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08.11.2019 18:22

Über 280 Teilnehmer*innen tauschten sich auf der Dreiländertagung aus

Dr. Christiane Krüger Pressestelle
Hochschule für Gesundheit

    Die Dreiländertagung des Vereins zur Förderung der Wissenschaft in den Gesundheitsberufen (VFWG) hat in diesem Jahr vom 7. bis zum 8. November 2019 an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) stattgefunden und trug den Titel ‚Applied Health Sciences. Wie Wissenschaft und Praxis voneinander profitieren‘. An der internationalen Fachtagung für Gesundheitsberufe nahmen rund 280 Wissenschaftler*innen und Praxisvertreter*innen teil. Bereits am 6. November 2019 trafen sich rund 40 Studierende und Nachwuchs-Wissenschaftler*innen zu einer Preconference auf dem Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen in Bochum.

    Prof. Dr. Anne Friedrichs begrüßte als Präsidentin der gastgebenden Hochschule die Teilnehmer*innen im Audimax. „Wir sind stolz, die Dreiländertagung in diesem Jahr, zum zehnjährigen Bestehen der hsg Bochum, nach Bochum geholt zu haben“, sagte Friedrichs. Die Fachtagung findet alle zwei Jahre abwechselnd in der Schweiz, in Österreich oder in Deutschland statt.

    Prof. Dr. Andreas Gerber-Grote, VFWG-Präsident, sprach in seiner Begrüßungsrede die „rückständige Akademisierung der Gesundheitsfachberufe im größten Land der EU“ offen an und erklärte, dass sich diese auf die Qualität der Versorgung niederschlage und letztlich auch auf das Interesse an den Gesundheitsfachberufen in Deutschland. Der Verein zur Förderung der Wissenschaft in den Gesundheitsberufen habe „angesichts der Entwicklungen in Deutschland, die bedeuten, dass die Gesundheitsfachberufe weiterhin nur ein akademisches Schattendasein führen“, eine gute Daseinsberechtigung. Er erinnerte daran, dass der Verein sich im letzten Jahr insbesondere dafür engagiert habe, „die stockende Akademisierung der Therapieberufe in Deutschland wieder in Gang zu bringen“. Von der Dreiländertagung erhoffe er sich „starke Impulse, die wir mit nach Hause nehmen“.

    Die Dreiländertagung startete mit einer Podiumsdiskussion, in der sich fünf Vertreter*innen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland zum Thema ‚Nutzen evidenzbasierter Gesundheitsversorgung und hochschulische Ausbildung‘ austauschten. Detlef Friedrich, Geschäftsführer der contec GmbH, moderierte die Diskussion. Seine wichtigste Botschaft des Tages lautete: „Auch in Deutschland braucht es jetzt den Mut, es anzupacken.“

    Wiebke Schulten, Absolventin des Bachelor-Studiengangs Pflege der hsg Bochum und aktuell Master-Studentin in Bielefeld, stellte fest: „Akademisierung ist die Basis, um evidenzbasiertes Handeln sowie klinische Entscheidungsfindung in der Berufspraxis sicherzustellen und zu etablieren.“

    Sie schilderte in der Diskussionsrunde, dass sie die Pflege als „nicht offen für Veränderung“ erlebe. An der hsg Bochum habe es einen interdisziplinären Austausch und Lehrveranstaltungen mit den anderen Gesundheitsberufen und der Medizin gegeben. „Hier wurde gezeigt, wie ein Versorgungsprozess optimal aussehen kann, wenn alle beteiligten Professionen daran mitwirken. So kann ein anderes Bewusstsein geschaffen werden. Ich bedauere, diese Haltung in der Praxis noch nicht wiederzufinden“, erklärte Schulten.

    Barbara Steffens, Leiterin der TK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, hob hervor, dass ein interdisziplinärer Diskurs zwischen Pflege und Medizin bereits in der Ausbildung stattfinden müsse. „In Deutschland ist die Haltung des medizinischen Personals gegenüber der Pflege im Vergleich zu den Ländern Schweiz und Österreich noch sehr in hierarchischen Strukturen verankert“, so Steffens. Moderator Friedrich pflichtete bei, dass wohl noch in allen Berufen der Gesundheitsversorgung eine Veränderung der Haltung stattfinden müsse.

