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15.07.2004 17:18

Vom Lokführer zum Hochschullehrer - Professor Hubert Kiesewetter im Ruhestand

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Es gibt Universitätsprofessoren, die sind vor allem akademische Lehrer, andere wiederum zieht es in die Selbstverwaltung oder gar in die Bildungspolitik. In diese Kategorien passt Professor Hubert Kiesewetter nicht. Er versteht sich, wie er gerne mit dem Hinweis auf die ihm vertraute angelsächsische Hochschulwelt betont, als Jünger der Wissenschaft.

    Seit 1990 war Kiesewetter Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der KU, nun geht er in den Ruhestand. Der gebürtige Dessauer hat eine bemerkenswerte Biographie: Nach der Übersiedlung seiner Familie an die hessische Bergstraße absolvierte er ab 1954 zunächst eine Ausbildung zum Maschinenschlosser und wurde anschließend Lokführer bei der Deutschen Bundesbahn. Sein Abitur machte er am Abendgymnasium in Darmstadt. Durch eine Begegnung mit dem Onkel des Philosophen Theodor W. Adorno wurde sein Interesse an philosophischen Fragen geweckt, so dass er sich zu einem Philosophie-Studium bei Adorno an der Uni Frankfurt entschloss, ergänzt durch Geschichte und Ökonomie.

    Über Kiel führte ihn sein Weg schließlich an die London School of Economics, wo er 1968 sein Studium mit dem Master of Sciences abschloss. Dort begegnete er Sir Karl Popper, der sich inzwischen einen internationalen Ruf als kritischer Rationalist und Wissenschaftstheoretiker erworben hatte. Aus dieser Begegnung erwuchs eine wissenschaftliche Freundschaft, die Kiesewetters Verständnis von Wissenschaft nachhaltig prägte. Auch auf seine Initiative hin erhielt Sir Popper 1991 die Ehrendoktor der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät an der KU.

    Kiesewetters ungewöhnlicher Lebensweg setzte sich in einer wissenschaftlichen Karriere fort, die alles andere als üblich war: Von seinem ursprünglichen Forschungsfeld ließ sich Kiesewetter weglocken als sich die Möglichkeit ergab, an einem Forschungsschwerpunkt "Deutsche Industriegeschichte bis zum Ersten Weltkrieg" der Freien Universität Berlin mitzuarbeiten. An der FU habilitierte sich Kiesewetter schließlich 1985.

    Eines seiner wissenschaftlichen Lebensthemen fand er in der gegenseitigen Abhängigkeit von Region und Industrialisierung. Mit wenigen anderen gilt er als Vorreiter der regionalen Industrialisierungsforschung mit dem Schwerpunkt auf Preußen, Frankreich und Großbritannien. Dabei ist er ein Empiriker, für den statistisches Material so große Bedeutung hat, dass er bei unzureichenden Daten lieber auf eine Untersuchung verzichtet oder große Anstrengungen unternimmt, diese zu ergänzen oder zu ersetzen. Kiesewetter hat die internationale Zusammenarbeit gepflegt, was unter anderem auch mit ehrenvollen Berufungen gewürdigt wurde: Er war von 1987 bis 1988 Konrad-Adenauer-Professor an der Georgetown University in Washington, kurz darauf Gastprofessor am St. Anthony's College in Oxford und 1994 in Paris.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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