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26.03.2021 14:55

Totem Material ein wenig Leben einhauchen

Vivien Busse Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Chemiker der Universität Jena erhält „Experiment!“-Förderung der VolkswagenStiftung

    Wissenschaftliches Neuland betreten, etwas entdecken und erforschen, das noch niemand untersucht hat, das ist ein Traum vieler Forscherinnen und Forscher. Für den Chemiker Dr. Martin Hager von der Friedrich-Schiller-Universität Jena erfüllt sich dieser Traum. Hager erhielt den Zuschlag bei der Förderinitiative „Experiment!“ der VolkswagenStiftung. Der 41-jährige kann sich über eine Fördersumme von knapp 114.000 Euro freuen. Sein Projekt „Quorum sensing artificial materials (QUOSAM)“ wurde bewilligt. Hagers Ziel: In den nächsten anderthalb Jahren erforschen, ob sich Polymere herstellen lassen, deren Eigenschaften sich in Abhängigkeit von ihrer Menge bzw. Anzahl verändern. Das Vorbild dazu liefert die Natur.

    Die Eigenschaften der Polymere sollen sich reversibel ändern

    „Es gibt Bakterien, die ihr Verhalten ändern, sobald sie in größerer Zahl zusammenkommen“, sagt Martin Hager. Ein Beispiel sei die Biolumineszenz bei Tintenfischen. Die Kopffüßer werden durch Bakterien zum Leuchten gebracht. Doch die einzelnen Bakterien leuchten zunächst nicht, sondern erst, wenn eine gewisse Anzahl versammelt ist. Dieses Phänomen wird Quorum Sensing genannt. Martin Hager möchte gezielt Polymere herstellen, die über definierte schaltbare Eigenschaften verfügen. Sobald eine ausreichende Anzahl von Polymerpartikeln bzw. -formkörpern aufeinandertrifft, ändern sich deren Eigenschaften, beispielsweise „kleben“ die Polymere dann zusammen.
    Schaltbare Kunststoffe gibt es bereits. Ein Beispiel ist der Schrumpfschlauch, der sich zusammenzieht, wenn er erhitzt wird. Diese Reaktion ist jedoch irreversibel, Martin Hagers Polymere sollen sich hingegen reversibel verhalten und das Verhalten soll zusätzlich auch noch von der Anzahl der Polymere abhängig sein.

    „Wir versuchen hochkomplexe natürliche Prozesse zu vereinfachen“, sagt Hager, der als Gruppenleiter im Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Jena arbeitet. Sein Forschungsfeld sind selbstheilende Materialien. Im Kern gehe es darum, totem Material ein wenig Leben einzuhauchen, so Hager. Heißt, es mit Eigenschaften versehen, über die Lebewesen verfügen. Dabei wollen die Forscher festlegen, wann sich die Eigenschaften verändern. „Wenn die Menge an Teilchen zu einer Änderung der Eigenschaften führt, wollen wir die Grenzen definieren, an denen diese Änderung eintritt“, sagt Martin Hager. Obwohl er dieses Unterfangen selbst als „hochriskant“ einschätzt, ist er sehr optimistisch, dass es gelingen wird. Der Fördermittelgeber kalkuliert ein mögliches Scheitern übrigens mit ein. Das Geld für das Projekt wird unabhängig von Erfolg oder Misserfolg gezahlt. So wird sichergestellt, dass ergebnisoffen geforscht werden kann.

    Über die Förderung entscheiden eine Jury und das Losverfahren

    Die VolkswagenStiftung wurde 1961 gegründet und hat ihren Sitz in Hannover. Stiftungszweck ist die Förderung von Wissenschaft und Technik. Die Förderinitiative „Experiment!“ wurde 2012 eingerichtet. Jahr für Jahr werden um die 600 bis 700 Anträge auf Förderung eingereicht, die von einer unabhängigen international besetzten Jury begutachtet werden. Die Jury wählt bis zu 20 Projekte aus den rund 120 bis 140 passendsten Anträgen aus, die direkt als förderwürdig eingestuft werden. Anschließend wird per Los dieselbe Anzahl an Anträgen gezogen. Die Gewinner erfahren nicht, ob ihr Projekt direkt ausgewählt wurde oder ob sie schlicht Losglück hatten. Seitens der VolkswagenStiftung heißt es, dieses Verfahren gewährleiste die Vergleichbarkeit der Auswahlverfahren Jury und Losentscheid.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Martin Hager
    Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Humboldtstraße 10, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 9 48227
    E-Mail: martin.hager[at]uni-jena.de


    Bilder

    Martin Hager greift bei der Polymerforschung Phänomene wie die Biolumineszenz bei Tintenfischen auf.
    Martin Hager greift bei der Polymerforschung Phänomene wie die Biolumineszenz bei Tintenfischen auf.
    Foto: Jens Meyer/Uni Jena


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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