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08.10.2020 14:18

Teilhabe als Leitbegriff selbstbestimmter Lebensführung – Veröffentlichung zur wissenschaftlichen Begriffsbestimmung

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

    Teilhabe als Leitbegriff wird in sozialpolitischen Handlungsfeldern unterschiedlich verstanden und im politischen sowie gesellschaftlichen Diskurs vieldeutig verwendet. Peter Bartelheimer, der das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) im 2015 gegründeten „Aktionsbündnis Teilhabeforschung“ vertritt, war in einer Redaktionsgruppe aus fünf wissenschaftlichen Einrichtungen daran beteiligt, Grundlinien eines Begriffsverständnisses für die anwendungsorientierte Forschung zu erarbeiten. Die nun erschienene Arbeitsgrundlage „Teilhabe – eine Begriffsbestimmung“ eröffnet die Schriftenreihe „Beiträge zur Teilhabeforschung“.

    Für die Forschung zu Lebenslagen von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen bildet der Teilhabebegriff seit längerem einen gemeinsamen Bezugspunkt. Ausgehend von der deutschen Fassung der 2006 beschlossenen UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) wurde Teilhabe im Bundesteilhabegesetz (2016) für Rehabilitation und Eingliederungshilfe rechtlich normiert. Inzwischen wandelt sich der Teilhabebegriff auch in anderen Rechtskreisen von einer diskursiven Figur zum anspruchsbegründenden Rechtsbegriff. Die Autor*innengruppe gibt in ihrer Veröffentlichung zunächst einen knappen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Begriffsgebrauchs in den verschiedenen sozialpolitischen Handlungsfeldern. Unterschiedlich wird vor allem die Frage beantwortet, wie viel Teilhabe sozialstaatlich zu sichern sei – das Spektrum reicht von einem ‚Mindestmaß‘ (Grundsicherung) bis zur ‚vollen‘ Teilhabe im Sinne der UN-BRK.

    „Muss die normative Frage nach dem zu gewährleistenden Maß an Teilhabe Gegenstand gesellschaftlicher und politischer Aushandlung bleiben, verstehen wir es als wissenschaftliche Aufgabe, das „Was“ und „Wie“ der Teilhabe näher zu bestimmen. Für eine sozialwissenschaftliche Fundierung greifen wir auf drei konzeptionelle Bezugspunkte zurück: das biopsychosoziale Modell von Behinderung und Gesundheit, den Lebenslagenansatz und das Konzept der Befähigung (Capability)“, erläutert Peter Bartelheimer.

    Aus der sozialpolitischen Begriffsverwendung und den Theoriebezügen rekonstruiert die Autor*innengruppe sieben wesentliche Elemente des Teilhabebegriffs, die den Begriffskern von Teilhabe ausmachen: Die Wechselbeziehung zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Faktoren, die subjektorientierte Perspektive, die Orientierung auf individuellen Spielraum und Wahlmöglichkeiten, Mehrdimensionalität, gerechte Verteilung und zu schützende Möglichkeitsräume.

    Die dem Teilhabebegriff verwandten Begriffe der Partizipation, der Inklusion und Integration werden in ihrer Beziehung zu dem so bestimmten begrifflichen Gehalt von Teilhabe diskutiert.

    Ein Schlussabschnitt behandelt Konsequenzen der Begriffsklärung für Teilhabe als Forschungsperspektive: An der Leitidee von Teilhabe orientierte Forschung umfasst Grundlagenarbeit am Begriff ebenso wie Untersuchungen zur praktischen Herstellung von Teilhabe. Sie identifiziert gesellschaftliche Barrieren, die dem entgegenstehen. Sie sucht Daten zur Entwicklung individueller Teilhabe zu gewinnen und beteiligt Menschen mit Teilhabeeinschränkungen über alle Phasen des Forschungsprozesses.

    Die Publikation „Teilhabe – eine Begriffsbestimmung“ der Autor*innen Peter Bartelheimer, Birgit Behrisch, Henning Daßler, Gudrun Dobslaw, Jutta Henke und Markus Schäfers ist im Springer VS-Verlag erschienen:

    https://www.springer.com/series/16620

    Nähere Informationen zum „Aktionsbündnis Teilhabeforschung“:

    https://www.teilhabeforschung.org

    Weitere Informationen und Kontakt:

    Dr. Peter Bartelheimer
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-0
    E-Mail: peter.bartelheimer@sofi.uni-goettingen.de

    Dr. Jennifer Villarama
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-19
    E-Mail: kommunikation@sofi.uni-goettingen.de

    www.sofi.uni-goettingen.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Peter Bartelheimer
    Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
    Tel.: +49 551 52205-0
    E-Mail: peter.bartelheimer@sofi.uni-goettingen.de


    Originalpublikation:

    https://www.springer.com/series/16620


    Weitere Informationen:

    http://www.sofi.uni-goettingen.de


    Bilder

    Anhang
    attachment icon SOFI Presseinformation_Teilhabe - eine Begriffsbestimmung

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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