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12/11/2002 15:19

Artenschutz am Deutschen Primatenzentrum (DPZ)

Dr. Dr. Michael Schwibbe Stabsstelle Kommunikation
Deutsches Primatenzentrum

    Der Präsident der Natur- und Artenschutzorganisation "Conservation International" Russel A. Mittermeier besucht am 16.12.02 das DPZ. Er hält im Hörsaal des Zentrums um 16:00 ct. einen Vortrag zum Thema ?Primate Conservation in the 21st Century: Priorities and Strategies? und widmet sich damit dem Bedrohungsstatus der nächsten Verwandten des Menschen.

    Mittermeier nimmt darin Bezug auf die von ?Conservation International? unlängst zusammengestellte Liste der 25 am stärksten gefährdeten Primatenarten. Das größte Bedrohungspotential geht in ihren Ursprungsländern dabei von illegalem Holzeinschlag und von der Wilderei aus.
    An internationalen Projekten zur Arterhaltung der Primaten in Afrika, Asien und Südamerika ist auch das DPZ beteiligt. Es unterhält zu diesem Zweck je eine Feldstation in Peru und in Madagaskar, die auch externen Wissenschaftlern als Gastforschern auf nationaler und internationaler Ebene zur Verfügung gestellt werden.
    In Kirindy (Madagaskar) laufen mehrere Projekte zur Ökologie der Lemuren sowie zum Schutz ihrer Lebensräume in Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden, dem nationalen Zoo (PBZT) und der Universität Antananarivo. In Kooperation mit mehreren in- und ausländischen Naturschutzorganisationen (Umweltschutzorganisation FANAMBY, ?Durrell Wildlife Conservation Trust (DWCT)?, ?World Wildlife Fund (WWW) Madagascar?) wurden Aufklärungsprogramme zum Artenschutz entwickelt und gemeinsame populationsbiologische Untersuchungen zur Bestimmung der Verbreitung von Lemuren und anderen bedrohten Wirbeltieren durchgeführt. Das DPZ fungiert zudem als Mitherausgeber der Zeitschrift ?Lemur News?, die sich ausschließlich diesen bedrohten Primaten widmet. Finanziert wird dieses Journal u.a. auch von ?Conservation International?.
    Auf der Freilandstation im Amazonasregenwald südöstlich von Iquitos (Peru) widmen sich Mitarbeiter des DPZ dem Studium und dem Erhalt verschiedener Neuweltaffenarten. So war das Zentrum beteiligt bei der Einrichtung des Schutzgebietes ?Reserva Comunal Tamshiyacu-Tahuayo?. Dieses Reservat zeichnet sich durch die weltweit höchste Artenvielfalt von Säugetieren aus und nimmt mit 13 dort vorkommenden Primatenarten, u.a. den bedrohten Roten Uakaris, eine internationale Spitzenstellung unter den Naturschutzgebieten ein. Die Ausbildung von Studierenden und die Weiterbildung primatologisch arbeitender Gastforscher erfolgt in Zusammenarbeit mit der ?Universidad Nacional de la Amazonía Peruana (UNAP)?.
    Bei einer landesweiten Biodiversitätserfassung in Eritrea am Horn von Afrika hat ein Mitarbeiter des DPZ zusammen mit dem dortigen Landwirtschaftsministerium und dem Umweltamt die Erfassung der Verbreitung und des Status der Mantelpaviane, Anubispaviane und Grünen Meerkatzen übernommen. Die Ergebnisse bilden die Grundlage der Regierung für deren Landnutzungspläne und für die Ausweisung von zukünftigen Schutzgebieten.
    Der Erforschung der Lebensweise und der Ökologie verschiedener ostasiatischer Makaken dient ein Projekt, das auf der Mentawai-Insel Siberut (Indonesien) durchgeführt wird. Diese Region westlich von Sumatra beheimatet einige, nur dort vokommende Affenarten und wird auf Grund ihrer isolierten Lage auch als ?Galapagos für Primaten? bezeichnet. Ein Schutzprogramm für den dortigen Regenwald wird zur Zeit erarbeitet; eine Feldstation befindet sich im Aufbau. Beteiligt sind daran die Universität Straßburg (F), die Oregon State University (USA) und die Bogor Agricultural University (Indonesia).
