idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/30/2015 18:43

Namengebung für Haustiere zunehmend individueller

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Tiere als Familienmitglieder – Benennung von Hunden, Katzen oder Kaninchen spiegelt Individualisierung und Anbindung an die Familie wider

    Haustiere wie Hunde, Katzen oder auch Kaninchen bekommen heute mehr denn je einen menschlichen Namen und werden auch zunehmend als Mitglied der Familie gesehen. Sie werden in Todesanzeigen in einem Zug mit den Familienmitgliedern als Trauernde erwähnt oder etwa beim Tierarzt unter dem Familiennamen des Halters geführt. Die Benennung von Haustieren, so haben Sprachwissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) festgestellt, hat sich in den letzten 100 Jahren grundlegend geändert. Die Namen sind heute individueller, oft sind es Menschen- und gerne auch aktuelle Kindernamen, die dem Haustier gegeben werden. „Damit geht eine Ansippung des Tiers an die Familie einher“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Damaris Nübling vom Deutschen Institut der JGU. Die Sprachwissenschaftlerin hat zusammen mit Antje Dammel und Mirjam Schmuck das erste Werk zu Tiernamen veröffentlicht, ein wissenschaftlich bislang kaum erforschtes Gebiet.

    Lilly oder Lilli, Luna und Paul sind die beliebtesten Namen für Kaninchen. Dies ergab eine Untersuchung auf Basis von 977 Kaninchennamen im Jahr 2012, die in dem neuen Buch veröffentlicht ist. Allerdings kommen auch die häufigsten Namen nur 10 bis 14 Mal vor. „Wir stellen bei den Kaninchen wie auch schon bei Hunden und Katzen ein starkes Bedürfnis der Besitzer nach Individualisierung fest, was sich an der großen Anzahl unterschiedlicher Namen zeigt“, erklärt Damaris Nübling. „Außerdem fällt auf, dass recht oft heutige Kindernamen verwendet werden.“ Von 977 Kaninchen haben 648 einen unterschiedlichen Namen, sodass sich im Durchschnitt nur 1,5 Kaninchen den gleichen Namen teilen – ein Wert, wie er auch bei Hunden und Katzen zu finden ist. Deutlich mehr Namen als bei Hunden oder Katzen beziehen sich auf das Fell des Kaninchens: Namen wie Flocke, Fluse oder Teddy betonen den Status als eher kindliches Streicheltier.

    Historisch ist über die Benennung von Tieren recht wenig bekannt, aber die wenigen Quellen zeigen, dass ein grundlegender Wandel vollzogen wurde. In einer badischen Kleinstadt mit 185 Einwohnern wurden um das Jahr 1900 insgesamt 143 Katzen gezählt, von denen nur 6 einen wirklichen Namen hatten. Katzen wurden damals kaum benannt und wenn doch, dann oft, indem sie die Namen gestorbener Katzen erbten. Auch bei Hunden war die namentliche Individualisierung gering.

    Während es heute kaum noch unbenannte Hunde oder Katzen geben dürfte, zeigen die namenkundlichen Untersuchungen auch, dass und wie sich die Stellung der Heimtiere gewandelt hat. Fast 60 Prozent der Hunde und der Katzen tragen einen Personen-, oft einen Kindernamen und rücken damit näher an den Menschen heran. Nicht selten nehmen Katzen und insbesondere Hunde eine Partner- oder zumindest eine Familienposition ein, weshalb auch das Geschlecht deutlich am Namen erkennbar ist. Typische Hundenamen wie Bello, Rex oder Hasso haben ausgedient. „Der Hund wird nicht mehr als Hund, sondern zunehmend als Mensch benannt und wohl auch so wahrgenommen“, so die Mainzer Sprachforscherin.

    Veröffentlichung:
    Antje Dammel (Hg.), Damaris Nübling (Hg.), Mirjam Schmuck (Hg.)
    Tiernamen – Zoonyme
    Band I: Haustiere
    Band II: Nutztiere (erscheint im August 2015)
    Universitätsverlag Winter, Heidelberg, 2015

    Weitere Informationen:
    Univ.-Prof. Dr. Damaris Nübling
    Historische Sprachwissenschaft des Deutschen
    FB 05/Deutsches Institut
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-22611
    E-Mail: nuebling@uni-mainz.de
    https://www.germanistik.uni-mainz.de/abteilungen/historische-sprachwissenschaft-...

    Weitere Links:
    https://www.winter-verlag.de/de/detail/978-3-8253-6345-1/BZN_50_2015_1_2_Haustie...


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology, Language / literature, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).