idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/28/2016 10:10

Auch Schulkind in Afrika sollte vor deutschen Waffen geschützt werden

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Waffenkultur-Expertin Prof. Dagmar Ellerbrock plädiert für mehr Exportverbote für deutsche Kleinwaffen

    Die Bundesregierung sollte den Export deutscher Sturmgewehre und anderer „Kleinwaffen“ in Staaten mit unzureichenden oder fehlenden zivilen Waffenkontrollgesetzen generell untersagen. Dafür plädiert die Historikern Prof. Dagmar Ellerbrock von der Technischen Universität Dresden. Sie ist Inhaberin der Professur für Neuere und Neueste Geschichte.
    „Der öffentliche Diskurs über deutsche Waffenexporte war lange blind für diesen Widerspruch“, argumentiert die Expertin für Waffenkulturgeschichte, die sich in ihrer neuen Publikation „Vom ächten deutschen Waffenrecht“ auch mit dem langen Streit um das Für und Wider von Waffenkontrolle auseinandersetzt. „Wir verbieten Waffen im Inland und verkaufen gleichzeitig Schusswaffen an Länder, in denen es keine funktionierenden zivilgesellschaftlichen Regeln gibt, die verhindern, dass Zivilisten durch eben diese Waffen sterben.“
    Auch in Deutschland selbst sei es ein weiter Weg bis zur Einsicht gewesen, dass der Staat das Recht auf privaten Waffenbesitz einschränken muss, um seine Bürger zu schützen, betont Professor Dagmar Ellerbrock. „Die Transformation von einer waffenliebenden Gesellschaft zu einer Gesellschaft, in der Waffenbesitz im allgemeinen Konsens reguliert wird, ist in Deutschland noch nicht so alt“, sagt sie. Mitte des 19. Jahrhunderts trugen die Deutschen „ganz selbstverständlich und fast überall Waffen: in der Schule, in der Reichsbahn, auf Festen.“ Der Unterschied zu den heutigen Gepflogenheiten in einigen US-Bundesstaaten sei nicht allzu groß gewesen. „Erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich ein Bewusstsein dafür, dass massenhafter privater Waffenbesitz ein gesellschaftliches Problem sein könnte, das schließlich ganz langsam von unten nach oben bis in die Reichsregierung diffundierte.“ 1928 sei dann in Deutschland eines der weltweit ersten Gesetze in Kraft getreten, das den privaten Waffenbesitz und -gebrauch regulierte.
    „Sollte es für den deutschen Staat nicht eine ethische Verpflichtung sein, das Schulkind in einem Bürgerkriegsland genauso vor Waffennarren zu schützen wie das deutsche Schulkind?“, fragt die Waffenkultur-Expertin.

    Literatur:
    Ellerbrock, Dagmar, Vom „ächten deutschen Waffenrecht“. Waffenpraktiken zwischen Volksentwaffnung und der Freyheit des Gewehrbesitzes, i. E.: Steiner Verlag, Stuttgart 2016

    Informationen für Journalisten:
    Prof. Dagmar Ellerbrock
    Tel.: +49 (0) 351 463-35915
    E-Mail: dagmar.ellerbrock@tu-dresden.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    History / archaeology, Social studies
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).