    Fünf der 25 höchst gefährdeten Primatenarten leben in Vietnam, einige nur noch in einem Restbestand von 30 ? 60 Individuen. In Zusammenarbeit mit dem dortigen ?Endangered Primate Rescue Center?, dem ?World Wildlife Fund (WWF), der ?Flora & Fauna International (FFI)? und der Naturschutzorganisation ?Frontier? forscht das DPZ zu den Verwandtschaftsverhältnissen und zur Populationsgenetik der indochinesischen Languren und Gibbons und liefert so einen Beitrag zu deren Arterhaltung.
    Bei den Natur- und Artenschutz-Aktivitäten des DPZ handelt es sich vorwiegend um abteilungsübergreifende Projekte zwischen verschiedenen Forschungsgruppen des Zentrums. Damit kann ein breites Methodeninventar in Verbindung mit einem interdisziplinären Vorgehen zum Einsatz kommen, was in dieser Form kein anderes Primatenzentrum zu leisten vermag. Beteiligt sind Mitarbeiter aus den Abteilungen ?Primatengenetik?, ?Reproduktionsbiologie? sowie ?Verhaltensforschung und Ökologie?. Ein Forschungsprojekt dieser Abteilung hat sich u.a. in einem Artikel in der Novemberausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature (420, 2002: 142) niedergeschlagen.
    Unter Federführung der Abteilung ?Tiermedizin und Primatenhaltung? beheimatet das DPZ aus Arterhaltungserwägungen zwei besonders bedrohte Arten: Bartaffen aus Indien, deren Bestand im Freiland nur am 1500 Individuen geschätzt wird, und Lisztaffen aus dem Norden Südamerikas, deren Bestand mit ca. 3000 Individuen durch die Abholzung der Regenwälder vor dem Aussterben steht. Im Zentrum werden grundlegende Daten zur Soziobiologie dieser Arten erhoben, die auch ihrem Populationsmanagement im Freiland und in Menschenobhut zugute kommen. Das DPZ betreibt wohl die erfolgreichste Zuchtkolonie von Lisztaffen in Europa und gibt laufend Tiere an Zoologische Gärten ab. Über lange Jahre wurde im Rahmen des ?European Endangered Species Program (EEP)? das Populationsmanagement der Bartaffen in den europäischen Ländern vom DPZ aus koordiniert. In der Folge unterhält das Zentrum enge Beziehungen zum Kölner Zoo, der sich in Indien bei der Erhaltung der Bartaffen engagiert zeigt.
    Gefördert werden die Projekte des DPZ in den Ursprungsländern der Primaten einerseits durch das Zentrum selbst, andererseits zu großen Teilen durch Fremdfinanzierung wie durch die ?Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP)?, die ?Food and Agricultural Organisation of the UN (FAO)?, die ?Hoare Bank (GB)?, die ?Margot-Marsh-Biodiversity-Foundation (USA)?, die ?Artur-von-Gwinner-Stiftung für Naturwissenschaftliche Forschungsreisen? und die ?Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)?.


    More information:

    http://www.dpz.gwdg.de/
    http://www.dpz.gwdg.de/vortrag/vortrag.htm
    http://www.dpz.gwdg.de/vortrag/mittermeier.pdf


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    Tonkin-Stumpfnasenaffe (Rhinopithecus avunculus). Das Na Hang Nature Reserve, in dem zwei der drei Populationen der Tonkin-Stumpfnase vorkommen, befindet sich nördlich von Hanoi in einer schwer zugänglichen Region. Photo: T.Nadler
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    Delacour's Langur (Trachypithecus delacouri).  316 Tiere wurden in den letzten 10 Jahren nachweislich gewildert. Die Restpopulation beträgt heute ca. 270-300 Tiere.  Photo: T. Nadler
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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research projects
    German


     

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