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20.12.2022 13:56

Neuer Buchband zur Biodiversität Afrikas erschienen – Termiten schaffen Artenvielfalt

Abteilung 2, Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

    Seit mehr als einem Jahrzehnt untersucht ein internationales Forschungsteam aus Deutschland, dem südlichen Afrika sowie den USA, die Bedeutung sozialer Insekten für die Ökosysteme der Trockengebiete und Savannen des südlichen Afrikas. Nun stellen die Forschenden unter Leitung des Fachbereichs Biologie der Universität Hamburg die Ergebnisse in einem umfangreichen Buchband auf 376 Seiten mit fast 800 Abbildungen und Tabellen vor.

    Als Ankerpunkt des Buches „Fairy circles of the Namib Desert – Ecosystem engineering by subterranean social insects“ dienen die mysteriösen Feenkreise der Namib-Wüste, bei denen es sich um große runde Kahlstellen handelt, die zu tausenden die Graslandschaften am Rande der Wüste mit regelmäßigen Mustern versehen. Die Verursacher dieser Feenkreise wurden von Norbert Jürgens, Leiter der Arbeitsgruppe Biodiversität am Fachbereich Biologie der Universität Hamburg identifiziert. Es handelt sich um Sandtermiten der Gattung Psammotermes, die unterirdisch in einem fragilen Tunnelsystem leben. Die Kahlstellen erzeugen sie durch Wurzelschädigung der Gräser in einem kreisförmigen Bereich, wodurch Regenwasser in dem sandigen Boden rasch versickern und in der Tiefe des Bodens über Jahre gespeichert werden kann. In der umgebenden Landschaft nehmen die Gräser dagegen das Regenwasser binnen weniger Wochen über die Wurzeln auf und verbrauchen es mit ihrer Transpiration.

    In dem Buch werden zahlreiche weitere Vegetationsmuster und die sie verursachenden Prozesse erstmals vorgestellt. Die 15 Autorinnen und Autoren verschiedener Disziplinen präsentieren ihr umfangreiches Datenmaterial und zugleich Abbildungen, Karten und Tabellen, die zukünftigen Forschenden den Zugang zu den Organismen erleichtern werden.
    „Wir stellen mit dem Buch dar, in welch großem Maße Organismen, allen voran soziale Insekten und vor allem Termiten, die Eigenschaften der Landschaften und Ökosysteme Afrikas gestalten und stabilisieren“, sagt Norbert Jürgens. „Die Artenvielfalt der Insekten sichert zugleich die Biodiversität in den von ihnen geschaffenen Ökosystemen. Sie sind deshalb auch in der Lage, die durch Klimawandel und Landnutzungsänderungen verursachten Schäden in den Ökosystemen teilweise abzupuffern.“

    Im rasch austrocknenden Grasland des südlichen Afrikas findet Leben vorwiegend in kurzzeitigen Entwicklungsschüben nach den seltenen Regenfällen statt, während unter und am Rande der wasserspeichernden Feenkreise eine reiche Tierartenvielfalt trotz der extremen Wüstenbedingungen dauerhaft leben kann. In diesen Feuchtstellen haben sich im Laufe der Evolutionsgeschichte gut angepasste Tierarten entwickelt, deren Stammbaum in der Doktorarbeit von Felicitas Gunter vom Fachbereich Biologie erforscht und nun in einem Buchbeitrag beschrieben wird. Zugleich sind komplizierte Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen entstanden, die ebenfalls in dem Buch erstmals publiziert werden, unter anderem von Joh Henschel, dem früheren Direktor der Wüsten-Forschungsstation Gobabeb in Namibia.

    Die jetzt vorgestellte Monographie enthält auch Modellierungen des Bodenwasserhaushaltes in und neben den Feenkreisen, die von Alexander Gröngröft aus der Arbeitsgruppe von Annette Eschenbach am Fachbereich Erdsystemwissenschaften der Universität Hamburg durchgeführt wurden. Sie bauen auf bodenhydrologischen Daten auf, die über mehr als 14 Jahre in verschiedenen Regionen der Namib-Wüste von automatischen Messsystemen gespeichert wurden.

    Außer den Feenkreisen werden in dem Buch auch die unübersehbaren Termitenkolonien mit oberirdischen Bauten bis zu Höhen von mehreren Metern vorgestellt. Die dafür verantwortlichen Termitenarten verändern nicht nur den Wasserhaushalt, sondern auch die chemischen Eigenschaften der Böden. Viele der Termitenbauten sind extrem hart und dienen dem Schutz der Kolonien und ihrer Pilzgärten. In von Gräsern bewachsenen Sumpflandschaften in Sambia bilden Termiten meterhohe Inseln, auf denen Bäume wachsen. Ein umfangreiches Kapitel von Joe McAuliffe, dem früheren Direktor des Botanischen Gartens von Phoenix, Arizona, stellt die „Kleinen Hügel“ der südafrikanischen Karoo vor, die durch von Termiten ausgelöster Akkumulation von wind-transportiertem Sand und Staub entstehen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Norbert Jürgens
    Universität Hamburg
    Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
    Fachbereich Biologie
    Institut für Pflanzenwissenschaften und Mikrobiologie
    Biodiversität, Evolution und Ökologie
    Tel.: +49 170 1666500
    E-Mail: norbert.juergens@uni-hamburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.biodiversity-plants.de/biodivers_ecol/vol7.php#order


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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