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02/18/2021 10:57

Lieber Wild- als Weidetiere: Forschungsteam untersucht Fressverhalten von Wölfen in der Mongolei

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Wenn das Angebot vorhanden ist, ernähren sich Wölfe in der Mongolei lieber von Wildtieren als von Weidevieh. Das hat ein Forschungsteam der Universität Göttingen und des Senckenberg Museums für Naturkunde in Görlitz herausgefunden. Bisherige Untersuchungen hatten gezeigt, dass die Nahrung von Wölfen im zentralasiatischen Binnenland überwiegend aus Weidevieh besteht, was zunehmend zu Konflikten zwischen den nomadischen Viehhaltern und den wildlebenden Raubtieren führt. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Mammalian Biology erschienen.

    Rund drei Millionen Menschen leben in der Mongolei, die damit der am dünnsten besiedelte Staat der Welt ist. Dazu kommen mehr als 40 Millionen Weidetiere, die einerseits als Lebensmittel dienen, andererseits aber auch für mehr als die Hälfte der Bevölkerung die einzige Einnahmequelle darstellen. Die Tierhaltung führt in der Mongolei zu einem massiven Landschaftswandel: Naturnahe Landstriche werden zunehmend zu Weideland umfunktioniert – mittlerweile wird ein Drittel des Landes entsprechend genutzt. Dies führt unweigerlich auch zu Konflikten mit den dort beheimateten Wildtieren, allen voran mit den großen Raubtieren wie dem Wolf.

    Die Biologin und Forstwissenschaftlerin Nina Tiralla von der Universität Göttingen hat das Fressverhalten der Wölfe für ihre Masterarbeit untersucht. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Senckenberg Museums analysierte sie 137 Wolfslosungen, die bei Feldarbeiten zwischen 2008 und 2012 in der Mongolei gesammelt wurden. „Dabei konnten wir zeigen, dass der Speiseplan der Wölfe zu 89 Prozent aus wilden Huftieren besteht, überwiegend aus Sibirischen Rehen“, sagt Tiralla. „Die restlichen 11 Prozent bestanden aus kleinen Säugetieren wie Hasen oder Mäusen.“ Sogar Reste von Insekten und Beeren ließen sich in den Losungen nachweisen – von Nutztieren fehlte allerdings jede Spur. „Dies war für uns insofern überraschend, weil bisherige Studien Weidetiere als Hauptnahrungsquelle für die Wölfe aufgezeigt hatten“, so Tiralla.

    Der entscheidende Unterschied könnte in der Ausgangssituation liegen: Anders als bei den früheren Studien zu mongolischen Wölfen stammen die nun untersuchten Proben aus naturnahen Regionen mit hoher Artenvielfalt. „Obwohl hier ebenfalls ein Angebot an Weidetieren besteht, scheinen die Wölfe dennoch lieber auf Wildtiere wie das Sibirische Reh als Beutetiere zurückzugreifen, womöglich, weil diese einfacher und gefahrloser zu jagen sind“, erläutern die Autorinnen und Autoren. Sie schließen daraus, dass Wölfe, wenn sie in einer naturnahen und artenreichen Landschaft mit ausreichend Beutetieren leben, für Weidevieh nur eine sehr geringe Gefahr darstellen. Dies könnte nicht nur für die Mongolei gelten, sondern prinzipiell auch auf europäische Länder übertragbar sein.


    Contact for scientific information:

    Nina Tiralla
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
    Abteilung Bioklimatologie
    Büsgenweg 2, 37077 Göttingen
    E-Mail: ntirall1@gwdg.de
    Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/197704.html


    Original publication:

    Nina Tiralla, Maika Holzapfel, Hermann Ansorge (2021). Feeding ecology of the wolf (Canis lupus) in a near-natural ecosystem in Mongolia. Mammalian Biology 101: 83-89. https://doi.org/10.1007/s42991-020-00093-z


    More information:

    https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=6176 weitere Fotos


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    Spuren von Bär und Wolf.
    Spuren von Bär und Wolf.
    Nina Tiralla
    Nina Tiralla/Universität Göttingen

    Nina Tiralla von der Universität Göttingen verfolgt eine Wolfsspur in der Mongolei.
    Nina Tiralla von der Universität Göttingen verfolgt eine Wolfsspur in der Mongolei.
    Nina Tiralla
    Nina Tiralla/Universität Göttingen


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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