idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/28/2015 09:30

Neues Material zur Herstellung künstlicher Blutgefäße

Dr. Florian Aigner Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Wien

    TU Wien und MedUni Wien entwickelten künstliche Blutgefäße, die vom Körper abgebaut und mit eigenem Gewebe ersetzt werden.

    Verschlossene Blutgefäße können rasch gefährlich werden. Oft ist es notwendig, ein Blutgefäß zu ersetzen – entweder durch ein körpereigenes Blutgefäß oder aber durch künstlich hergestellte Gefäßprothesen. Die TU Wien und die Medizinische Universität Wien entwickelten nun gemeinsam künstliche Blutgefäße aus einem speziellen Elastomer-Material, das ausgezeichnete mechanische Eigenschaften hat. Diese künstlichen Blutgefäße werden im Laufe der Zeit durch körpereigenes Material ersetzt. Am Ende dieses Umbauprozesses ist wieder ein natürliches, vollständig funktionsfähiges Blutgefäß entstanden. Bei Ratten hat sich die Methode bereits bewährt.

    Überleben durch künstliche Blutgefäße

    Zu den häufigsten Todesursachen in Industrienationen gehören arteriosklerotische Gefäßerkrankungen. Eine Bypass-Operation ist dann oft die einzige Lösung. Normalerweise entnimmt man dafür Blutgefäße des Patienten und setzt sie statt des geschädigten Blutgefäßes ein. Dank eines gemeinsamen Projekts von TU Wien und Medizinischer Universität Wien sollen in Zukunft auch künstlich hergestellte Gefäße vermehrt zum Einsatz kommen.

    Entscheidend dabei ist, ein passendes Material zu finden. Die künstlichen Materialien, die man bisher verwendete, vertragen sich nicht optimal mit dem körpereigenen Gewebe. Es kann dann leicht zu einem Verschluss des Blutgefäßes kommen, besonders wenn der Durchmesser gering ist.

    An der TU Wien wurden daher neue Polymere entwickelt. „Es handelt sich um sogenannte thermoplastische Polyurethane“, erklärt Prof. Robert Liska vom Institut für angewandte Synthesechemie der TU Wien. „Durch die Auswahl ganz bestimmter molekularer Bausteine gelang es uns, ein Polymer mit den gewünschten Eigenschaften zu synthetisieren.“

    Ein dünner Polymer-Faden, zur Röhre gesponnen

    Zur Herstellung der Gefäßprothesen werden Polymerlösungen in einem elektrischen Feld zu sehr feinen Fäden gesponnen und auf eine Spule aufgewickelt. „Die Wand dieser künstlichen Blutgefäße ist natürlichen Blutgefäßen sehr ähnlich“, sagt Prof. Heinz Schima von der Medizinischen Universität Wien. Das Polymer-Gewebe ist leicht porös, daher sickert zunächst etwas Blut hindurch und reichert die Wand mit Wachstumsfaktoren an. Das begünstigt das Einwandern körpereigener Zellen. Die Interaktion zwischen Material und Blut wurde an der TU Wien von Prof. Martina Marchetti-Deschmann mit Hilfe von ortsaufgelöster Massenspektrometrie untersucht.

    Im Rattenexperiment war die neue Methode bereits sehr erfolgreich. „Sechs Monate nach dem Einsetzen der Gefäßprothesen wurden die Blutgefäße der Ratten untersucht“, sagt Dr. Helga Bergmeister von der MedUni Wien. „Es waren weder Aneurysmen noch Thrombosen oder Entzündungen festzustellen. Körpereigene Zellen hatten die Gefäßprothese besiedelt und das künstliche Konstrukt zu körpereigenem Gewebe umgewandelt.“ Das Nachwachsen körpereigenen Gewebes verläuft sogar schneller als man erwartet hatte, daher soll nun die Abbaudauer der Kunststoffröhren noch verringert werden. Daher wird derzeit noch an weiteren Anpassungen des Materials gearbeitet.

    Vom Austria Wirtschaftsservice (AWS) wurde das Projekt kürzlich mit einer PRIZE Prototypenförderung ausgezeichnet. Bis die künstlichen Blutgefäße bei Menschen eingesetzt werden können, sind noch weitere präklinische Versuche notwendig. Doch aufgrund der bisherigen Ergebnisse ist das Forscherteam sehr zuversichtlich, dass sich die neue Methode in einigen Jahren auch beim Einsatz im Menschen bewähren wird.

    Rückfragehinweise:

    Prof. Robert Liska
    Institut für Angewandte Synthesechemie
    Technische Universität Wien
    Getreidemarkt 9, 1060 Wien
    T: +43-1-58801-163614
    robert.liska@tuwien.ac.at

    Prof. Heinrich Schima
    Zentrum für Medizinische Physik und Biomed. Technik,
    MedUni Wien, Währinger Gürtel 18, A-1090 Wien
    T: +43-1-40400-39820
    heinrich.schima@meduniwien.ac.at

    Prof. Helga Bergmeister
    Department für Biomedizinische Forschung
    MedUni Wien, Währinger Gürtel 18, A-1090 Wien
    T: +43-1-40400-52190
    helga.bergmeister@meduniwien.ac.at

    Mag. Johannes Angerer
    Medizinische Universität Wien
    Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
    Spitalgasse 23, 1090 Wien
    T: +43-1-40160-11501
    pr@meduniwien.ac.at


    More information:

    http://dx.doi.org/10.1016/j.actbio.2014.09.003 Originalpublikation


    Images

    Langzeitversuche an der MedUni zeigen: Auch nach einem Jahr leistet das Blutgefäß noch gute Dienste.
    Langzeitversuche an der MedUni zeigen: Auch nach einem Jahr leistet das Blutgefäß noch gute Dienste.
    Helga Bergmeister, MedUni Wien
    None

    Synthese der biokompatiblen und bioabbaubaren Polymere im Labor an der TU Wien
    Synthese der biokompatiblen und bioabbaubaren Polymere im Labor an der TU Wien
    TU Wien
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology, Chemistry, Medicine
    transregional, national
    Cooperation agreements, Research results
    German


     

    Langzeitversuche an der MedUni zeigen: Auch nach einem Jahr leistet das Blutgefäß noch gute Dienste.


    For download

    x

    Synthese der biokompatiblen und bioabbaubaren Polymere im Labor an der TU Wien


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).