idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.10.2021 09:00

Lebensmittelbetrug effizient und kostengünstig aufklären

Cornelia Niggli Kommunikation
Universität Basel

    Durch gefälschte Lebensmittel, insbesondere durch falsche Angaben zur geografischen Herkunft, entsteht jährlich ein wirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe. Botaniker der Universität Basel haben nun ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe die Herkunft von Lebensmitteln effizient und kostengünstig bestimmt werden kann.

    Erdbeeren aus der Schweiz oder Olivenöl aus Italien können im Laden deutlich teurer verkauft werden als wenn diese Produkte aus anderen Ländern stammen. Immer wieder kämpfen Behörden und die Lebensmittelindustrie deshalb gegen Falschdeklarationen der geografischen Herkunft von Produkten. Der jährliche wirtschaftliche Schaden wird auf 30 bis 40 Milliarden Dollar geschätzt.

    Eine Methode, um Lebensmittelbetrug aufzudecken, ist die Bestimmung des Delta-O-18-Wertes einer Produktprobe, welche das Sauerstoffisotopenverhältnis charakterisiert. Bislang war dieses Verfahren sehr aufwändig und kostspielig. Bei einem Betrugsverdacht müssen nicht nur Referenzdaten aus dem angeblichen Herkunftsland gesammelt werden, sondern auch Vergleichsdaten aus anderen Regionen, um die Herkunft des Produkts zu validieren oder widerlegen.

    Kostengünstig dank Modellrechnung

    Der Basler Botaniker Dr. Florian Cueni hat nun in Zusammenarbeit mit der auf Isotopenanalytik spezialisierten Agroisolab GmbH ein Modell entwickelt, mit dem sie das Sauerstoffisotopenverhältnis in Pflanzen einzelner Regionen simulieren können, wodurch das aufwändige Sammeln von Referenzdaten entfällt. Das Modell basiert auf Temperatur-, Niederschlags- und Luftfeuchtigkeitsdaten und Informationen über die Wachstumszeit einer Pflanze. Diese Informationen beziehen sie aus öffentlich zugänglichen Datenbanken.

    Überprüft und validiert hat Cueni das Modell an einem einzigartigen Delta-O-18-Referenzdatensatz für Erdbeeren, der europaweit über 11 Jahre zusammengetragen wurde. Die Fallstudie hat gezeigt, dass das Modell die Herkunft der Erdbeeren mit hoher Präzision simulieren kann.

    Vielfältig einsetzbar

    «Mit geringfügigen Anpassungen der Parameter kann unser Modell zur Bestimmung aller pflanzlichen Produkte genutzt werden», sagt Prof. Dr. Ansgar Kahmen, der das Forschungsprojekt geleitet hat. Somit liesse sich die herkömmliche Isotopenanalytik durch die präzise Simulierung der Herkunftsgebiete landwirtschaftlicher Lebensmittel vereinfachen und beschleunigen.

    Von Interesse ist das Modell der Basler Botaniker einerseits für die behördliche Lebensmittelforensik oder die Ermittlungsbehörden, wenn es beispielsweise um die Herkunft konfiszierter Drogen geht, aber auch für private forensische Institute, die Lebensmittel kontrollieren oder als Gutachter vor Gericht auftreten. Andererseits interessieren sich NGOs wie WWF oder Greenpeace dafür – vor allem im Hinblick auf die Bestimmung der Herkunft von illegal eingeschlagenem Holz – und schliesslich auch die Lebensmittelindustrie, für die der Verkauf potenziell falsch deklarierter Lebensmittel rufschädigend ist.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Ansgar Kahmen, Universität Basel, Departement Umweltwissenschaften, Physiological Plant Ecology Group, Tel. +41 61 207 35 71, E-Mail: ansgar.kahmen@unibas.ch


    Originalpublikation:

    Florian Cueni, Daniel B. Nelson, Markus Boner, Ansgar Kahmen
    Using plant physiological stable oxygen isotope models to counter food fraud.
    Scientific Reports (2021), doi: 10.1038/s41598-021-96722-9


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).