Fehlervermeidung und Patientensicherheit bei Jungmedizinern kaum bekannt – Deutsche Gesellschaft für Chirurgie fördert Sicherheitskultur
Berlin – Hierzulande kennen nur knapp 17 Prozent der angehenden Ärzte Wege zu mehr Patientensicherheit und zur Vermeidung von Behandlungsfehlern. Dies zeigt eine im Zentralblatt für Chirurgie (Georg Thieme Verlag Stuttgart. 2011) veröffentlichte Umfrage unter Medizinstudenten der Universität Magdeburg.
Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) setzt sich intensiv dafür ein, eine Sicherheitskultur – etwa durch gezielte Aus- und Weiterbildung, die Vermittlung methodischer Ansätze wie Fehlermeldesystemen und Checklisten – bereits jungen Ärzten nahe zu bringen. Sie unterstützt deshalb den Ansatz der Studie, diese Kultur stärker zu etablieren und so die Patientensicherheit weiter zu verbessern.
Die Studie macht außerdem deutlich, dass Medizinstudierende und junge Mediziner im Praktischen Jahr (PJ) gern besser darüber Bescheid wüssten, wie sich Irrtümer und Behandlungsfehler vermeiden lassen. „Sicherheitskultur beginnt damit, den chirurgischen Nachwuchs umfassend darin zu qualifizieren“, sagt Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär der DGCH. Dazu gehörten neben dem offenen Umgang mit Fehlern, Falldiskussionen und Konferenzen über Komplikationen auch methodische Kenntnisse des Risk-Managements beispielsweise durch den Einsatz von Checklisten zur Vermeidung von Seitenverwechslungen oder des Zurücklassens von Fremdkörpern. „Hierfür brauchen die Ärzte jedoch den nötigen Gestaltungsrahmen und Freiräume, um diese Kultur aktiv leben und weiterentwickeln zu können“, so Professor Bauer. Denn gute Kommunikation mit dem Team und mit Patienten brauche Schulung, Übung und Zeit.
Dass in diesem Bereich noch viel Arbeit nötig ist, zeigen die Ergebnisse der Magdeburger Studie. Von 799 anonym befragten Jungmedizinern haben 345 geantwortet: Knapp 17 Prozent der PJ-ler und knapp 12 Prozent der Studierenden gaben an, Empfehlungen zur Patientensicherheit zu kennen. Die Studie untersuchte auch, inwieweit die jungen Ärzte Instrumente der Patientensicherheit kennen. Armbänder zur eindeutigen Identifizierung von Patienten etwa waren den meisten Studierenden unbekannt, ebenso anonyme Meldesystem für Fehler oder Beinahe-Fehler oder auch das „Team-Time-Out“, worin das OP-Team vor dem ersten Schnitt innehält, um sich der korrekten Vorbereitungen zu vergewissern und den Eingriff zu vergegenwärtigen.
Die DGCH fördert Sicherheitskultur in der Chirurgie auf vielfältige Weise: Durch ihre Arbeitsgemeinschaft zur Qualität und Sicherheit in der Chirurgie, aktive Mitarbeit im Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) und die Einrichtung eines Fehlermeldesystems Critical Incident Reporting System (CIRS). „Darüber hinaus bringen wir Module zur Patientensicherheit in die Facharztweiterbildung ein“, sagt Professor Bauer. Denn dass das Interesse groß ist, zeigt auch die Studie: Mehr als 80 Prozent der Magdeburger Nachwuchsmediziner befürworten ein sanktionsfreies Meldesystem für Fehler. Ob sie selbst einen eigenen Fehler melden würden, stand dagegen auf einem anderen Blatt: 33 Prozent der Studenten und 26 Prozent der PJ-ler beantworteten diese Frage mit ja. Dies wiederum zeigt, wie wichtig ein konstruktiver, aktiver und offener Umgang im Sinne einer guten Sicherheitskultur ist, ergänzt Professor Bauer.
***Bei Veröffentlichung, Beleg erbeten.****
Quelle:
B. Toennessen, E. Swart, Y. Marx: Patientensicherheitskultur – Wissen und Wissensbedarf bei Medizinstudenten. Zentralbl Chir:DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0031-1271469
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