Wiesbaden – „Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin ist beschämt, weil sie 70 Jahre hat verstreichen lassen, bis ihr Handeln in der Zeit des Nationalsozialismus wissenschaftlich untersucht und öffentlich gemacht wurde“, verlas Professor Dr. med. Michael Hallek den ersten Satz einer Vorstandserklärung der DGIM anlässlich der Eröffnung ihrer Ausstellung zur Geschichte der DGIM in der NS-Zeit. Die Fachgesellschaft bekennt sich zu ihrer historischen Verantwortung und arbeitet derzeit ihre Vergangenheit auf. Erste Ergebnisse präsentierte sie auf Schautafeln auf dem 121. Internistenkongress in Mannheim. Aufgrund des großen Interesses stellt sie diese nun als Wanderausstellung zur Verfügung.
„Es war uns als Vorstand der DGIM ein großes Anliegen, in einer gemeinsamen Erklärung die Sicht der Fachgesellschaft auf die Ergebnisse der Nachforschungen in der Historie der DGIM darzulegen“, betont Professor Dr. med. Dr. h.c. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel. In dem Dokument drückt die Fachgesellschaft ihre Missbilligung der Anpassung einzelner Mitglieder an das Unrechtsregime aus. Sie verurteilt darin die Vertreibung von Kolleginnen und Kollegen jüdischer Herkunft ebenso wie die Misshandlung und Tötung von Menschen in Konzentrationslagern, Lazaretten und Kliniken.
Einige an NS-Unrecht Beteiligte sind in der Nachkriegszeit zu Ehrenmitgliedern der DGIM ernannt worden. „Diese Ernennungen sind keinesfalls zu billigen“, betont Professor Fölsch. Dennoch sieht die Fachgesellschaft laut Erklärung von der rückwirkenden Aberkennung jener Ehrenmitgliedschaften ab, um deutlich zu machen, dass im historischen Bewusstsein bleiben soll, welche Verfehlungen Mitglieder der DGIM im Nationalsozialismus begangen haben. „Das geschehene Unrecht gehört zur Vergangenheit der DGIM und wir möchten dessen Spuren nicht vernichten – nicht zuletzt als Mahnung für die Zukunft“, begründet Professor Fölsch die Entscheidung. Damit betont die DGIM, „wie verletzlich die Errungenschaften freiheitlicher Gesellschaften sind, und wie wichtig das permanente Ringen um Toleranz, Offenheit und Rechtsstaatlichkeit ist.“
Die Fachgesellschaft begrüßt das große Interesse an ihrer Ausstellung „Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin in der NS-Zeit“. Im Rahmen des 121. Internistenkongresses vom 18. bis 21. April in Mannheim stellte sie diese erstmalig vor. Auf Schautafeln sind erschütternde Schicksale von DGIM Mitgliedern in der NS-Zeit dargestellt und beschrieben. Aufgrund der großen Resonanz wird die DGIM die Exponate in eine Wanderausstellung umbauen lassen. Diese stellt sie auf Nachfrage Interessierten zur Verfügung.
Mit ihrer Vergangenheit befasst sich die DGIM seit 2012 intensiv. Zwei Historiker untersuchen seitdem professionell deren Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus. Sichtbar werden in den Ergebnissen Täter aus den Reihen der DGIM und Fakten über NS-Medizinverbrechen, aber auch Persönlichkeiten der Inneren Medizin, die sich für jüdische Kollegen und Opfer des Unrechtsregimes eingesetzt haben. Die Ausstellung bildet den ersten Schritt an die Öffentlichkeit. Am Ende der Recherche steht eine Monographie, die voraussichtlich im Jahr 2018 veröffentlicht wird.
Hier finden Sie die Erklärung der DGIM anlässlich der Eröffnung der Ausstellung
„Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin in der NS-Zeit“:
http://www.dgim.de/Presse/Ver%C3%B6ffentlichungenderDGIM/MitteilungenDGIM/tabid/...
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Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
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