idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/10/2018 11:00

Wenn Feinde zu Helfern werden

Kurt Bodenmüller Kommunikation
Universität Zürich

    Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Dass dieses Prinzip auch für Krabbenspinnen und Blütenpflanzen gilt, zeigen nun UZH-Forschende. Die Spinnen fressen oder vertreiben zwar nützliche Bestäuberinsekten wie Bienen. Sie werden von der Pflanze aber mit einem Duftstoff zu Hilfe gerufen, sobald Frassinsekten die Blüten befallen.

    Sie sind in der Natur allgegenwärtig: Interaktionen zwischen Organismen wie Pflanzen und Tieren. Eine solche Beziehung haben Anina Knauer und Florian Schiestl, UZH-Professor am Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik, näher untersucht: die Interaktion von Krabbenspinnen und Glatt-Brillenschötchen, ein in Europa verbreitetes, gelbes Kreuzblütengewächs.

    Die schädliche Seite von Krabbenspinnen

    Krabbenspinnen sind Jäger, die auf den Blüten der Pflanze ihrer Beute auflauern. Bisher ging man davon aus, dass solche Spinnen den Pflanzen schaden, da sie bestäubende Insekten fangen oder vom Blütenbesuch abhalten. Die UZH-Ökologen zeigen nun einen überraschenden Effekt: «Krabbenspinnen orientieren sich am Blütenduft, um die Pflanzen zu finden. Dazu verwenden sie β-Ocimen – dieselbe Duftsubstanz, die auch Bienen zu den Blüten lockt», sagt Schiestl.

    Blütenduftstoff wirkt als Hilferuf

    Sitzen Krabbenspinnen auf den Blüten, kommen tatsächlich weniger Bienen, da sie von den Spinnen vom Blütenbesuch abgehalten werden. Doch die Spinnen fressen nicht nur Bestäuber. Sie eliminieren auch pflanzenfressende Insekten oder deren Raupen, die sich von Blüten oder Früchten ernähren, und den Pflanzen schaden. Die Krabbenspinnen nützen so den Pflanzen – ganz nach dem Prinzip «der Feind meines Feindes ist mein Freund». Dieser Nutzen ist offenbar so gross, dass die Pflanzen nach einem Befall mit Frassinsekten den Duftstoff, der die Spinnen anlockt, in grösserer Menge abgeben. Dieser «Hilferuf» zeigt Wirkung: Die Spinnen besuchen daraufhin besonders oft die befallenen Blüten, wo sie reiche Beute vorfinden.

    Interaktionen verstehen zum Schutz von Ökosystemen

    Die Studie zeigt, dass der Effekt von interagierenden Organismen stark vom ökologischen Kontext abhängt. In komplexen Ökosystemen lassen sich die Konsequenzen nicht immer vorhersagen. Das bedeutet, dass das Verschwinden bestehender bzw. das Erscheinen neuer Interaktionspartner unvorhersehbare Folgen für einzelne Mitglieder eines Ökosystem haben kann. «Es ist daher wichtig, die Interaktionen zwischen Organismen und deren Folgen besser zu verstehen, um die Erkenntnisse zum Schutz von Ökosystemen oder im biologischen Landbau anwenden zu können», folgert Florian Schiestl.

    Literatur:
    Anina C. Knauer, Moe Bakhtiari and Florian P. Schiestl. Crab spiders impact floral-signal evolution indirectly through removal of florivores. Nature Communications. April 10, 2018. DOI: 10.1038/s41467-018-03792-x

    Kontakt:
    Prof. Dr. Florian Schiestl
    Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik
    Universität Zürich
    Tel. +41 44 634 84 09
    E-Mail: florian.schiestl@systbot.uzh.ch


    More information:

    http://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2018/Krabbenspinnen-helfen-Blueten...


    Images

    Indem Krabbenspinnen Raupen fressen, helfen sie der Blütenpflanze.
    Indem Krabbenspinnen Raupen fressen, helfen sie der Blütenpflanze.
    Anina C. Knauer
    None

    Sitzen Krabbenspinnen auf den Blüten, halten sie neben Bienen auch Schädlinge vom Besuch ab.
    Sitzen Krabbenspinnen auf den Blüten, halten sie neben Bienen auch Schädlinge vom Besuch ab.
    Anina C. Knauer
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Environment / ecology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).