idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.07.2020 12:01

Internationale Studie: Wie lässt sich Gletscherschmelze genauer vorhersagen?

Christina Selzer Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Die Gletscher der Welt schmelzen. In der Arktis und den Hochgebirgen der Welt, in denen Gletscher zuhause sind, steigen die Temperaturen schneller als anderswo auf der Erde. Viele Gletscher sind nun kleiner als je zuvor in ihrer langen Geschichte von mehreren zehntausend Jahren. Um besser abschätzen zu können, wie Gletscher im 21. Jahrhundert weiter schmelzen, hat eine internationale Studie unter Federführung der Universität Bremen unterschiedliche Modelle miteinander verglichen.

    In der Studie vergleicht der Klimageograph Professor Ben Marzeion mit seinem Team in Kooperation mit 15 weiteren internationalen Forschungseinrichtungen 11 Gletschermodelle, 10 Klimamodelle und vier Szenarien zukünftiger Treibhausgasemissionen. Dabei wurde die globale Gletscherschmelze im 21. Jahrhundert abgeschätzt und die Rolle von Unsicherheit der unterschiedlichen Quellen bestimmt. Das Ergebnis: Bei einer schnellen Umsetzung ambitionierter Maßnahmen zu Minderungen des Ausstoßes von Treibhausgasen werden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts demnach rund 18 Prozent der heutigen Eismasse in Gletschern schmelzen. Bei einem weiteren Anstieg der Emissionen von Treibhausgasen wären es rund 36 Prozent. Viele der heutigen Gletscher-Regionen wären dann am Ende des 21. Jahrhunderts praktisch eisfrei.
    Ziel der Studie ist es, präzisere globale Projektionen für die Gletscherschmelze möglich zu machen.

    Was tragen schmelzende Gletscher zum Anstieg des Meeresspiegels bei?

    Obwohl Gletscher nur einen kleinen Bruchteil des Eises auf der Erde enthalten – die Eisschilde in Grönland und Antarktis enthalten gemeinsam ungefähr einhundertmal so viel Eis – ist ihr Schmelzwasser für rund ein Viertel des aktuellen Anstiegs des Meeresspiegels verantwortlich. Wie viel sie zukünftig zum Meeresspiegelanstieg beitragen werden, ist aber unsicher.
    Die Quellen der Unsicherheit und die Größe der jeweiligen Unsicherheitsfaktoren versucht die Studie nun zu bestimmen. Dies liefert Ansatzpunkte für zukünftig präzisere Prognosen.

    „Es gibt verschiedene Ursachen für die Unsicherheit der Projektionen über den Massenverlust der Gletscher“, erklärt Professor Marzeion. Dazu gehören insbesondere die Ungewissheit über den zukünftigen Ausstoß von Treibhausgasen, Ungenauigkeiten der verwendeten Modelle, aber auch die natürliche Variabilität des Klimasystems.

    „In den kommenden Jahrzehnten sind die Gletschermodelle selbst die größte Quelle von Unsicherheit in den Projektionen“, erläutert der Klimaforscher. In der Mitte des 21. Jahrhunderts wird aber die Unkenntnis der zukünftigen Emissionen wichtiger: Ausschlaggebend für die Größe der Gletscher im Jahr 2100 ist also unsere Entscheidung, Klimaschutzziele umzusetzen oder nicht.“

    Das dahinterstehende Projekt (Glacier Model Intercomparison Project) leitet Ben Marzeion gemeinsam mit Regine Hock von der Universität Fairbanks in Alaska. Die aktuelle Veröffentlichung wird von der American Geophysical Union als "Research Spotlight" unterstützt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Ben Marzeion
    Institut für Geographie
    MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen
    E-Mail: ben.marzeion@uni-bremen.de


    Originalpublikation:

    https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2019EF001470


    Weitere Informationen:

    http://www.marzeion.info
    http://www.uni-bremen.de


    Bilder

    Susitna-Gletscher und Mount Hayes (Alaska)
    Susitna-Gletscher und Mount Hayes (Alaska)
    Andrew Bliss
    Andrew Bliss 2014 CC-BY-SA


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).