung für die Einrichtung der ersten fünf genetischen Erhaltungsgebiete Urkunden an die Betreuer der Gebiete übergeben. Die Vorkommen liegen bei Sülldorf in Sachsen-Anhalt, an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern, im niedersächsischen Entenfang bei Celle, am Hohennauener See in Brandenburg und im NSG „Venne“ im Münsterland. Die Partner, wie etwa NABU-Gruppen pflegen die Habitate und haben ein Auge darauf, dass es den „Wilden“ bei ihnen weiterhin gut geht. Genetische Erhaltungsgebiete sind ein Modul, mit dem Landwirtschaft und Naturschutz zusammen Wildpflanzen in situ erhalten können.

    Hintergrundinformation:
    Am 4. und 5. Juni 2019 veranstalteten das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), das Julius-Kühn-Institut (JKI), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) sowie weitere Partner die Fachtagung „Genetische Erhaltungsgebiete für Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft – ein neues Modul zur Stärkung des Artenschutzes” am JKI in Quedlinburg.

    Das BMEL fördert über die BLE das Modell- und Demonstrationsvorhaben „Genetische Erhaltungsgebiete für Wildselleriearten als Bestandteil eines Netzwerkes genetischer Erhaltungsgebiete in Deutschland“ mit rund 960.000 Euro. Das JKI koordiniert dieses Projekt, das noch bis November 2019 läuft.

    Folgende Institutionen bzw. ihre Vertreter aus den Erhaltungsgebieten erhielten am 4.6. ihre Urkunde:

    1) Genetisches Erhaltungsgebiet für Apium graveolens L. subsp. graveolens bei Sülldorf
    Naturschutzfachliche Unterstützer = Landkreis Börde, Untere Naturschutzbehörde (vertreten durch Dr. Anne Hochbach) und Landschaftspflegeverband „Grüne Umwelt e. V.“ (vertreten durch Sascha Ritter)

    2) Genetisches Erhaltungsgebiet für Helosciadium repens (L.) W. D. J. Koch am Hohennauener See
    Naturschutzfachlicher Unterstützer= NABU Regionalverband Westhavelland e. V. (vertreten durch Rene Riep)

    3) Genetisches Erhaltungsgebiet für Helosciadium repens (L.) W. D. J. Koch auf dem Großen Schwerin an der Müritz
    Eigentümer und naturschutzfachlicher Unterstützer= Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern (vertreten durch Maria John)

    4) Genetisches Erhaltungsgebiet für Helosciadium inundatum (L.) W. D. J. Koch im NSG „Venne“
    Naturschutzfachlicher Unterstützer= NABU-Naturschutzstation Münsterland (vertreten durch Dr. Thomas Hövelmann)
    5) Genetisches Erhaltungsgebiet für Helosciadium inundatum (L.) W. D. J. Koch in Entenfang bei Celle
    Eigentümerin und Unterstützerin= Dr. Iris Barckhausen

    Mit der Unterzeichnung des Internationalen Saatgutvertrages und des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt hat sich Deutschland verpflichtet, Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft in situ, am Ort ihres Vorkommens, zu erhalten. Das BMEL hat dies im Nationalen Fachprogramm für pflanzengenetische Ressourcen als Handlungsbedarf aufgenommen und arbeitet derzeit daran, ein solches Netzwerk zu etablieren. Ein Teilnetzwerk für artenreiches Grünland ist ebenfalls im Aufbau begriffen, für Wildrebe und Wildobst sind weitere geplant. Die Gesamtkoordination des Netzwerkes genetischer Erhaltungsgebiete in Deutschland liegt beim Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) in der BLE siehe https://genres.de/fachportale/kultur-und-wildpflanzen/in-situ-erhaltung/


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Lothar Frese
    Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
    Erwin-Baur-Str. 27, 06484 Quedlinburg
    Tel: 03946 47-701
    E-Mail: lothar.frese@julius-kuehn.de


    Bilder

    Natürliche Wildsellerievorkommen- Collage
    Natürliche Wildsellerievorkommen- Collage
    Fotos: JKI Collage: Wolck/JKI
    None

    Urkunden an: (v. l.) Barckhausen/Entenfang; Hövelmann/NABU-Station Münsterland, John/Stiftung Umwelt- & Naturschutz M.V.; Riep/ NABU Westhavelland e. V.; Ritter/Grüne Umwelt e. V.;  Hochbach/LK Börde
    Urkunden an: (v. l.) Barckhausen/Entenfang; Hövelmann/NABU-Station Münsterland, John/Stiftung Umwelt ...
    © Stefanie Hahn/JKI
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).