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14.11.2019 15:35

Von den Besten lernen - 7. Göttinger Marketingtag der PFH

Martin Wilmsmeier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
PFH Private Hochschule Göttingen

    Mutige Botschaften haben das Image der Berliner Verkehrsbetriebe über die sozialen Medien entstaubt, Bugatti landete "aus Versehen" einen Youtube-Hit und MAN ist es gelungen, ein neues Modell in dem hart umkämpften Markt der Nutz- und Transportfahrzeuge zu positionieren. Von diesen und weiteren Praxisbeispielen konnten die 150 Unternehmensvertreter, Alumni, Studierende und Marketing-interessierten Gäste lernen, die am 8. November am siebten "Göttinger Marketingtag" der PFH Private Hochschule Göttingen teilnahmen.

    Sieben Vorträge von Technologie- und Marketingverantwortlichen namhafter Unternehmen aus sehr unterschiedlichen Branchen gaben Einblicke in ihre Marketingaktivitäten. Unter dem Motto "Marketing in Zeiten des digitalen Aufbruchs" hatte Dr. Hans-Christian Riekhof, Professor für Internationales Marketing an der PFH, bereits zum siebten Mal zum Göttinger Marketingtag geladen. "Das Thema Digitalisierung ist inzwischen bei allen Unternehmen angekommen. Gleichzeitig fehlen aufgrund der hohen Komplexität oft der Mut und die Idee zur Umsetzung. Die heutigen Beispiele zeigen uns, wie es geht", begrüßte er die anwesenden Gäste.

    "Eine Online-Kampagne zu einem neuen Thema kann nur dann gelingen, wenn das Unternehmen eine verlässliche Datenlage hat", stellte Dr. Oliver Kohl, Geschäftsführer von m-result, Market Research & Management Consulting GmbH, klar. Am Beispiel der E-Mobilität zeigte er, welche Chancen das "Social Media Research", also das Auswerten von Meinungen innerhalb einer Zielgruppe in den Sozialen Medien, Blogs und Foren bietet. "Wir haben zum Suchbegriff "E-Mobilität" fast 11.000 Beiträge analysiert und konnten durch die Auswertung die wesentlichen Themen der User, wie zum Beispiel das Laden, die Akku-Reichweite und den ökologischen Nutzen, identifizieren", so Kohl.

    Flüssig-digitale-Marktforschung
    Auch die Einbecker Brauhaus AG ist auf die Rückmeldung der Konsumenten angewiesen, insbesondere wenn es um die Entwicklung von neuen Produkten geht. "Den rückläufigen Umsätzen der gesamten Brauereibranche möchten wir mit Innovationen begegnen", so Vorstand Martin Deutsch. Für eine Getränkeinnovation, die im März 2020 in den Markt gebracht wird, wurden die Teilnehmer um Feedback gebeten. In den Pausen hatten die Gäste Gelegenheit, das Getränk erstmalig zu probieren und anschließend via Smartphone eine Bewertung abzugeben. "Für uns als mittelständische Brauerei wird es immer eine Herausforderung sein, sowohl die junge lifestyle-orientierte Zielgruppe als auch den klassischen Einbecker-Kunden anzusprechen. Die sozialen Medien werden dabei unser Basismedium sein", fasst Deutsch zusammen.

    Die Zielgruppe der Marke Bugatti ist im Gegensatz dazu überschaubar. "Wir kennen 100 Prozent unserer Kunden und stehen im ständigen Dialog mit ihnen, verrät Frank Götzke von der Bugatti Engineering GmbH. Überrascht wurden der Leiter Neue Technologien und sein Team vom Erfolg eines von ihm in Auftrag gegebenen Videos. "Eigentlich wollten wir nur die Funktion des im 3D-Druck entwickelten Bugatti-Bremssattels demonstrieren. Dabei haben wir mit der Zurschaustellung einer 1.100 Grad Celsius heißen Carbon-Keramik-Bremsscheibe und eines auf rund 600 Grad erhitzten Titan-Bremssattels mit Feuer und Funkenflug offenbar an die Ur-Emotionen der Zuseher appelliert", so Götzke rückblickend. Dass dies nicht nur die Bugatti-Kunden ansprach, sondern offensichtlich den Nerv vieler Technik-Fans traf, zeigen die Aufrufe bei Youtube: Insgesamt 12,7 Millionen Besucher clickten den 4-minütigen Film bislang an, um sich selbst von der technologischen Innovation zu überzeugen. "Es ist schon faszinierend, wie man durch den Einsatz digitaler Medien, selbst in der heutigen technikabgewandten Zeit, immer noch Menschen in aller Welt für die technologische Urgewalt zu begeistern vermag", freut sich Götzke.

    Digitalisierung im Produkt
    Als Marktführer in der Hörakustik ist das Unternehmen KIND aus Großburgwedel schon längst mit der Digitalisierung beschäftigt, wie Geschäftsführer Dr. Alexander Kind in seinem Vortrag aufzeigte: "Wir kommen aus dem 'Gesundheitshandwerk' und haben uns zu Hightech-Spezialisten entwickelt. So können zum Beispiel unsere Hörgeräte mit einer Smartphone-App bedient werden". Das niedersächsische Familienunternehmen betreibt rund 750 Fachgeschäfte im In- und Ausland, davon bereits 100 Standorte mit den Leistungen der Augenoptik. Zusätzlich baut man Webshops und weitere Bausteine der Digitalisierung, wie zum Beispiel den Online-Hörtest, aus. "Wir möchten auch Erlebnisse im Online-Bereich für unsere Kunden schaffen – ein wichtiger Baustein für unsere Marken-DNA, die auf Fairness, Fachkompetenz und Transparenz basiert", begründet Kind die Aktivitäten.

