idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.01.2020 10:08

Darmkrebs-Operation: Auf die Erfahrung kommt es an

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Patienten mit Darmkrebs haben größere Überlebenschancen, wenn sie in Kliniken mit hohen Fallzahlen operiert werden. Denn dort bekommt man Komplikationen, die nach dem Eingriff auftreten können, besser in den Griff.

    Tumoren am Dickdarm, sogenannte kolorektale Karzinome, sind in Deutschland die zweit- bis dritthäufigsten Tumoren bei Frauen und bei Männern. Die operative Entfernung der Geschwulste ist ein zentraler Bestandteil der Therapie.

    „Für das Langzeitüberleben nach der Operation sind zwei Aspekte wichtig: Erstens eine onkologisch korrekte Operation und zweitens die richtige Behandlung, falls nach der Operation Komplikationen auftreten“, sagt PD Dr. Armin Wiegering, Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums am Universitätsklinikum Würzburg.

    Dabei gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Zahl der Operationen, die pro Jahr in einem Krankenhaus durchgeführt werden, und der Überlebenschance. Das hat Wiegerings Forschungsteam in einer Studie gezeigt, deren Ergebnisse in BJS Open veröffentlicht sind, einem Journal der britischen Gesellschaft für Chirurgie.

    Sterberaten in kleinen Kliniken sind doppelt so hoch

    Die Bilanz der Studie: In Krankenhäusern, die sehr wenige Operationen an kolorektalen Karzinomen vornehmen (im Schnitt sechs pro Jahr), ist die Sterberate nach dem Eingriff doppelt so hoch wie in Krankenhäuser mit großen Fallzahlen (im Schnitt 50 pro Jahr).

    Dieser Unterschied kommt nicht etwa daher, dass in kleineren Kliniken öfter Komplikationen auftreten – denn das passiert laut Wiegering in allen Krankenhäusern etwa gleich häufig. Vielmehr liegt der Unterschied darin, dass die Patienten in kleinen Häusern öfter an den Komplikationen sterben. „In großen Krankenhäusern dagegen ist eine ausreichende Infrastruktur vorhanden, um die Patienten bei postoperativen Komplikationen zu retten“, so der Würzburger Mediziner.

    Zahlen und Fakten zur Studie

    In Deutschland werden aktuell mehr als die Hälfte der Patienten mit Dickdarmkrebs in Krankenhäusern operiert, die nicht die von der Deutschen Krebs-Gesellschaft (DKG) geforderten Mindestfallzahlen (50 pro Jahr) erfüllen. Das Universitätsklinikum Würzburg gehört mit jährlich über 150 Fällen zu den Häusern mit sehr hohen Fallzahlen.

    In die Studie wurden alle Fälle von kolorektalen Karzinomen einbezogen, die von 2012 bis 2015 in Kliniken in Deutschland operiert wurden. Das waren insgesamt 64.349 Patientinnen und Patienten. Quer über alle Krankenhäuser hinweg starben davon 3,9 Prozent. In kleinen Häusern lag die Rate bei 5,3 Prozent, in großen Kliniken nur bei 2,6 Prozent.

    Studien für weitere Tumorerkrankungen geplant

    „Wir konnten damit erstmals für Deutschland nachweisen, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Anzahl an jährlich operierten Patienten und dem Operationserfolg gibt“, sagt Wiegering. Sein Team sei überrascht gewesen, wie stark der Unterschied ist. „Dass die Sterblichkeit in kleineren Kliniken doppelt so hoch ist, hatten wir nicht erwartet.“ Es sei darum elementar, die Patienten in Krankenhäusern zu operieren, deren medizinisches Personal über ausreichend Erfahrung verfügt.

    Wiegerings Team will vergleichbare Analysen nun auch für Magenkarzinome, Lebermetastasen und andere Tumorerkrankungen durchführen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    PD Dr. Armin Wiegering, Stellvertretender Klinikdirektor und Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Würzburg, Wiegering_A@ukw.de


    Originalpublikation:

    Nationwide in-hospital mortality rate following rectum resection for rectal cancer according to annual hospital volume in Germany, BJS Open, 10. Januar 2020, https://doi.org/10.1002/bjs5.50254


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).