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09/17/2019 13:30

Defis gegen plötzlichen Herztod - Klinikum rechts der Isar installiert für Jedermann nutzbare Defibrillatoren

Tanja Schmidhofer Unternehmenskommunikation
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

    Im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München hängen seit kurzem über das Haus verteilt mehr als 70 Defibrillatoren an den Wänden. Damit können Menschen defibrilliert werden, die wegen plötzlicher Herzrhythmusstörungen ihr Bewusstsein verlieren. Hier ist sofortiges Handeln nötig, sonst können Gehirn und Herz innerhalb weniger Minuten bleibend geschädigt werden und der Tod kann eintreten.
    Das Besondere: Diese Defis können auch von medizinischen Laien bedient werden. Sie finden sich gut sichtbar überall auf den Fluren und in den Wartebereichen des Klinikums.

    Die Notfallteams des Klinikums haben ihre Reanimations-Einsätze aus dem Jahr 2016 ausgewertet. Dabei kristallisierte sich heraus, dass lebensbedrohliche Notfälle des Herz-Kreislaufsystems nicht in erster Linie Patientinnen und Patienten in kritischen Situationen wie im OP oder auf der Intensivstation betrafen. Überraschend war, dass in fast der Hälfte der Fälle gesunde Menschen zusammenbrachen, gerade auch Besucherinnen und Besucher des Klinikums.

    Jedes Jahr sterben in Deutschland 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Es kann sprichwörtlich jeden treffen, egal ob zu Hause, in der U-Bahn, am Flughafen oder beim Besuch im Krankenhaus. Ältere Menschen trifft es häufiger als junge, Männer dreimal so oft wie Frauen. In vielen Fällen treten völlig unerwartet schwere Herzrhythmusstörungen in Form von Kammerflimmern auf, die innerhalb weniger Minuten zum Tod führen. In 80 Prozent der Fälle ist die Ursache ein unvorhersehbarer Herzinfarkt, die anderen 20 Prozent der Betroffenen leiden unter Vorerkrankungen oder angeborenen Herzfehlern.

    Eine Überlebenschance haben die Betroffenen nur, wenn sofort Erste Hilfe geleistet wird. Hier bietet ein Defibrillator besonders im Fall des Kammerflimmerns wirksame Unterstützung. Er gibt einen elektrischen Impuls ab, der das Herz wieder in den richtigen Rhythmus bringen kann. Der entscheidende Faktor dabei ist die Zeit. Denn mit jeder Minute, in der nicht defibrilliert wird, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent.

    70 AED am Klinikum installiert
    Das Klinikum hat unter Federführung von Prof. Manfred Blobner von der Klinik für Anästhesiologie ein Defibrillations-Konzept entwickelt, das sicherstellt, dass jeder Laie überall am Klinikum sofort lebensrettende Maßnahmen einleiten kann. Auf dem Stammgelände an der Ismaninger Straße wurden mehr als 70 automatisierte externe Defibrillatoren – kurz AEDs – installiert. Die auch für Laien einfach zu bedienenden Geräte hängen an der Wand auf Stationen, aber auch in öffentlich zugänglichen Räumen wie Fluren, Wartebereichen oder der Cafeteria. Bei der Installation wurde darauf geachtet, dass von jeder Stelle im Klinikum maximal 100 Meter bis zum nächsten Gerät zu überwinden sind. Die Außenstellen des Klinikums, wie die Klinik für Dermatologie am Biederstein werden im nächsten Schritt mit AEDs ausgestattet.

    Gerät gibt Anleitung, was zu tun ist
    Wenn man eine Person bewusstlos am Boden liegen sieht, die nicht normal atmet, ist zuerst der Notruf zu wählen. Im zweiten Schritt nimmt man als Helfer den AED von der Wand und öffnet ihn. Die am Klinikum verwendeten standardisierten und automatisierten Geräte kann jeder bedienen, medizinisches Wissen ist nicht erforderlich. Über die Sprachsteuerung gibt das Gerät Anweisungen, was zu tun ist – wahlweise auf Deutsch oder Englisch.

    Sobald die Elektroden nach Anleitung auf der Brust des Patienten aufgeklebt sind, wertet das Gerät selbstständig den Herzrhythmus aus und entscheidet so, ob eine Defibrillation sinnvoll ist. Falls dies erfolgversprechend ist, fordert der AED den Helfer auf, sich vom Patienten zu entfernen und gibt den möglicherweise lebensrettenden Stromstoß. Dann führt er den Helfer durch die weiteren Schritte der Reanimation und unterstützt ihn die Herzdruckmassage wirksam durchzuführen. Mit dieser Behandlung schaffen die Helfer die bestmögliche Therapie, bis die Reanimationsteams von den Intensivstationen zu Hilfe kommen. Diese können dann die schon angeklebten Elektroden an die mitgebrachten Profi-Defibrillatoren anschließen und eine noch differenziertere Therapie fortführen.

    Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums wurden für den Umgang mit den AED-Geräten geschult. An dem Training nahmen nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, sondern auch Mitarbeiter aus nichtmedizinischen Berufen teil. Ihre Rückmeldungen waren sehr positiv. „Es ist eine große Erleichterung, dass man in so einer kritischen Situation nicht erst nachdenken muss, was zu tun ist, sondern einfach den Anweisungen des Systems folgen kann“, sagt ein Mitarbeiter.

    In Zukunft sollen die Geräte per WLAN vernetzt sein und auch automatisch das Reanimationsteam des Klinikums verständigen. Dessen Mitglieder arbeiten weiterhin mit Profi-Defibrillatoren.


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