idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.08.2022 09:38

Mehr Weizen für eine sichere Welternährung: Genetisches Potenzial für Ertragssteigerungen nutzen

Dr. Katharina Baumeister Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Durch die Verschiebungen auf den Welthandelsmärkten, auch durch den Krieg in der Ukraine verursacht, ist die sichere Versorgung der Weltbevölkerung mit ausreichenden und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln stark in das öffentliche Blickfeld gerückt. Forschende der Technischen Universität München (TUM) suchen nach modernen Methoden, mit denen die weltweite Ernte gesteigert und damit die Welternährung gesichert werden kann. Weizen spielt hierbei eine besondere Rolle.

    Weizen ist weltweit - bezogen auf die Anbaufläche - eines der wichtigsten Getreide und ein bedeutendes Grundnahrungsmittel. Er wird in über 100 Ländern angebaut. Jedoch ist die Versorgung mit diesem Lebensmittel nicht ausreichend. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer sind stark von Importen abhängig. Senthold Asseng, Professor für Digital Agriculture an der TUM, beschäftigt sich in Zusammenarbeit mit internationalen Forschungsteams mit Szenarien und Modellen, die aus der Weizenkrise führen können.

    Weizenkrise bedroht die Ernährungssicherheit und den Weltfrieden

    Schwankende Weltmarktpreise und Erntemengen haben einen großen Einfluss auf die Ernährungssituation weiter Teile der Weltbevölkerung. Diese Versorgungsengpässe führen in der Folge zu einer Verschlechterung der Lebensqualität der Bevölkerung, was die Störung des sozialen Friedens zur Folge haben kann.

    „Die aktuelle weltweite Weizenkrise zeigt uns, wie wichtig Weizen für die Welt ist. In vielen Ländern ist die Ernährungssicherheit mit der nationalen Sicherheit, zivilen Unruhen, Migration und sogar Krieg verbunden”, stellt Prof. Asseng, Direktor des Hans Eisenmann-Forums (HEF) für Agrarwissenschaften der TUM in Weihenstephan, fest. „Die Weizenerträge stagnieren in vielen Teilen der Welt. Gerade durch die steigende Weltbevölkerung, ist eine kontinuierliche Ertragssteigerung in den kommenden Jahrzehnten notwendig, um den weltweiten Nahrungsmittelbedarf zu sichern”, mahnt Asseng.

    Verborgene züchterische Ressourcen finden und nutzen

    Prof. Asseng arbeitet intensiv an Perspektiven zur Steigerung von Weizenerträgen. Als Wissenschaftler setzt er dabei nicht nur auf theoretische Berechnungen und Modellierungen, sondern forscht direkt in der Natur, in Feldversuchen, auch mit regional unterschiedlichen Weizensorten.

    "Wir nähern uns den biophysikalischen Grenzen des Weizenertrags. Daher müssen wir die Funktionen von Nutzpflanzen verstehen, um weitere Ertragssteigerungen erzielen zu können“, so der Wissenschaftler. Und er ist überzeugt, dass die genetischen Ressourcen der Kulturpflanze Weizen groß sind. In seinen Experimenten hat er die ungenutzten genetischen Ressourcen zur Steigerung der Weizenerträge in der ganzen Welt identifiziert. Er spricht von einer genetischen Ertragslücke von 51 Prozent. Diese züchterische Lücke gelte es zu mobilisieren. Dieses kann durch eine gezielte Züchtung erfolgen, die das Ertragspotenzial der Pflanzen nutzt und somit zu reicheren Ernten führen kann.

    Genetik ist wichtig, aber nur ein interdisziplinärer Ansatz führt zum Ziel

    Prof. Asseng versichert jedoch: „Die Genetik allein wird die globalen Ernährungsprobleme nicht lösen. Dies kann nur interdisziplinär erfolgen, durch eine Kombination von Genetik mit Boden-, Klima- und Kulturpflanzenforschung.“

    Die Anwendung moderner, fortschrittlicher Züchtungsinstrumente und die kontinuierliche Verbesserung des landwirtschaftlichen Anbaus, durch ein Optimieren des Pflanzen- und Bodenmanagements, führen zu den dringend notwendigen Steigerungen der weltweiten Weizenernte. „Dies kann dann die zielführende Lösung für eine ausreichende, weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln in der Zukunft sein“, sagt Asseng.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Senthold Asseng
    Technische Universität München
    Lehrstuhl für Digital Agriculture
    Tel.: 08161 71 2900
    Senthold.Asseng@tum.de
    www.hef.tum.de


    Originalpublikation:

    Senapati, N., Semenov, M.A., Halford, N.G. et al. Global wheat production could benefit from closing the genetic yield gap. Nat Food (2022). https://doi.org/10.1038/s43016-022-00540-9 URL: https://www.nature.com/articles/s43016-022-00540-9

    Reynolds, M.P., Slafer, G.A., Foulkes, J.M. et al. A wiring diagram to integrate physiological traits of wheat yield potential. Nat Food 3, 318–324 (2022). https://doi.org/10.1038/s43016-022-00512-z URL: https://www.nature.com/articles/s43016-022-00512-z


    Weitere Informationen:

    https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/37549
    https://mediatum.ub.tum.de/1655486
    https://www.hef.tum.de/startseite/
    https://www.wzw.tum.de/index.php?id=56


    Bilder

    Forschende arbeiten intensiv an Perspektiven zur Steigerung von Weizenerträgen.
    Forschende arbeiten intensiv an Perspektiven zur Steigerung von Weizenerträgen.
    U. Benz / TUM
    Verwendung frei für die Berichterstattung über die TUM unter Nennung des Copyrights.


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).