    Prof. Dr. Sabine Hahn von der Berner Fachhochschule erinnerte an die Schwierigkeiten, die die Schweiz bei der Akademisierung hatte, die aber überwunden seien. Zunächst seien Bachelor-Absolvent*innen in die Praxis gekommen. „Hier konnten - wo nötig - spezifische Aufgabenprofile geschaffen werden. Bachelor-Absolvierende erhalten in der Schweiz eine Grundausbildung. Sie erhalten eine qualitativ hochstehende Ausbildung und können der zunehmenden Komplexität der Patient*innensituation effizient begegnen und beachten dabei die beste vorhandene Evidenz“, so Hahn. Mittlerweile würden auch Stellen im Bereich der erweiterten Pflege entstehen. Sabine Hahn verwies auf den Mix an Abschlüssen, dem Grade-Mix, in der Pflege: „Wir benötigen in der Pflege alle Ausbildungsstufen – akademische und nicht-akademische. Daher müssen Pflegefachkräfte anleiten und delegieren können.“

    In der Diskussion wurde auf die Bedeutung der interdisziplinären und interprofessionellen Ausbildung hingewiesen. Die Fachkräfte müssten die Berufsprofile ihrer Kolleg*innen aus den jeweils anderen Gesundheitsberufen sowie aus der Medizin gut kennen und gewohnt sein, mit ihnen zusammenzuarbeiten – „auf Augenhöhe“, setzte Sabine Hahn hinzu.

    Barbara Bäck, die im Medizin- und Pflege-Management der Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft mbH (KAGes) die Koordinationsstelle für Medizinisch-technische Dienste (MTD) inne hat, griff auf ihre Erfahrungen aus Österreich zurück. Dort, wo die sieben Gesundheitsberufe der Physiotherapeut*innen, Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Diätolog*innen, Biomedizinischen Analytiker*innen, Radiologietechnolog*innen und Orthoptist*innen seit 2006 akademisch ausgebildet werden, ermöglicht die KAGes seit Anfang 2019 den Bachelor-Absolvent*innen weitere Fachkarrierewege. Mit zumindest drei Jahren Berufserfahrung können sie sich in einem speziellen Fachgebiet fortbilden und als Senior-MTD bewerben. Die Funktion der Advanced-MTD kann mit sieben Jahren Berufspraxis plus einem Masterstudium angestrebt werden. „Senior- und vor allem Advanced-MTD bilden den Link zwischen Praxis und Wissenschaft. Wichtig ist, dass beide Fachkarriere-Gruppen weiterhin in der Patientenroutineversorgung arbeiten“, betonte Bäck.

    Den inhaltlichen Bogen zum Titel der Tagung ‚Wie Wissenschaft und Praxis voneinander profitieren‘ spannte Prof. Dr. Kerstin Bilda, Vize-Präsidentin für den Bereich Forschung der hsg Bochum, in der Diskussionsrunde. Sie betonte, dass die Wissenschaft die Praxis mitnehmen müsse. „Wir generieren aus der Praxis heraus die Fragestellungen für die Forschung. Bei uns an der hsg Bochum steht zudem der Mensch im Mittelpunkt. Wir nehmen die Bedarfe der Menschen auf. Die sich daraus ergebenden Fragestellungen setzen wir in Forschungsprojekten um.“

    Der abschließende Appell der Absolventin Wiebke Schulten wurde von den Zuhörer*innen mit Applaus bekräftigt. Sie formulierte als Ausblick: „Ich wünsche mir, dass Stellen mit konkreten Aufgabenprofilen für Bachelor-Absolvent*innen geschaffen werden, die entsprechend vergütet werden“.

    In den anschließenden Keynotes, Workshops, Vorträgen und wissenschaftlichen Postern wurden im Anschluss viele konkrete Praxisbeispiele benannt und präsentiert, die für Gesprächsstoff unter den Teilnehmer*innen sorgten.


    Bilder

    Diskutierten auf dem Podium zum Thema 'Nutzen evidenzbasierter Gesundheitsversorgung' - v.l.n.r.: Prof. Dr. Kerstin Bilda, Prof. Dr. Sabine Hahn, Barbara Bäck, Barbara Steffens und Wiebke Schulten.
    Diskutierten auf dem Podium zum Thema 'Nutzen evidenzbasierter Gesundheitsversorgung' - v.l.n.r.: Pr ...
    Foto: hsg Bochum/WolfgangHelmFotografie
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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