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07.05.2020 11:44

Systemrelevante Berufe: Hoch geschätzt, aber unter Wert bezahlt!

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Eine IAT-Analyse auf Basis der WSI-LohnSpiegel-Datenbank

    Wegen der Corona-Krise erfahren die Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen, vor allem in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittelhandel, Logistik und Grundversorgung, eine besondere gesellschaftliche Wertschätzung. Zudem sind sie durch Kunden- und Patientenkontakte einem höheren Gesundheitsrisiko als in anderen Berufen ausgesetzt. Inwieweit sich diese gestiegene Wertschätzung gegenwärtig auch in den Verdiensten widerspiegelt, hat Fikret Öz vom Institut Arbeit und Technik (IAT/ Westfälische Hochschule) auf Basis der WSI-LohnSpiegel-Datenbank untersucht.

    Die Auswertung von Einkommensdaten bezieht sich auf rund 193.000 Datensätze, die von 2018 bis Ende Februar 2020 durch eine Online-Befragung erhoben wurden. Das Projekt „LohnSpiegel“ wird vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) durchgeführt. Für die Analyse wurden die Löhne und Gehälter in ausgewählten systemrelevanten Berufen (rund 17.000 Datensätze) mit allen übrigen Berufsgruppen (rund 176.000 Beschäftigte in der LohnSpiegel-Datenbank) verglichen. Deutlich wird, dass in den meisten systemrelevanten Berufen nur unterdurchschnittlich verdient wird.

    Der mittlere Verdienst (Median) für alle Beschäftigen in den übrigen Berufsgruppen der Analyse beträgt 3.291 Euro im Monat. In den systemrelevanten Berufen liegt dieser Wert dagegen bei nur 2.304 Euro, im Schnitt also 30 Prozent darunter. Öz untersuchte auch die Lohnunterschiede (abgebildet über Prozentpunkte) einzelner systemrelevanter Berufe im Vergleich zum Medianwert aller übrigen Beschäftigten: Mit einem Medianeinkommen von 1.810 Euro für Helfer/in im Verkauf und Bäckereifachverkäufer/in ist der Unterschied zum Medianwert aller Beschäftigten mit 45 Prozent am höchsten. Viele systemrelevante Berufe sind frauendominiert: In den Gesundheits- und Pflegeberufen sowie beim Verkauf und Handel ist der Frauenanteil besonders hoch. Logistik und Transportberufe gehören dagegen zu den männerdominierten Berufen. Auch innerhalb der systemrelevanten Berufe zeigen sich deutliche Einkommensunterschiede, insbesondere bei technischen Anwendungen (Medizintechnik, OP etc.) werden höhere Einkommen realisiert. Innerhalb der Berufsfelder (z.B. Akutversorgung, Pflegeberufe) gibt es deutliche Unterschiede in der Bezahlung, die durch konkrete Anforderungen in der Berufspraxis nicht gerechtfertigt sind.

    „Das Berufsimage dieser Berufe leidet trotz aller Systemrelevanz unter mangelnder Anerkennung und Wertschätzung“, sieht der IAT-Forscher ältere Analysen bestätigt. Um diese Berufe aufzuwerten, müssten die Löhne steigen, die Arbeitsbedingungen verbessert und die Beschäftigten tarifvertraglich abgesichert werden. Öz: „Die steigende Wertschätzung systemrelevanter Berufe muss über die aktuellen Bonuszahlungen hinausgehen. Notwendig sind langfristig angelegte Aufwertungsstrategien. Dies könnte auch zur Bewältigung der chronischen Probleme wie Fachkräftemangel und zum Attraktivitätsgewinn dieser Berufe einen wesentlichen Beitrag leisten“.

    So sollte die steigende Anerkennung systemrelevanter Berufe über die aktuellen Bonuszahlungen hinausgehend durch langfristig angelegte Aufwertungsstrategien begleitet und durch geeignete Maßnahmen unterstützt werden. Dies könnte auch zur Bewältigung der chronischen Probleme wie Fachkräftemangel und zum Attraktivitätsgewinn dieser Berufe einen wesentlichen Beitrag leisten.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Fikret Öz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im IAT-Forschungsschwerpunkt Arbeit und Wandel, Tel.: 0209 1707 235, oez@iat.eu


    Originalpublikation:

    https://www.iat.eu/discussionpapers/download/IAT_Discussion_Paper_20_02.pdf


    Bilder

    Abbildung: Frauenanteil in den ausgewählten systemrelevanten Berufen
    Abbildung: Frauenanteil in den ausgewählten systemrelevanten Berufen
    Quelle: WSI-LohnSpiegel-Datenbank – eigene Berechnungen IAT; N=17.000
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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