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14.12.1998 10:04

Rettung für Eike von Repgow?

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Magdeburger Rechtsmediziner kämpfen um die Rettung eines einzigartigen Denkmals in Deutschland/ Eike von Repgow wird endoskopisch von Ärzten untersucht/ Woher stammen die Schußverletzungen?

    Auf Initiative des Instituts für Rechtsmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg findet am 18. Dezember 1998 eine einstündige Würdigung des Rechtsgelehrten Freiherr von Repgow mit dem Ziel statt, seiner zu gedenken und sein Denkmal zu retten. Vom Begründer des Magdeburger Rechts existiert ein einziges Denkmal in Deutschland, und das ist akut gefährdet. Allein fünf große, zum Teil rundliche Löcher im Metallmantel der Denkmaloberfläche bringen nach annähernd 60jähriger Standzeit des Denkmals die Gefahr einer vollständigen Zerstörung.

    Nach dem Grußwort der Staatssekretärin des Justizministeriums, Mathilde Diederichs, wird ein weiterer führender Jurist des Landes Sachsen-Anhalt sprechen und Otto von Guericke, personifiziert durch einen bekannten Schauspieler, die Laudatio auf Eike von Repgow halten. Oberbürgermeister, Rektor und Dekane der Universität unterstützen das Projekt ebenso wie zahlreiche weitere hervorragende Persönlichkeiten der Stadt Magdeburg. Zu der Veranstaltung werden über 100 Personen erwartet.

    Der Inititiator und Rechtsmediziner Professor Dieter Krause erklärt zum Anliegen dieser Aktion: "Hat das Denkmal den Zweiten Weltkrieg überstanden, ist es von der Roten Armee nicht zerstört worden, wurde es nicht als Schrott in den metallurgischen Mangeljahren der Nachkriegszeit verwendet, ist es trotz des sozialistischen Desinteresses am feudalen Recht erhalten geblieben, und nicht zuletzt hat es auch die mehrfachen Schußverletzungen - vermutlich durch Sowjetsoldaten am 17. Juni 1953 verursacht - bisher überstanden, dürfen nun die Geschichtsinteressierten der Stadt Magdeburg und Umgebung, im zehnten Jahr nach der Wiedervereinigung, auch nicht zulassen, daß das Denkmal eines der größten Söhne der Region unbeachtet verfällt."

    Eike von Repgow hat als erster nördlich der Alpen Anfang des 13. Jahrhunderts feudales Recht aufgeschrieben, zunächst in lateinischer Sprache. Danach hat er auf Anregung des Grafen Hoyer von Falkenstein, möglicherweise sogar auf seiner Burg Falkenstein (im Ostharz, bei Ballenstedt), den Sachsenspiegel aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Wie er einleitend schreibt, wollte er den Sachsen "einen Spiegel" vorhalten, das Recht auch in einer Bilderhandschrift den Analphabeten verständlich machen. Professor Krause: "Das Magdeburger Recht hat wie kein anderes mittelalterliches Stadtrecht durch die deutsche Ostexpansion eine Verbreitung im gesamten mittleren und östlichen Teil Kontinentaleuropas gefunden. Nicht nur Stendal, Halberstadt, Göttingen, Goslar auch Halle, Leipzig, Dresden, Görlitz, ja Prag, Warschau, Königsberg bis Kiew hatten Magdeburger Recht und der Oberhof stand in der Elbestadt."

    Nach kurzer sachverständiger Schilderung des gegenwärtigen Denkmalzustandes wird ein leitender Arzt des Universitätsklinikums Magdeburgs die Schußwunden mittels Endoskop betrachten und das Innere des Denkmals auf einem großen Bildschirm darstellen. Falls Projektile gefunden werden - was nach dem rechtsmedizinischen Gutachten von Professor Krause zu vermuten ist - sind Beamte des Landeskriminalamtes vor Ort, um die Spuren zu sichern. Ärzte des Polizeiärztlichen Dienstes werden die vermutlich 45 Jahre alten Wunden "verbinden", damit im Winterhalbjahr keine weitere Nässe eindringen kann.

    Mittelalterliche Musik wird an diesem Tag geboten und Postkarten, Poster sowie Zinnfiguren des 800jährigen Rechtsgelehrten werden verkauft, um vom Erlös einen kleinen Teil der Sanierungskosten mitzutragen. Auch warme Getränke und weihnachtliches "Repgow-Gebäck" werden angeboten. Professor Krause schätzt ein, daß zur "Denkmalsrettung" insgesamt etwa 50 000 Mark benötigt werden.

    Förderer und Freunde eines gemeinnützigen Vereins organisieren die Sanierung des Denkmals und bitten die Geschichtsinteressierten Magdeburgs und Umgebung um ihre Unterstützung (Konto.-Nr. 5060207684 bei der Hypobank Magdeburg, BLZ 81020886).
    ____________________________________________________________

    Sehr geehrte Damen und Herren der Medien,

    wir möchten Sie recht herzlich zur "Spurensicherung und Notversorgung" des Geschädigten, Eike von Repgows, einladen und würden uns sehr freuen, Sie am "Tatort" als Augenzeugen persönlich begrüßen zu können am Freitag, 18. Dezember 1998, um 11 Uhr, am Eike von Repgow-Denkmal gegenüber dem Innenministerium Sachsen-Anhalt an der Kreuzung Hallische Straße/Carl-Miller-Straße in Magdeburg.

    Für weitere Auskünfte zu diesem Projekt steht Ihnen Professor Dieter Krause, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Otto-von-Guericke-Universität, Leipziger Str. 44, 39120 Magdeburg, Tel. 0391/ 67 15843 gern zur Verfügung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin, Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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