idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/16/2019 12:39

Neurofeedback hilft Lernerfolg zu steuern

Arne Dessaul Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Um die gigantischen Mengen an Information, die auf uns einströmen, effizient bewältigen zu können, nutzt unser Gehirn Filtersysteme. Neuronale Alpha-Oszillationen gehören dazu. Sie helfen, den Informationsfluss in bestimmten Gehirnregionen herunterzufahren. Durch ein spezielles Training lassen sich die Oszillationen gezielt beeinflussen. Ein Team des Neural Plasticity Labs am Institut für Neuroinformatik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Abteilung für Neurologie des RUB-Klinikums Bergmannsheil hat herausgefunden, dass Probanden so selbst Einfluss auf ihren Lernerfolg in einer Tastaufgabe nehmen können. Sie berichten im Journal Nature Communications vom 16. Januar 2019.

    Dank einem Wechselspiel aus Hemmung und Enthemmung bestimmter Areale kann unser Gehirn die Verarbeitung besonders wichtiger Reize stets gewährleisten. Neuronale Alpha-Oszillationen regulieren den Informationsfluss in bestimmten Gehirnregionen herunter, sodass Kapazitäten für die Verarbeitung neuer Reize frei werden. „Das richtige Timing von Alpha-Oszillationen hängt stark mit der Leistung in kognitiven Aufgaben und Wahrnehmungstests zusammen“, erklärt Privatdozent Dr. Hubert Dinse vom Institut für Neuroinformatik und der Abteilung für Neurologie am Bergmannsheil.

    Bislang war allerdings unklar, ob sich Lernleistungen auch durch Alpha-Oszillationen beeinflussen lassen. Um das zu klären, brachte das Team, zu dem neben Hubert Dinse Marion Brickwedde und Marie C. Krüger gehören, jungen gesunden Menschen bei, ihre Alpha-Oszillationen herauf- oder herunter- zu regulieren.

    Gedanken und Gefühle beeinflussen die Oszillationen

    Dazu nahmen die Probandinnen und Probanden an zwei aufeinander folgenden Tagen an einem sogenannten Neurofeedbacktraining teil, in dem sie in Echtzeit Rückmeldung über ihr Gehirnsignal in Form von Farben auf einem Computerbildschirm bekamen. „So konnten die Teilnehmer lernen, durch welche Gedanken oder Gefühle sie eine Verstärkung oder Verringerung von Alpha-Oszillationen in Tastsinn-verarbeitenden Regionen des Gehirns hervorrufen können“, erklärt Marion Brickwedde.

    Im Anschluss daran wurde der rechte Zeigefinger der Teilnehmer für 20 Minuten elektrisch stimuliert. Das regt kortikale Lernprozesse an und verbessert den Tastsinn. Dieser Prozess ist unabhängig von Vorerfahrung, Motivation oder Aufmerksamkeit und ermöglicht somit eine besonders effiziente Untersuchung der kortikalen Grundlagen des Lernens.

    Lernerfolg verstärkt sich oder bleibt aus

    Bei Teilnehmern, die ihre Alpha-Oszillationen erfolgreich verstärken konnten, verbesserte sich der Tastsinn besonders stark. Im Gegensatz dazu verbesserten sich Teilnehmer, die ihre Alpha-Oszillationen verringerten, im Durchschnitt durch die Stimulation gar nicht.

    Mögliches Mittel in Alltag, Reha und Klinik

    Erklären lässt sich dieser Prozess durch eine gezielte neuronale Ressourcenverteilung. Starke Alpha-Oszillationen verringern die Informationsverarbeitung, wodurch viele neuronale Ressourcen frei werden, die dann für wichtige eintreffende Informationen zur Verfügung stehen. Sind nur wenige Ressourcen verfügbar, wie das bei niedrigen Alpha-Oszillationen der Fall ist, ist die Informationsverarbeitung weniger effizient. „Alpha-Neurofeedbacktraining könnte also ein Mittel darstellen, Lernerfolg in alltäglichen, aber auch in rehabilitativen oder klinischen Kontexten zu verstärken“, folgert Hubert Dinse.


    Contact for scientific information:

    Dr. Hubert Dinse
    Neural Plasticity Lab
    Institut für Neuroinformatik
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 25565
    E-Mail: hubert.dinse@rub.de


    Original publication:

    Marion Brickwedde, Marie C. Krüger, Hubert R. Dinse: Somatosensory alpha oscillations gate perceptual learning efficiency, in: Nature Communications, 2018, DOI: 10.1038/s41467-018-08012-0


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).