    Jung, digital, erfolgreich
    Eine weitaus jüngere Zielgruppe hat About You im Visier: Das am schnellsten wachsende E-Commerce-Unternehmen Europas bietet laut Julian Jansen, seit 2014 Content Director, Fashionbegeisterten ein personalisiertes Einkaufserlebnis und dient zudem als Inspirationsquelle. Hierfür setzt das zur Otto-Gruppe gehörende Unternehmen vor allem auf Influencer-Marketing und clevere Content-Strategien. "Wir kooperieren mit rund 250 Influencern – schließlich sind diese die reichweitenstarken Helden unserer Zeit", erzählt Jansen. Neben klassischen "Produkt-Hauls", bei denen die Influencer ihren Einkauf auf Instagram präsentieren und die Follower durch Verlinkungen direkt die Möglichkeit haben, die Produkte nachzukaufen, geht das Unternehmen noch einen Schritt weiter. "Wir haben in diesem Jahr nun schon zum dritten Mal die About You-Awards vergeben, entwerfen in Zusammenarbeit mit prominenten Influencern wie Lena Gerke Capsule-Kollektionen und haben nun sogar ein eigenes Festival", so Jansen. Für About You scheint diese Strategie voll aufzugehen: Durch die konsequente Fokussierung auf Personalisierung, Inspiration und Mobile Shopping erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 461 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2018/19 und zählt damit heute zu den größten Online-Modehändlern Deutschlands.

    Auf eine sehr langjährige Tradition blickt die Marke MAN zurück: Seit über 100 Jahren steht sie für Nutzfahrzeugkompetenz und umfasst vor allem LKW und Busse. Im Jahre 2018 war die Produktneueinführung und damit die Erweiterung des Produktportfolios, des Kleintransporters MAN TGE in dem hart umkämpften Markt eine besondere Herausforderung. "Neben unseren bestehenden LKW- und Buskunden wollten wir mit diesem Produkt auch neue Zielgruppen, wie zum Beispiel Handwerker oder auch Campingfahrzeug-Kunden, ansprechen", erklärt Björn Loose, Senior Vice President von MAN Trucks & Bus SE. "Ich kann nur jedem Unternehmen empfehlen, auch dringend die Basisaufgaben im Marketing zu achten – neben der Aufsetzung von Digitalisierungsstrategien", so Loose, der das weltweite Marketing und Branding der Marke verantwortet. Herausgekommen ist eine für das Segment ungewöhnliche Kommunikationsklammer mit dem Titel "Der Truck unter den Vans", die mit Humor, Mut und Authentizität informiert und begeistern möchte. Dafür erhielt MAN den silbernen GWA-Effie in der Kategorie B2B-Marketing, eine der wichtigsten Auszeichnungen in der Werbe- und Kommunikationsbranche.

    Der Fahrplan der Liebe
    …unter diesem Leitmotiv demonstrierte Stephan Giest eindrucksvoll und unterhaltsam die Vorgehensweise der Agentur Jung von Matt/Saga beim Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe. "Wie kann man einen ÖPVN-Anbieter entstauben, wenn sich die vorhandenen Missstände, wie zum Beispiel Verspätungen und Sauberkeit, nicht ändern lassen", fasst er die Aufgabenstellung zusammen. Trotz des zunächst niedrigen Budgets sind mit viel Kreativität und Risikobereitschaft Videos mit dem Slogan "Weil wir dich lieben" entstanden, die sich über die sozialen Medien sehr schnell verbreitet haben. "Das hat uns und den Auftraggeber ermutigt, diesen ungewöhnlichen, humorvollen Weg weiter zu gehen", erklärt der Geschäftsführer und Partner von Jung von Matt. Was darauf folgte, war aus Marketingsicht ein weiterer Coup: In Kooperation mit Adidas entstand der "Ticket-Schuh". Der Sneaker, der zugleich ein BVG-Jahresticket ist, wurde in einer limitierten Auflage von 500 Stück angeboten und war innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft, was beiden Partnern den Markenaward 2019 für die beste digitale Markenführung einbrachte.

    "Mit dem breiten Spektrum an Referenten und Unternehmen haben wir einen Einblick in die Welt der Digitalisierung des Marketings erhalten – einige stehen noch ganz am Anfang, andere sind der analogen Welt schon entrückt. Dennoch ist jeder auf seine Art erfolgreich", fasst Riekhof zum Ende der Veranstaltung zusammen.


    Weitere Informationen:

    http://www.pfh.de/goettinger-marketingtag - 7. Göttinger Marketingtag


    Bilder

    Prof. Dr. Hans-Christian Riekhof hat den 7. Göttinger Marketingtag zum Thema "Marketing in Zeiten des digitalen Aufbruchs" initiiert und moderiert.
    Prof. Dr. Hans-Christian Riekhof hat den 7. Göttinger Marketingtag zum Thema "Marketing in Zeiten de ...
    Foto: PFH
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    Dr. Alexander Kind (KIND), Frank Götzke (Bugatti) und Prof. Dr. Hans-Christian Riekhof in der Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Göttinger Marketingtags.
    Dr. Alexander Kind (KIND), Frank Götzke (Bugatti) und Prof. Dr. Hans-Christian Riekhof in der Diskus ...
    Foto: PFH
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Informationstechnik, Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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