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14.12.2021 12:51

AHRC und DFG fördern vier Projekte deutsch-britischer Zusammenarbeit an der JGU

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Britischer Forschungsrat AHRC und Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützen kooperative Projekte in den Geistes- und Sozialwissenschaften der JGU

    Wie schon in den letzten Jahren ist in der gemeinsamen Förderlinie des britischen Arts and Humanities Research Council (AHRC) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) besonders erfolgreich gewesen: Vier Projekte der JGU erhalten die Unterstützung der beiden Fördereinrichtungen – von insgesamt 19 ausgezeichneten, kooperativen Forschungsprojekten. Die Auszeichnungen bringen Kunst- und Geisteswissenschaftler in Großbritannien und Deutschland zusammen, um herausragende Projekte in einem breiten Spektrum von akademischen Disziplinen durchzuführen. An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz werden Forschende aus der Alten Geschichte, Ethnologie, Philosophie und Buchwissenschaft mit ihren Partnerinnen und Partnern in Großbritannien sowie weiteren Beteiligten herausragende Forschungsvorhaben verfolgen. Die DFG stellt für die vier Projekte an der JGU insgesamt rund 1,2 Millionen Euro bereit. Der AHRC, einer der neun britischen Forschungsräte, unterstützt die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf britischer Seite. Die Projekte starten im kommenden Jahr und laufen voraussichtlich drei Jahre lang bis 2025.

    „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit den britischen Kolleginnen und Kollegen sowie unseren anderen Partnern in den Projekten“, teilen die beteiligten JGU-Verantwortlichen dazu mit. „Einige Vorhaben können wir tatsächlich nur gemeinsam stemmen, indem wir unsere Expertise zusammenführen.“

    FAIR Epigraphy

    Die Arbeit mit digitalen Methoden und digitalen Werkzeugen hat kreative Ansätze und innovative, ungewöhnliche Perspektiven und Interpretationen griechischer und römischer Geschichte, Wirtschaft und Kultur ermöglicht. Es existieren einige große, mehr als 100.000 Inschriften umfassende und viele kleine epigraphische Datenbanken, die die Erforschung dieser Themen erleichtern. Heute ist der Wunsch nach FAIR (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) Daten grundlegend für vernetzte Forschung zur Antiken Welt. Durch persönliche „Vernetzung“ und die Anwendung von Linked Open Data und neuer Schnittstellentechnologie wird FAIR Epigraphy in der Lage sein, die Tools zu entwickeln und die Partner zusammenzubringen, die nötig sind, um epigraphische Forschung im digitalen Zeitalter zu verändern. Mit seinem kollaborativen Ansatz will das Team Standards konsolidieren, Implementierungswerkzeuge entwickeln und verlinkte Open Data, die einzelne Projekte veröffentlichen, zugänglich machen.

    Das Team, das von einer engagierten Gemeinschaft von Historikern, Philologen und Archäologen getragen wird, wird Beratung und Training anbieten, um die Anpassung an die vereinbarten Standards durch ältere, aktuelle und zukünftige Projekte zu ermöglichen. Es werden technische und praktische Unterstützung, Best-Practice-Netzwerke und Trainingsmaterialien bereitgestellt und Forschungspotenziale epigraphischer, verknüpfter Daten und deren Integration in das Datennetz durch Publikationen und innovative Forschung zur griechischen und römischen Geschichte, Kultur und Wirtschaft veranschaulicht. Das Projekt wird aufseiten der JGU von Prof. Dr. Marietta Horster vom Arbeitsbereich Alte Geschichte und auf britischer Seite von Prof. Dr. Jonathan Prag von der University of Oxford geleitet.

    Mikrovariation und Jugendsprachpraktiken in Afrika

    Juniorprof. Dr. Nico Nassenstein und Dr. Andrea Hollington vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien untersuchen in diesem Projekt mit ihrer britischen Partnerin Dr. Hannah Gibson von der University of Essex die morphosyntaktische Variation in afrikanischen Jugendsprachen mit einem Fokus auf drei geografischen Gebieten mit weitverbreiteten Sprachen: Kiswahili in Ost- und Zentralafrika, Lingala in Zentralafrika und isiZulu-isiNdebele im südlichen Afrika. Das Projekt zielt darauf ab, ein besseres Verständnis von Jugendsprachpraktiken einerseits – weg von dem Fokus auf sprachliche Manipulation und ethnografischen Ansätzen – und der strukturellen Variation innerhalb der Bantusprachen andererseits zu ermöglichen. Anhand von vier Schlüsselfragen sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in jugendsprachlichen Praktiken in den untersuchten Regionen herausgearbeitet werden: Welche Merkmale lassen sich mit einem Mikrovariationsansatz in den Jugendsprachpraktiken von Kiswahili-, Lingala- und isiZulu/isiNdebele-Sprecherinnen und Sprechern identifizieren? Wie lassen sich parallele Sprachwandelprozesse in den drei Jugendsprachen trotz ihrer oft erheblichen geografischen Distanz erklären? Inwieweit spiegeln die in diesen drei Gebieten beobachteten Merkmale generelle Muster der Sprachfamilie wider? Wie kann dieser innovative Ansatz weitere Einblicke sowohl in Jugendsprachpraktiken als auch in die grammatische Variation der Bantusprachen bieten?

    Das Projekt bringt ein internationales Expertenteam zusammen. Die Einbindung von internationalen Expertinnen und Experten sowie Kooperationspartner in Kenia, Simbabwe, Südafrika, dem Kongo und Japan ist grundlegend für das Projekt.

    Aufklärung neu denken: Die Rezeption von John Locke in Deutschland

    Nur wenige Persönlichkeiten sind so eng mit den Anfängen der europäischen Aufklärung verbunden wie der Engländer John Locke (1632 - 1704). Das Vorhaben „Rethinking Enlightenment“ wird sich auf die wichtige, aber wenig erforschte Rolle konzentrieren, die Locke im intellektuellen Austausch zwischen Großbritannien und Deutschland ab etwa 1700 gespielt hat. Das Projekt wird Archivrecherchen zur Verbreitung von Lockes Ideen mit einer genauen Untersuchung ihrer Rezeption in verschiedenen Bereichen der Philosophie und Ästhetik sowie ihrer Verwendung in politischen Debatten verknüpfen. Zentrale Fragen sind: Wie wurde Locke gelesen und gelehrt? Wie genau zirkulierten seine Schriften? Welche Aspekte von Lockes Denken stießen auf besonderes Interesse und wie wurden sie interpretiert? Wie hat das Aufkommen von Kants kritischer Philosophie die Locke-Rezeption auf dem Kontinent verändert?

    Die Forschungsgruppe besteht aus dem Historiker Prof. Dr. Thomas Ahnert von der University of Edinburgh, der Literaturwissenschaftlerin Dr. Lore Knapp von der Universität Bielefeld und dem Philosophen Prof. Konstantin Pollok von der JGU. Sie werden von weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Großbritannien, Italien, Kanada und den USA unterstützt.

    „Werck der Bücher“: Übergänge, Experimente und Zusammenarbeit in reprographischen Technologien

    Dieses Projekt aus dem Bereich der Buchwissenschaft wird eine grundlegende Studie zum Neben- und Miteinander von Blockbuch, experimentellen Frühformen des Drucks mit vielfachen und beweglichen Lettern sowie dem voll entwickelten Buchdruck erarbeiten. Ein Ziel ist die möglichst vollständige Bestandsaufnahme der Wasserzeichen in Einblattdrucken aus der Zeit bis 1470. Davon wird ein Beitrag zu der Frage erwartet, ob die verschiedenen Reproduktionstechniken isoliert und von konkurrierenden Werkstätten verwendet wurden oder – so die Hypothese des Projekts – teils gleichzeitig und in den gleichen Werkstätten eingesetzt wurden. Letzteres würde völlig neue Fragen nach den spezifischen Leistungen und Einsatzgebieten der unterschiedlichen Technologien aufwerfen.

    Ergänzt wird diese Untersuchung um eine Analyse der Typen aller digitalisiert vorliegenden Drucke des Zeitraums von 1440 bis 1470. Mithilfe von praktischen Experimenten zur Varianz in Schriftguss und Buchdruck sowie durch neue mustererkennungsbasierte Analysemethoden wird untersucht, ob auch die sehr frühen Drucke – besonders jene aus der Donat-Kalender-Type – bereits im Patrize-Matrize-System des voll entwickelten Buchdrucks hergestellt wurden oder ob hier eine technologische Vorstufe anzunehmen ist, wie sie unter anderem von Paul Needham und Blaise Agüera y Arcas postuliert wurde. In dem Projekt arbeiten Dr. Vincent Christlein von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Nikolaus Weichselbaumer von der Abteilung Buchwissenschaft der JGU und Dr. Stephen Charles Mossman von der University of Manchester zusammen.

    Kontakt:

    FAIR Epigraphy
    Prof. Dr. Marietta Horster
    Arbeitsbereich Alte Geschichte
    Historisches Seminar
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-22751
    E-Mail: horster@uni-mainz.de
    https://www.instag.geschichte.uni-mainz.de/univ-prof-dr-marietta-horster/

    Mikrovariation und Jugendsprachpraktiken in Afrika
    Jun.-Prof. Dr. Nico Nassenstein
    Institut für Ethnologie und Afrikastudien
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-20356
    E-Mail: nnassens@uni-mainz.de
    https://www.blogs.uni-mainz.de/fb07-ifeas-eng/academic-staff-university-professo...

    Aufklärung neu denken: Die Rezeption von John Locke in Deutschland
    Prof. Dr. Konstantin Pollok
    Leiter der Kant-Forschungsstelle
    Philosophisches Seminar
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-25666
    E-Mail: kpollok@uni-mainz.de
    https://www.philosophie.fb05.uni-mainz.de/arbeitsbereiche/neuzeit/kpollok/

    Werck der Bücher
    Dr. Nikolaus Weichselbaumer
    Abteilung Buchwissenschaft
    Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-23180
    E-Mail: weichsel@uni-mainz.de
    https://www.buchwissenschaft.uni-mainz.de/mitarbeiter/weichselbaumer/

    Weiterführende Links:
    https://www.dfg.de/en/research_funding/announcements_proposals/2021/info_wissens... - DFG-Mitteilung
    https://www.ukri.org/opportunity/collaborate-with-german-partners-on-arts-and-hu... - Info „Collaborate with German partners on arts and humanities research”

    Lesen Sie mehr:
    https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/12770_DEU_HTML.php - Pressemitteilung „Britisch-deutsches Projekt untersucht Rolle der Translation in europäischen Zeitschriften der Nachkriegszeit“ (15.12.2020)
    https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/10707_DEU_HTML.php - Pressemitteilung „Wie funktionierten westeuropäische Verwaltungen im Spätmittelalter?“ (23.01.2020)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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